Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
nicht
rangehen?«
»Ist nur der
Schreiber.«
Eine Minute später
folgte eine SMS: »Manfred, du Held. Melde dich mal. Sogar der Innensenator will
dich nach deinem Urlaub sehen. Gruß Hans.«
Wortlos warf Wegner
das Handy in Veras Schoß. Nachdem diese die SMS gelesen hatte, juchzte sie
förmlich auf. »Die werden dir noch einen roten Teppich ausbreiten, wenn du
wieder ins Revier kommst.«
»Egal - ich hab
Urlaub.«
Kapitel
19
Frank Müller betrat
das Revier unter donnerndem Applaus. Jeder der Kollegen wollte ihm auf die
Schulter klopfen. Alle wollten mit ihm sprechen. Ihm sagen, dass er es richtig
gemacht habe. Dass es nicht ungestraft bleiben dürfe, einen Polizisten im
Dienst zu erschießen. Schon auf dem Parkplatz waren Müller die schwarzen
Fähnchen an den meisten der Peterwagen aufgefallen. Immer dann, wenn es einen
Kollegen erwischte, fühlte sich jeder daran erinnert, wie schnell es gehen
konnte. Wie unerwartet und brutal das Schicksal manches Mal völlig willkürlich
zuschlug.
Müller selbst fühlte
sich alles andere als glücklich oder zufrieden. Auch wenn die Schüsse
angebracht und zweifellos notwendig gewesen waren, so hatte er am Ende doch
auch nur zwei Leben unwiderruflich ausgelöscht. Immer wieder wurden sie in
Schulungen und Fortbildungen auf eine solche Situation vorbereitet. Wenn es
dann aber so weit war, konnte man das ganze Gefasel vom Grünen Tisch völlig
vergessen. Nur wer schon einmal in die Augen eines Sterbenden geschaut hatte,
konnte sich vorstellen, wie man sich danach als Verantwortlicher fühlte.
Endlich hatte Müller
sein Büro erreicht und konnte dem letzten Kollegen die Tür vor der Nase
zuschlagen. Auf seinem Schreibtisch lag ein ganzer Berg von Kurzmitteilungen,
Notizen und Glückwunschkarten. Er warf einen kurzen Blick auf die zahllosen
Zettel, nahm seinen Papierkorb und wischte den kompletten Haufen mit einer
Bewegung vom Tisch. Jetzt klopfte es an der Tür.
»Frank ... saubere
Arbeit ...«
»Raus!«
Fast zehn Minuten
dauerte es, bis er endlich die Gesichter der beiden toten Jungen ein wenig
verdrängen konnte. Nachdem er müde seinen Monitor eingeschaltet hatte, fiel ihm
gleich der blinkende Umschlag in der Taskleiste auf. Das sollte hoffentlich die
Antwort vom LKA sein. Kurz bevor er gestern Abend frustriert sein Büro verließ,
hatte er eine Anfrage an die Kollegen dort abgeschickt. Wie bei einer
Rasterfahndung hatte er alle bekannten Merkmale des Täters eingegeben. Den
Personenkreis jedoch auf entlassene Gewaltverbrecher, Vergewaltiger und Mörder
beschränkt. Zusätzlich hatte er versucht, Faktoren wie Reisegewohnheiten und
Jobs mit einzubeziehen. Manch einer dieser Exknackies arbeitete vielleicht auf
Montage und war nur gelegentlich in Hamburg. Irgendeiner musste doch in das Raster
passen. Keiner konnte derart willkürlich morden und sich auf Dauer verstecken.
Müllers Hand zitterte
sogar ein wenig, als er auf den blinkenden Umschlag klickte. Entgegen seiner
Befürchtungen gab es einen Treffer. Hecktisch öffnete er jetzt das mitgelieferte
Personenprofil. Axel Gruse, 37, in Hamburg geboren. Gruse hatte vor achtzehn
Jahren eine Nutte so derart hemmungslos zusammengeschlagen, dass diese zwei
Tage später im Krankenhaus verstarb. Aufgrund seiner beschränkten Art wurde er
damals nach Jugendstrafrecht verurteilt und saß insgesamt nur zehn Jahre.
Danach war er noch ein paar Mal in Erscheinung getreten. Körperverletzung,
Nötigung und einige Ladendiebstähle füllten seine Strafakte. Seit längerer Zeit
allerdings war es ruhig um ihn geworden. Müller betrachtete nachdenklich das
Foto von Axel Gruse. Kalte Augen hatte er. Ein Gesicht, dessen Ausdruck
nichts Warmes, nichts Herzliches hatte. Ganz im Gegenteil. Konnte das der
Hurenkiller sein?
***
Die Sonne linste
durch die bunten Gardinen und kitzelte Wegner in der Nase. Auch Vera räkelte
sich bereits neben ihm. Es war spät geworden, gestern Abend. Erst am Nachmittag
hatten sie das Krankenhaus erreicht, in dem das kleine Mädchen noch bis vor ein
paar Stunden um sein Leben gekämpft hatte. Mit ganz weichen Beinen hatten sie
wenig später dann die Intensivstation betreten. Als sie den dünnen Körper
sahen, an dem ein gutes Dutzend Schläuche und Kabel hingen, konnten beide die
Tränen nicht unterdrücken. Der behandelnde Arzt informierte sie kurz darauf über
den Zustand der Kleinen. »Sie kommt auf jeden Fall durch ... über bleibende
Schäden können wir noch nichts sagen.«
Manch eine
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