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Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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zurechtkam. Caracas wollte sich jetzt ein Taxi rufen, nach Arlanda fahren und nach Hause fliegen zu seiner Familie in … Caracas. Da riefen einen die Leute dann wenigstens wieder beim richtigen Namen.
    » ¡Vete a la mierda! «, heulte Caracas und rannte hinaus.
    Der Chef seufzte schwer. Diese Bescherung wurde von Minute zu Minute übler. Erst verschwand Bolzen, und der Chef musste sich im Nachhinein eingestehen, dass er seinen Frust zum Teil an Humpen und Caracas ausgelassen hatte. Dann verschwand Humpen, und der Chef musste sich im Nachhinein eingestehen, dass er seinen Frust zum Teil an Caracas ausgelassen hatte. Und dann verschwand Caracas – um Wassermelonen zu kaufen, und der Chef musste sich im Nachhinein eingestehen, dass er … ihm in seinem Frust nicht die Melone auf den Schädel hätte donnern dürfen.
    Jetzt musste er alleine Jagd machen auf … ja, worauf eigentlich? Das wusste er selbst nicht recht. Sollte er Bolzen suchen? Hatte Bolzen etwa den Koffer geklaut, könnte er wirklich so bescheuert gewesen sein? Und was war mit Humpen passiert?
    Der Chef fuhr standesgemäß in seinem nagelneuen BMW X5. Und meistens viel zu schnell. Die Beamten im Zivilpolizeiauto, die zu seiner Beschattung abgestellt waren, zählten während der Fahrt nach Småland die Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung und waren sich nach dreihundert Kilometern einig, dass der Mann am Steuer dieses BMW seinen Führerschein in den nächsten vierhundert Jahren nicht zurückbekommen dürfte, wenn man ihn für alles belangte, was er sich auf der Straße so einfallen ließ. Aber das würde natürlich nie geschehen.
    Die Route führte jedenfalls an Åseda vorbei, wo die beiden von Kommissar Aronsson abgelöst wurden, dem Kollegen aus Stockholm. Er bedankte sich für ihre Hilfe und erklärte, ab hier komme er allein zurecht.
    Mit Hilfe der GPS-Navi im BMW hatte der Chef keine Probleme, bis nach Sjötorp zu finden. Aber je näher er kam, desto ungeduldiger wurde er. Er steigerte seine bereits illegale Geschwindigkeit derart, dass Kommissar Aronsson kaum noch hinterherkam. Er musste ja auch die ganze Zeit einen gewissen Abstand halten, damit Per-Gunnar »Chef« Gerdin nicht merkte, dass er verfolgt wurde. Aber um der Wahrheit die Ehre zu geben, verlor Aronsson den Chef jetzt beinahe aus den Augen. Nur auf den Straßenabschnitten, die über eine gewisse Strecke schnurgerade verliefen, konnte er den BMW noch sehen, bis er … ja, bis er ihn irgendwann nicht mehr sehen konnte!
    Wohin war Gerdin verschwunden? Er musste irgendwo abgebogen sein, oder? Aronsson ging vom Gas. Bei dem Gedanken, was jetzt vielleicht geschehen könnte, brach ihm der Schweiß auf der Stirn aus.
    Dort hinten konnte man links abbiegen, hatte er dort die Landstraße verlassen? Oder war er geradeaus weitergefahren bis … Rottne hieß dieser Ort wohl? Und hier waren lauter Bodenschwellen, hätte Aronsson Gerdin nicht allein deswegen schon wieder einholen müssen? Und was, wenn Gerdin nun doch nicht hier abgebogen war?
    Doch, bestimmt. Aronsson wendete und bog auf den Weg, auf dem er den Chef vermutete. Jetzt galt es die Augen offen zu halten, denn wenn Gerdin hier eingebogen war, musste er bald am Ziel sein.
    * * * *
    Der Chef stieg in die Eisen, um von 180 auf 20 herunterzubremsen. Rasch bog er auf den Waldweg ab, den das Navi ihm angezeigt hatte. Noch 3,7 Kilometer bis zum Fahrtziel.
    Kurz bevor er beim Sjötorper Briefkasten angekommen war, machte der Weg eine letzte Biegung, und der Chef sah gerade noch das Heck eines riesigen Lasters, der sich aus der Ausfahrt herausmanövriert hatte, in die der Chef wohl hineinfahren musste. Was jetzt? Wer saß in diesem Fahrzeug? Und wer war noch in Sjötorp?
    Der Chef beschloss, den Laster fahren zu lassen. Stattdessen bog er auf den kurvenreichen schmalen Weg, der, wie sich herausstellte, zu einem kleinen Wohnhaus führte, einem Viehstall und einem Geräteschuppen, der schon bessere Tage gesehen hatte.
    Aber kein Humpen. Kein Bolzen. Kein Tattergreis. Keine rothaarige Alte. Und definitiv kein Koffer mit Rollen.
    Der Chef blieb noch ein paar Minuten stehen und überlegte. Menschen hielten sich hier offenbar nicht mehr auf, aber hinter dem Stall standen zwei Autos versteckt: ein roter Passat und ein silberner Mercedes.
    »Ich bin also eindeutig am richtigen Ort«, sagte der Chef zu sich selbst. »Aber vielleicht ein paar Minuten zu spät?«
    Da beschloss er, dem Laster hinterherzufahren. Den einzuholen, sollte eigentlich nicht

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