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Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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sie wärmte nicht nur, sondern vertrieb zwischendurch auch die schreckliche Langeweile.
    Im Frühling 1947 waren sie endlich auf der südlichen Seite des höchsten Gebirges der Welt. Je näher sie an die iranische Grenze kamen, umso eifriger unterhielten sich die drei iranischen Kommunisten über die Zukunft ihrer Heimat. Jetzt würde man ein für alle Mal die Ausländer aus dem Land jagen. Schlimm genug, dass die Briten den korrupten Schah jahrelang unterstützt hatten. Aber als der es irgendwann satthatte, nach ihrer Pfeife zu tanzen, und aufmuckte, setzten ihn die Briten kurzerhand ab und brachten seinen Sohn auf den Thron. Allan musste an Song Meilings Beziehung zu Chiang Kai-shek denken und dachte bei sich, dass die Menschen in der weiten Welt schon wirklich seltsame Familienbande unterhielten.
    Der Sohn war leichter zu bestechen als sein Vater, und so kontrollierten die Briten und Amerikaner mittlerweile das iranische Öl. Dem würden die drei von Mao Tse-tung inspirierten Kommunisten ein Ende setzen. Leider orientierten sich andere iranische Kommunisten eher an Stalins sowjetischen Ideen, und dann gab es noch jede Menge anderer störender revolutionärer Elemente, die auch noch die Religion mit hineinmischten.
    »Interessant«, bemerkte Allan und meinte genau das Gegenteil.
    Man antwortete ihm mit einer langen marxistischen Erklärung. Dieses Thema sei mehr als interessant! Und das Trio war entschlossen, entweder zu siegen oder zu sterben!
    Schon am nächsten Tag stand fest, dass Letzteres der Fall sein würde, denn sowie die vier Freunde den Fuß auf iranischen Boden setzten, wurden sie von einer zufällig vorbeikommenden Grenzpatrouille verhaftet. Die drei Kommunisten hatten dummerweise jeder ein Exemplar des Kommunistischen Manifests in der Tasche (obendrein auch noch auf Persisch), wofür man sie auf der Stelle erschoss. Allan überlebte, weil er keine Literatur im Gepäck führte. Außerdem sah er nach Ausländer aus, da waren erst mal weitere Nachforschungen angesagt.
    Mit einer Gewehrmündung im Rücken nahm Allan die Mütze ab und dankte den drei erschossenen Kommunisten dafür, dass sie ihm auf dem Weg über den Himalaya Gesellschaft geleistet hatten. Irgendwie würde er sich niemals richtig daran gewöhnen, dass alle neuen Freunde, die er fand, früher oder später vor seinen Augen sterben mussten.
    Doch man ließ ihm nicht viel Zeit zum Trauern. Vielmehr fesselte man ihm die Hände auf dem Rücken und warf ihn auf eine Decke auf der Ladefläche eines Lkws. Mit der Nase in der Decke bat er die Männer auf Englisch, ihn zur schwedischen Botschaft in Teheran zu bringen, oder wahlweise zur amerikanischen, für den Fall, dass Schweden keine diplomatische Vertretung in der Stadt haben sollte.
    » Khafe sho! «, lautete die drohende Antwort.
    Allan verstand sie nicht, aber er begriff trotzdem. Es konnte sicher nicht schaden, wenn er jetzt eine Weile den Mund hielt.
    * * * *
    Auf der anderen Seite des Erdballs, in Washington, D. C., hatte Harry S. Truman so seine eigenen Sorgen. Langsam, aber sicher standen in Amerika Präsidentschaftswahlen an, und es galt, sich richtig zu positionieren. Die wichtigste strategische Frage war die, wie weit er den Negern in den Südstaaten entgegenkommen wollte. Es galt, einen Mittelweg zu finden: sich einerseits fortschrittlich geben, andererseits aber auch nicht zu nachgiebig wirken. Auf diese Weise gewann man die öffentliche Meinung für sich.
    Auf der Weltbühne musste er sich mit Stalin auseinandersetzen. Hier war er allerdings zu keinerlei Kompromissen bereit. Stalin mochte den einen oder anderen eingewickelt haben, aber nicht Harry S. Truman.
    China war inzwischen schon längst Geschichte. Stalin ließ diesem Mao jede erdenkliche Hilfe zukommen, und Truman konnte den Amateur Chiang Kai-shek einfach nicht in gleichem Maße weiter unterstützen. Song Meiling hatte bekommen, worum sie gebeten hatte, aber jetzt war es auch mal genug. Was wohl aus Allan Karlsson geworden war? Wirklich ein netter Kerl.
    * * * *
    Chiang Kai-sheks militärische Niederlagen häuften sich. Und Song Meilings eigene Unternehmungen scheiterten, als der verantwortliche Sprengstofftechniker verschwand und obendrein noch die Braut der Witzfigur mitnahm.
    Song Meiling verlangte wiederholt eine Audienz bei Präsident Truman, um ihn eigenhändig dafür zu erwürgen, dass er ihr diesen Allan Karlsson geschickt hatte. Doch Truman hatte nie Zeit, sie zu empfangen. Vielmehr zeigten die USA der Kuomintang

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