Der Hundertjaehrige Krieg
erst zwei Jahre später unter militärischem Druck und mit Amnestieversprechen wieder befriedet werden. Schon Anfang des Jahres 1382 hatten sich die wichtigsten flandrischen Städte unter Führung Gents gegen den Grafen gewendet, der seinen Schwiegersohn, Herzog Philipp von Burgund, zu Hilfe rief.
Im August bewog Philipp den Regentschaftsrat zum Eingreifen und fand Zustimmung, weil der Bürgerkrieg eine englische Landung in Flandern geradezu provozierte. Der mittlerweile vierzehnjährige Karl VI. erhob im Kloster Saint-Denis die Oriflamme, das angeblich auf Karl den Großen zurückgehende Kriegsbanner der französischen Könige, und gab damit zu verstehen, daß dies kein gewöhnlicher Feldzug war, sondern ein Krieg zur Wiederherstellung der monarchischen Ordnung inund über Flandern. Der Herzog von Burgund ließ verbreiten, daß man kämpfen wolle, um die Flandrer ins Lager Papst Clemens VII. zu zwingen: Da seit 1378 in der Christenheit zwei Päpste um Anerkennung stritten, nämlich Urban VI. (für den sich England, Deutschland und der größte Teil Italiens entschieden hatten) und Clemens VII. (den Frankreich, Burgund, Savoyen, Neapel-Sizilien und Schottland als rechtmäßigen Nachfolger des heiligen Petrus akzeptierten), konnte jede politische Aktion schnell zur religiösen Frage gewendet werden.
Am 27. November 1382 traf das königliche Heer bei Roosebeke in der Nähe von Kortrijk auf die Genter Stadtmilizen; weil man Verbrüderung der eigenen Fußtruppen mit den Städtern fürchtete, stand die franko-burgundische Ritterschaft in vorderster Front, umfaßte attackierend den Gegner von den Flanken her und richtete unter den auf diese Weise Eingeschlossenen ein schweres Blutbad an. Die Stadt selbst konnte nicht erobert werden, doch Brügge erkannte jetzt den König von Frankreich als seinen legitimen Herrn an, verließ das englische Bündnis und die Oboedienz Urbans VI. Obwohl die Besiegten als schuldige Rebellen betrachtet wurden, amnestierte der Graf von Flandern ihre führenden Köpfe und handelte damit ganz im Sinne des Herzogs von Burgund, der ein befriedetes und möglichst wenig zerstörtes Land erben wollte. Paris hingegen erlebte im Januar und Februar 1383 eine Strafaktion der königlichen Truppen, die mit Massenverhaftungen und Todesurteilen vor allem das reiche, selbstbewußte Bürgertum einschüchtern und von weiteren kommunalen Autonomiebestrebungen abhalten sollte. Das ehrwürdige Amt des
prévôt des marchands,
des Vertreters der Kaufmannschaft in der Stadtregierung, wurde mit der königlichen
prévôté de Paris
zusammengelegt, so daß die Stadt künftig direkt und ausschließlich von einem Amtmann des Königs verwaltet wurde. Gilden und Zünfte verloren nicht nur ihre interne Gerichtsbarkeit, sondern sogar das Versammlungsrecht, und demonstrativ machte der
prévôt de Paris
das bürgerliche Rathaus zu seinem Amtssitz. In Rouen erledigten königliche Kommissare ihren Auftrag nicht weniger gründlich, so daß besonders der bürgerliche Mittelstand im gesamten Seinetal diebisherigen Grundlagen seiner wirtschaftlichen und politischen Existenz verlor. Weil die Folgen für Handel und Gewerbe unübersehbar negativ waren, wurden im Laufe der nächsten Jahre die harten Eingriffe für die Hauptstadt Stück für Stück zurückgenommen, so daß Paris bis zur Jahrhundertwende seine kommunale Verfassung im wesentlichen wiedererlangt hatte und dazu ganz erhebliche ökonomische Vorteile, denn der Konkurrent Rouen blieb weiterhin benachteiligt. Die gesamte Normandie fiel wirtschaftlich gegenüber der Île de France zurück.
Im gleichen Maße wie der Sieg bei Roosebeke die Position des Königs von Frankreich gestärkt hatte, sah die Regierung Richards II. ihr flandrisches Operationsfeld bedroht und geschwächt. Als Reaktion bereitete man einen Feldzug gegen den Grafen von Flandern vor, den der Bischof von Norwich, Henry Despenser, als Kreuzzug für die Sache Urbans VI. ausgab. Am 23. Februar 1383 stimmte das Parlament in Westminster diesem frommen Vorhaben zu, wobei mancher mehr den englischen Wollexport im Sinn hatte und die Kurie Urbans VI. an den Finanzplatz Brügge dachte, über den sie ihre Transaktionen nach England und Skandinavien abwickelte. Obwohl es Zweifel an den militärischen Fähigkeiten des Bischofs von Norwich gab und viele sich fragten, warum die bislang zur Oboedienz Papst Urbans gehörenden Flandrer nur wegen ihrer Niederlage gegen den König von Frankreich plötzlich geschlossen auf
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