Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
sie den Streithähnen entgegen. »Es wird doch wohl
auch eine vernünftige Lösung geben!«
»Ich fahre kein Stück
zurück«, bellte Wegner giftig.
»Isch ooch nich«,
antwortete der Fahrer, nicht minder ungehalten.
Wegner war inzwischen
um den kleinen Lkw herumgelaufen und kam nun, breit grinsend von hinten zurück.
»Dein TÜV ist seit drei Monaten abgelaufen - und die Hinterreifen haben auch
schon bessere Tage gesehen. Ich werd wohl mal die zuständigen Kollegen der
örtlichen Wache anrufen, die können es dir mal genauer erklären.«
Ohne ein weiteres
Wort sprang der Fahrer nun in seinen LKW, legte krachend den Rückwärtsgang ein
und raste in einer Staubwolke bis zu einem Feldweg, der in einiger Entfernung
kreuzte. Als Wegner ihn kurz darauf passierte, sah er den ausgestreckten
Mittelfinger des Fahrers und lachte noch immer, als der LKW bereits lange außer
Sichtweite war.
Als sie wenig später
an ein paar kleinen Häusern vorbeifuhren, da fühlten sie sich fast an die
Nachkriegszeit erinnert. Im Hinterland der neuen Bundesländer gab es auch heute
noch genug Ecken, in denen die Zeit stillzustehen schien. Vor jedem der Häuser
liefen Hühner herum. Wenn Wegner nicht aufgepasst und voll in die Bremse
gestiegen wäre, dann hätte er um ein Haar sogar eine Ziege überfahren, die
meckernd am Wegesrand graste. Jetzt zog er einen Zettel aus der Hemdtasche.
»Hier ist es.«
»Hier ist was?«,
wollte Vera wissen und musterte ihn zweifelnd dabei.
»Na was wohl? Hier
wohnt die Mutter der Kleinen.«
Vera schaute auf das
verfallene Haus und schüttelte stumm den Kopf. »Hier wohnt die Frau?«
Das Haus sah wie eine
Ruine aus. Türen und Fenster schienen noch aus dem Ersten Weltkrieg zu stammen.
Bei Regen, das war sicher, würden im Inneren einige Eimer von Nöten sein.
»Ich kann es gar
nicht glauben, Manfred. Hier können doch keine Menschen leben.«
Wegner sprang aus dem
Camper und dehnte seine müden Knochen. Weiter hinten meckerte die Ziege, als ob
sie seine Ankunft melden wollte. Jetzt öffnete sich die Haustür und die junge
Frau trat heraus. Ihre blauen Flecken wirkten, als ob sie sich, in einem Anfall
geistiger Umnachtung, auf einen gewaltbereiten Ehemann eingelassen hätte. In
Ihrem Arm trug sie den schreienden Säugling, dessen Kopf noch immer bandagiert
war.
»Herr Wegner ... ich
freu mich so Sie zu sehen.«
»Die Freude ist ganz
auf meiner Seite. Sie kennen ja auch Vera, meine Frau.« An diese Bezeichnung
würde er sich wohl erst einmal gewöhnen müssen.
Die beiden Frauen
umarmten sich herzlich. Eine weitere Minute später hatte Vera bereits den
schreienden Zwerg auf dem Arm und lächelte diesen seltsam entrückt an. »Ist er
nicht wunderschön, Manfred?«
»Joa ... also ...
riecht er nach Kacke?«
»Wie sah Mandy aus?
Sie haben sie doch gesehen. Geht es ihr gut?« Die junge Frau wirkte nervös und
aufgekratzt.
»Waren Sie denn
selbst noch nicht bei ihr?«, wollte Vera wissen.
»Mein Auto ist
Schrott und ich hab kein Geld für ein neues. Und für ein Taxi bis dahin reicht
es leider auch nicht.« Die junge Frau kämpfte mit den Tränen. »Seitdem Ralf
gestorben ist, reicht es weder vorn noch hinten.«
»Ihr Mann?«
»Ja«, jetzt liefen
die Tränen, »er ist vier Wochen vor der Geburt des Kleinen mit dem LKW
verunglückt.«
»Oh Gott!«
»Ich kann Ihnen nicht
einmal etwas anbieten, außer Wasser.«
»Dann nehm` ich ein -
Wasser.« Wegner lachte und auch die beiden Frauen stimmten mit ein. Nachdem er
einen großen Schluck genommen hatte, schaute er Vera nachdenklich an, die gar
nicht von dem kleinen Kerl lassen konnte.
»Was ist? Du bist ein
Mann - du kannst das nicht verstehen.«
Er nickte träge. »Ich
muss mal telefonieren.«
»Mit wem?«
»Sei nicht so
neugierig.«
Er war ein paar
Schritte beiseite gegangen und zog nun sein Handy aus der Tasche. Er öffnete
die Anrufliste und drückte die grüne Taste. Schon kurz darauf nahm der Reporter
ab: »Na, Herr Wegner. Haben Sie es sich doch anders überlegt?«
»Was ist Ihnen die
Exklusiv-Story denn wert?«
»Fünfzigtausend ...
wenn Sie wollen noch heute.«
»Machen Sie hundert
draus. Ich rufe Sie in zehn Minuten wieder an und gebe Ihnen eine Kontonummer
durch.« Ohne ein weiteres Wort legte er auf und ging nun lächelnd auf die
beiden Frauen zu.
»Mit wem hast du
gesprochen, Manfred«, Veras Neugier war wirklich unerreicht.
Wegner ignorierte sie
einfach und wandte sich nun an die junge Mutter: »Ziehen Sie sich an.
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