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Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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Versager etwas zugestoßen sein musste. Manchmal verstand der Chef einfach nicht, warum die Leute einfach nie nur das machen konnten, was er ihnen auftrug.
    Es wurde Zeit, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, das war ihm jetzt klar. Als Erstes suchte er das Autokennzeichen heraus, das Humpen ihm durchgegeben hatte. Er brauchte nur ein paar Minuten, bis er über das Kfz-Register herausgefunden hatte, dass es sich um einen roten VW Passat handelte. Halterin: Gunilla Björklund, Sjötorp, Rottne, Småland.

11. KAPITEL
1945–1947
    Wenn es denn überhaupt möglich ist, dass jemand nach Konsum einer ganzen Flasche Tequila von einer Sekunde auf die andere stocknüchtern wird, dann gelang dieses Kunststück dem Vizepräsidenten Harry S. Truman in diesem Moment.
    Präsident Roosevelts plötzliches Ableben setzte dem gemütlichen Essen ein jähes Ende, denn Truman musste jetzt sofort nach Washington ins Weiße Haus. Allan blieb allein im Restaurant und musste sich eine ganze Weile mit dem Oberkellner herumstreiten, damit er die Rechnung nicht aus eigener Tasche begleichen musste. Schließlich ließ sich der Mann von Allans Argument überzeugen, dass der zukünftige Präsident der USA wohl als kreditwürdig gelten konnte und dass man nun jedenfalls auch seine Anschrift kannte.
    Allan machte einen erfrischenden Spaziergang zurück zur Militärbasis, wo er weiter als Assistent von Amerikas besten Physikern, Mathematikern und Chemikern arbeitete, die sich in Allans Anwesenheit jetzt jedoch etwas befangen fühlten. Irgendwann kippte die Stimmung, und nach ein paar Wochen überlegte sich Allan, dass er sich nach einem neuen Wirkungskreis umsehen sollte. Ein Anruf aus Washington für Mr. Karlsson löste das Problem:
    »Hallo, Allan. Hier ist Harry.«
    »Welcher Harry?«, fragte Allan.
    »Truman, Allan. Harry S. Truman, der Präsident, zum Kuckuck!«
    »Ach nein, das ist ja nett! Vielen Dank noch mal für den netten Abend neulich, Herr Präsident. Ich hoffe, Sie mussten sich auf der Heimfahrt nicht selbst hinters Steuer klemmen.«
    Nein, das hatte der Präsident nicht tun müssen. Trotz der ernsten Lage war er auf einem Sofa in der Air Force 2 sofort eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als die Maschine fünf Stunden später zur Landung ansetzte.
    Doch jetzt sah die Lage so aus, dass Harry Truman einige Angelegenheiten von seinem Vorgänger geerbt hatte, und bei einer davon könnte der Präsident eventuell Allans Hilfe brauchen. Ob Allan das wohl einrichten könnte?
    Das meinte Allan auf jeden Fall, und schon am nächsten Morgen checkte er zum letzten Mal aus der Militärbasis Los Alamos aus.
    * * * *
    Das Oval Office war ungefähr genauso oval, wie Allan es sich vorgestellt hatte. Jetzt saß er in ebendiesem seinem Trinkkumpan aus Los Alamos gegenüber und hörte sich dessen Geschichte an.
    Die Sache war die, dass der Präsident von einer Frau belästigt wurde, die er aus politischen Gründen nicht ignorieren konnte. Sie hieß Song Meiling, ob Allan wohl zufällig mal von ihr gehört hatte? Nicht?
    Wie auch immer, sie war die Frau des Kuomintang-Anführers Chiang Kai-shek in China. Außerdem war sie umwerfend schön, hatte in Amerika studiert, war sehr gut mit Frau Roosevelt befreundet, zog Tausende von Zuschauern an, wo immer sie auftrat, und hatte sogar schon einmal eine Rede im Kongress gehalten. Und jetzt setzte sie Präsident Truman ganz schrecklich zu, weil sie von ihm erwartete, dass er die mündlichen Versprechen einhielt, die Präsident Roosevelt ihr angeblich für ihren Kampf gegen die Kommunisten gegeben hatte.
    »Wusst ich’s doch, dass es wieder auf Politik rauslaufen würde«, sagte Allan.
    »Das lässt sich schwerlich vermeiden, wenn man Präsident der Vereinigten Staaten ist«, meinte Harry Truman.
    Momentan lag der Kampf zwischen Kuomintang und Kommunisten auf Eis, weil sie in der Mandschurei einigermaßen dieselben Interessen verfolgten. Doch die Japaner würden sich sicher bald zurückziehen müssen, und dann würden sich die Chinesen wieder untereinander bekriegen.
    »Woher weißt du, dass die Japaner sich zurückziehen?«, erkundigte sich Allan.
    »Na, wenn sich das einer ausrechnen kann, dann ja wohl du«, erwiderte Truman und wechselte rasch das Thema.
    Der Präsident langweilte Allan mit einer ausführlichen Schilderung der Entwicklungen in China. Die Meldungen des Nachrichtendienstes besagten, dass die Kommunisten im Bürgerkrieg mehr Unterstützung hatten, und im Office of Strategic Services

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