Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
Vom Netzwerk:
Fichte.
    »Damit wäre wohl Nummer drei erledigt«, schätzte Julius.
    Alle zweibeinigen Passagiere des Busses sprangen heraus (der eine etwas leichtfüßiger als der andere) und gingen zu dem havarierten BMW.
    Ein den Freunden unbekannter Mann, höchstwahrscheinlich tot, hing über dem Lenkrad. Er umklammerte immer noch einen Revolver desselben Modells, mit dem Gauner Nummer zwei sie heute auch schon bedroht hatte.
    »Das wäre dann also der dritte«, sagte Julius. »Ich frag mich langsam, wie viele da noch nachkommen.«
    Benny protestierte schwach gegen Julius’ scherzhaften Ton. Einen Ganoven am Tag umzubringen, mochte ja noch angehen, aber jetzt waren sie schon bei zwei, und es war nicht mal sechs Uhr abends. Wenn es dumm lief, war immer noch Zeit für ein paar mehr.
    Allan schlug vor, den Toten Nummer drei irgendwo zu verstecken, weil es nie günstig war, wenn man in engerem Zusammenhang mit Leuten gesehen wurde, die man gerade um die Ecke gebracht hatte; jedenfalls nicht, wenn man diesen Umstand für sich behalten wollte, was Allan doch stark annahm.
    Da begann die Schöne Frau, den Toten auf seinem Lenkrad auszuschimpfen. Wie hatte er nur so scheißblöd sein können, sich quer über den Weg zu stellen?
    Der Tote antwortete, indem er leise röchelte und ein Bein bewegte.
    * * * *
    Kommissar Aronsson hatte nichts Besseres zu tun, als seine Fahrt in dieselbe Richtung fortzusetzen wie Chef Gerdin eine knappe halbe Stunde vor ihm. Natürlich machte er sich keine Hoffnungen, den Never-Again -Anführer einzuholen, aber vielleicht tauchte unterwegs ja noch etwas Interessantes auf? Ansonsten dürfte Växjo nicht mehr weit sein – der Kommissar musste irgendwo einchecken, um die neue Lage schriftlich festzuhalten und mal wieder eine Mütze Schlaf zu kriegen.
    Nach einer Weile entdeckte Aronsson das Wrack eines neuen BMW X5, das am Straßenrand an einem Fichtenstamm klebte. Kein Wunder, dass Gerdin von der Straße abgekommen war bei seinem selbstmörderischen Tempo, dachte Aronsson im ersten Moment. Doch bei näherem Hinsehen ergab sich ein anderes Bild.
    Erstens war das Auto leer. Der Fahrersitz war zwar voller Blut, aber ein Fahrer war nirgends zu entdecken.
    Zweitens war die rechte Seite des Autos extrem stark eingedrückt, und hie und da fanden sich Spuren von gelbem Lack. Irgendetwas Großes, Gelbes musste den Wagen mit voller Wucht gerammt haben.
    »Zum Beispiel ein gelber Scania B80 D11, Baujahr 1970«, murmelte Kommissar Aronsson.
    Das war zu diesem Zeitpunkt schon nicht allzu schwer zu erraten, und noch leichter wurde es, als er entdeckte, dass das vordere Nummernschuld des gelben Scania immer noch in der hinteren rechten Tür des BMW steckte. Aronsson musste nur die Buchstaben und Ziffern mit den Angaben in der Halterwechselbestätigung der Kfz-Meldestelle abgleichen, um sich seiner Sache ganz sicher zu sein.
    Der Kommissar verstand aber immer noch nicht, was hier eigentlich los war. Nur eines wurde ihm täglich klarer, so unglaublich es auch klang: Der hundertjährige Allan Karlsson und sein Gefolge schienen ziemlich gut darin zu sein, Leute umzubringen und anschließend die Leichen verschwinden zu lassen.

13. KAPITEL
1947–1948
    Allan hatte bestimmt schon bequemere Nächte verbracht als die, in der er bäuchlings auf der Ladefläche eines Lastwagens lag, der Richtung Teheran holperte. Kalt war es obendrein, und hier gab es keine Spezialziegenmilch, mit der man sich hätte wärmen können. Seine Hände waren immer noch auf dem Rücken gefesselt.
    Kein Wunder, dass Allan sich freute, als die Fahrt offenbar überstanden war. Am späten Vormittag hielt der Laster vor dem Eingang eines großen braunen Gebäudes im Zentrum der Hauptstadt.
    Zwei Soldaten zogen den Fremden gemeinsam auf die Füße und klopften ihm notdürftig den Staub ab. Dann nahmen sie Allan die Fesseln ab und bewachten ihn wieder mit vorgehaltenem Gewehr.
    Hätte Allan Persisch beherrscht, hätte er auf einem kleinen goldgelben Messingschild neben der Tür lesen können, wo er gelandet war. Aber er konnte kein Persisch. Und es war ihm auch egal. Im Moment war ihm die Frage wichtiger, ob er vielleicht ein Frühstück bekommen konnte. Oder ein Mittagessen. Am liebsten gleich beides.
    Die Soldaten wussten natürlich, wohin sie den mutmaßlichen Kommunisten gebracht hatten. Und als sie Allan durch die Tür schubsten, verabschiedete sich einer der Soldaten grinsend von ihm und fügte auf Englisch hinzu:
    » Good luck .«
    Allan bedankte sich

Weitere Kostenlose Bücher