Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
der Polizisten nun allerdings aus
ihrem direkten Blickfeld verschwunden.
»Siehst du - die
feigen Schweine verpissen sich«, blaffte Pascal seinen Freund an.
»Die sammeln sich nur
und planen, wie sie uns hier ausräuchern.«
Eine weitere halbe
Stunde verging, ohne dass etwas passierte. Gerade bei Jugendlichen, die in der
Regel charakterlich noch nicht ausgereift waren, setzten Einsatzleiter gerne
auf Zeit. Die Mischung aus Ungeduld und Planlosigkeit hatte schon so manchen
Geiselnehmer zu unbedachten Taten verleitet.
Auch Frank Müller war
mittlerweile eingetroffen und über die Situation entsprechend informiert. Er
hockte direkt neben dem Einsatzleiter hinter einem breiten Mauervorsprung.
»Wie sieht euer Plan
aus?«, wollte er von seinem Kollegen wissen.
»Wir warten noch
fünfzehn Minuten. Wenn die Kerle bis dahin nicht von allein rauskommen, dann
gehen wir rein.«
»Ist das nicht viel
zu riskant?«
»Die haben zwei junge
Frauen da drin. Wollen Sie den Eltern der Kollegin morgen erklären, dass ihre
Tochter nur durch unser Zögern umgekommen ist?«
Müller schüttelte
nachdenklich den Kopf. »Vielleicht hab` ich eine Idee ...«
»Und die wäre?«
»Wir gehen durch den
Versorgungsschacht. Dann erwischen wir sie von hinten.«
»Woher wissen Sie,
dass da ein Schacht ist?«
»Ein Freund von mir
hatte, ein paar Geschäfte weiter, mal einen Krawattenladen. Ich hab ihm damals
bei der Einrichtung geholfen.«
»Und ... hat der
Freund den Laden noch?«
»Lief nicht so wie
vorgestellt.«
»Kein Wunder. Die
Dinger schnüren einem ohnehin nur den Sauerstoff ab.«
Nur fünf Minuten
später kroch Müller bereits mit zwei MEK-Beamten durch den schmalen Schacht.
Die Luft schmeckte metallisch und roch, als ob sie schon seit Jahren in diesen
stickigen Hohlräumen zirkulierte. Nach kurzer Zeit erreichten sie die Klappe,
welche zum Hinterzimmer des Tabakwarenladens führte. Kaum angekommen fluchte
Müller wütend in sich hinein. Das Stahlgitter war von innen mit einem
Vorhängeschloss gesichert. Vermutlich wollte der Inhaber damit Unbefugten den
Zugang zumindest erschweren. Wortlos informierte er den Beamten hinter sich,
indem er auf das Schloss deutete. Lächelnd griff dieser in seine Tasche und
holte eine massive Zange hervor. Müller schob das Werkzeug durch einen der
schmalen Schlitze und knackte das Schloss mit nur einem kräftigen Griff. Leise
schob er das Gitter beiseite und robbte auf den Knien in das dunkle
Hinterzimmer. Die beiden Polizisten folgten ihm ebenso lautlos. Müller deutete
auf die Tür zum Verkaufsraum, die geschlossen war. Dass diese nur nach innen
aufging, war definitiv kein Vorteil. Sie wussten nicht, wo sich die
Geiselnehmer versteckten. Nur dass die Zwei noch immer irgendwo hinter dem
Tresen hockten, konnte man ihnen per Funk bestätigen. Vorsichtig drückte einer
der MEK-Beamten die Klinke herunter und zog langsam die Tür auf. Noch bevor
Müller sich überhaupt bewegen konnte, sah er, wie der Kollege von einer Kugel
getroffen in den Raum zurückgeworfen wurde. Ohne lange nachzudenken, warf
Müller sich durch die halboffene Tür und feuerte drei ungezielte Schüsse in die
vermeintliche Richtung der Geiselnehmer ab. Zwei der Kugeln trafen Pascal in
den Oberkörper. Das letzte Geschoss durchschlug Tims Hals und zerfetzte dabei
eine seiner Schlagadern. Unter dem Tresen sah Müller eine Frau hocken, der das
Blut des Angeschossenen in hohem Bogen entgegenspritzte. Pascal war sofort tot.
Tims Obduktion ergab, dass er erst ein paar Minuten später seinen erheblichen
Verletzungen erlag. Der MEK-Beamte hingegen hatte Glück im Unglück. Die Kugel
war in seiner Weste steckengeblieben. Lediglich eine Rippe war gebrochen.
Kapitel
17
Langsam öffnete sich
die Schranke, um Wegner und Vera die Zufahrt zum Campingplatz zu ermöglichen.
Es war bereits früher Abend. Nach den Erlebnissen auf der Autobahn hatten sie
es heute nicht einmal bis Rostock geschafft. Vera hatte den Campingführer
studiert und war dabei auf diesen Platz gestoßen. »Manfred! Hier steht, dass
die Toiletten wie geleckt sind.«
»Das ist ja eklig!«
»Ach - du wieder ...«
Vorsichtig steuerte
Wegner das lange Gefährt auf den gemieteten Stellplatz. Nachdem er wutentbrannt
den kleinen Kiosk mit dem passenden Stromadapter verlassen hatte, konnte er
jetzt auch endlich das Kabel an den Camper anschließen. »Fünfundzwanzig Euro
für einen lächerlichen Stecker! Kein Wunder, dass wir den Platz fast für uns
allein
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