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Der Hundertjaehrige Krieg

Der Hundertjaehrige Krieg

Titel: Der Hundertjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Ehlers
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Orléans, den ersten Platz ein. 1389 hatte Ludwig Valentina Visconti geheiratet, die Tochter des Herzogs von Mailand, und seither wiesen seine politischen Ambitionen nach Italien, wo die Päpste und große Stadtkommunen wie Florenz und Genua französische Unterstützung suchten. Philipp von Burgund tat alles, um Ludwigs Pläne zu stören, und die Rivalität der Herzöge schadete nicht nur dem Land, sondern wirkte sich auch auf die Beziehungen zum englischen Hof aus.
    Seit 1389 hatte es Verhandlungen gegeben, um einen Friedensschluß herbeizuführen, doch Richard II. wollte Calais auf keinen Fall herausgeben und das Herzogtum Aquitanien dauerhaftseinem Onkel Johann von Lancaster übertragen. Ludwig von Orléans sah den einzigen Ausweg aus dem Dilemma in neuen Kriegsrüstungen, während Philipp der Kühne für seine importabhängigen und auf gute Wirtschaftsbeziehungen mit England angewiesenen flandrischen Landesteile Frieden brauchte.

6. Bourguignons und Armagnacs
 (1392–1420)
    Die gegensätzlichen Positionen der Herzöge von Burgund und von Orléans sollten sich in den folgenden Jahrzehnten bis zur militärischen Auseinandersetzung steigern, zum Krieg im Krieg. Philipp der Kühne hatte von seinem Vater Johann II. außer dem Herzogtum die Würde eines Königsstellvertreters in Burgund erhalten, und sein Bruder Karl V. erweiterte dieses Vikariat um den Raum der Diözesen Lyon und Langres, die Champagne, die Picardie und die Normandie. Kaiser Karl IV. hatte Philipp mit der zum Reich gehörenden Grafschaft Burgund belehnt, doch sollte er sie erst nach dem Tod der dort noch regierenden Margarethe von Artois übernehmen, der Mutter des Grafen von Flandern. Seinen Interessen in Flandern diente auch Philipps 1369 geschlossene Ehe mit Mathilde, der jungen Witwe seines Vorgängers Philipp de Rouvre, denn diese war die einzige Tochter des Grafen von Flandern und hatte fünf Grafschaften als Erbe zu erwarten: Flandern, Rethel und die Hälfte von Nevers durch ihren Vater; Burgund, Artois und die andere Hälfte von Nevers durch ihre Großmutter Margarethe von Artois.
    An der Peripherie Frankreichs begann damit ein Machtblock zu entstehen, der im Laufe der Zeit politische Eigendynamik entwickelte, doch lange wirkte das Auftreten Philipps des Kühnen befriedend und ebnete Karl V. den Weg für seine Konsolidierungspolitik. Der Herzog von Burgund war stets in die Pläne und Projekte des Königs eingeweiht, kannte und umwarb die hohen Kronbeamten, baute seine eigene Verwaltung nach dem so erfolgreichen königlichen Vorbild aus. Während seiner Feldzüge zur Niederschlagung des flandrischen Aufstandes 1382 und zur Abwehr des englischen Angriffs 1383 hat er das Land und seine Bewohner möglichst geschont, um sich denen alsSchutzherr zu empfehlen, die ihn noch immer als Vertreter einer den flandrischen Städten gegenüber feindlichen französischen Krone und des Hauses Valois sahen. In Frankreich selbst wurde die zunehmend eigenständige, fürstliche Maße weit übersteigende Macht Philipps schon mit Argwohn und Skepsis betrachtet, denn aus der Verbindung Flanderns mit dem Herzogtum Burgund konnte leicht ein neues Reich entstehen, und bald meinte der Name «Burgund» tatsächlich nicht mehr nur das französische Herzogtum, sondern die Gesamtheit aller von Philipp dem Kühnen und seinen Nachkommen beherrschten Territorien. Als Fernziel lockte die territoriale Verbindung der burgundischen Ober- und Niederlande, doch sie war nur bei klugem Handeln in einem komplexen Beziehungsfeld möglich, das die von Philipp zeitweise faktisch ausgeübte, immer aber stark bestimmte Regierung Frankreichs ebenso einschloß wie den englischen Kriegsgegner, mit dem so bald wie möglich Frieden zu schließen war.
    Im Sommer 1394 begann eine neue Phase der Beziehungen zwischen England, Frankreich und Burgund, als der englische Hof nach dem Tod Annas von Böhmen, der Gemahlin Richards II., eine Heiratsverbindung zwischen Richard und Isabella vorschlug, der damals sechsjährigen Tochter Karls VI. Die Unterhändler einigten sich schnell, vor allem auf Initiative Philipps des Kühnen, der hier die Chance zum Frieden für Flandern sah, und so schloß man im Oktober 1396 einen Waffenstillstand, dessen Terminierung auf achtundzwanzig Jahre ziemlich unrealistisch war, aber den ernsthaften Friedenswillen beider Seiten signalisieren sollte. Am 4. November 1396 konnte in Calais die Hochzeit Richards mit Isabella gefeiert werden, und der Waffenstillstand

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