Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
haben. Das ist ja, als ob man ausgeraubt wird!«, schrie er dem
Platzbetreiber entgegen, bevor er dessen Tür zuknallte.
Nachdem Vera aus ein
paar Dosen, Pumpernickel und einigen Tomaten ein relativ passables Abendessen
gezaubert hatte, saßen sie noch lange unter der ausgefahrenen Markise des
Wohnmobils und genossen die letzten Strahlen der Sonne.
»Manfred?«
»Ja.«
»Hast du Angst?«
»Wovor?«
»Na vor Morgen.«
»Morgen?«
Vera warf sich auf
ihn und schlug lachend auf ihn ein. »Du weißt doch ganz genau, wovon ich rede -
vom Heiraten.«
»Heiraten?«
Vera nahm ihren Stuhl
und stieg ohne ein weiteres Wort in den Camper. Wegner wartete absichtlich noch
ein paar Minuten und folgte ihr dann. Als er reinkam, stand sie an der kleinen
Spüle, um das Geschirr vom Abendessen zu reinigen. Er umarmte sie fest von
hinten und drückte sie an sich. »Ich habe vor vielen Dingen Angst, mein Schatz.
Aber nicht davor dich morgen zu heiraten.«
Sie drehte sich um
und strahlte wie ein Honigkuchenpferd. »Und glaubst du denn, dass dein Freund
das mit den Papieren hinbekommt?«
»Ich weiß nicht.«
Wegner lachte in sich hinein. Sein Schulfreund hatte ihm schon am Nachmittag
per SMS darüber informiert, dass im Standesamt von Rostock bereits alle
Unterlagen bereitlägen. Aber das musste Vera ja nicht wissen. Ein bisschen
Spannung konnte ja nicht schaden.
»Hoffentlich passe
ich in mein weißes Sommerkleid.«
Wegner griff mit den
Händen um ihre Hüften. »An dir ist kein Gramm Fett. Warum also sollte es dir
nicht passen?«
Satt und müde saßen
die beiden wenig später auf der breiten Sitzbank, die sie schon in Kürze zum
Bett umbauen würden. Pünktlich zu den Spätnachrichten schaltete Vera nun den
Fernseher ein. Zwei der drei Schlagzeilen betrafen Wegner. Die eine direkt die
andere indirekt.
»Obama in Berlin ...«
... »Spektakuläre Rettung auf der Autobahn ...« ... »Zwei Tote nach Schießerei
in Hamburger Einkaufszentrum ...«
Vera stand wie
gelähmt vor dem kleinen Bildschirm. Nachdem der Bericht über Obamas ersten
Berlinbesuch als Präsident beendet war, wirkte der nun folgende wie ein Trailer
für einen Actionfilm. Einer der Schaulustigen hatte offensichtlich das gesamte
Geschehen mit einer hochauflösenden Videokamera gefilmt. In Großaufnahme war zu
sehen, wie Manfred Wegner mit dem Feuerlöscher die Scheiben zerschlug und eine
Person nach der anderen aus dem brennenden Wrack hervorzog. Der Bericht endete
mit tosendem Applaus der Meute und einem kurzen Interview mit dem Leiter des
Löschtrupps. Von einem Helden sprachen alle. Nur durch sein beherztes Handeln
seien die Frau und ihre beiden Kinder gerettet worden.
»Das nenne ich mal
eine Publicity - ich sag mal - Bombe«, ergänzte Vera die Meldung lachend.
»Pssst ... jetzt
kommt was über die Schießerei in Hamburg.«
Schon als die ersten
Bilder über den Bildschirm flimmerten, sprang Wegner nervös auf. »Das ist
Müller, Frank Müller!«
»Kennst du den …?«
»Na klar. Er ist der
dritte Mann in der Mordkommission. Seit Neustem leitet er den Laden. Ein
Arschloch ...«
»Manfred!«
»Ja was? Wenn er
könnte, dann würde er mir auch noch einen Diebstahl in der Kantine
unterstellen.«
Die folgenden Bilder
zeigten zwei Leichenwagen. Ein älterer Mann habe seine Zivilcourage mit dem
eigenen Leben bezahlt. Ferner sei ein Polizist erschossen worden. Er
hinterließe eine Frau und zwei Kinder.
Wegner donnerte mit
der Faust auf den Tisch, sodass Vera vor Schreck zusammenzuckte.
Am Ende habe Frank
Müller, Leiter der Hamburger Mordkommission, die Geiseln durch beherztes
Eingreifen gerettet. Beide Geiselnehmer seien im Rahmen der Befreiung getötet
worden.
»Das ist das erste
Mal, dass dieser Kerl was Gutes getan hat!«, kommentierte Wegner zufrieden.
»Manfred?«, säuselte
Vera nur ein paar Minuten später.
»Ja mein Schatz.«
»Ich will ins Bett.
Heute knöpfe ich mir meinen Helden mal so richtig vor.«
Kapitel
18
Nach einem kurzen
Zwischenstopp in Brighton, wo sie noch ein paar Container mit wichtigen
Autoteilen aufnahmen, hatten sie den Ärmelkanal bereits in der letzten Nacht
hinter sich gelassen. Martin Schiller stand auf der Brücke und studierte den
Wetterbericht für die kommenden Tage. Das Tiefdruckgebiet hatte sich, wider
Erwarten, nach Skandinavien verzogen. Ihrer hoffentlich ruhigen
Atlantiküberquerung sollte also nichts mehr im Wege stehen. Er wollte gerade
die Verbrauchsdaten der Maschine überprüfen, als das kleine
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