Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
der
Krankenschwestern, die sich müde zum Dienst schleppten, schaute ein wenig
verblüfft. Es kam wohl nicht allzu oft vor, dass auf dem großen Parkplatz des
Krankenhauses Leute saßen und dort vor ihrem Wohnmobil ganz entspannt
frühstückten. Den pöbelnden Hausmeister hatte Wegner schon vor einer
Viertelstunde mit seiner Dienstmarke vertrieben.
»Und, mein Schatz ...
geht es heut wieder Richtung Ostsee?«, wollte Vera wissen.
»Wir haben noch eine
Verabredung. Danach fahren wir, wohin du willst.«
Sein Handy klingelte.
Eine Hamburger Nummer, die er jedoch nicht kannte.
»Wegner«, bellte er
in den Hörer.
»Spreche ich mit
Hauptkommissar Wegner?«
»Warum sollte ich
mich sonst mit dem Namen melden? Wer sind Sie und was wollen Sie?«, er hatte
einfach eine herzerwärmende Art.
Der Mann am anderen
Ende stellte sich als Mitarbeiter jener Zeitung vor, die Wegner zuletzt so
eindrucksvoll als schießwütigen Cowboy diffamiert hatte. Er wolle ein Interview
mit ihm vereinbaren und die Story um seine Heldentaten auf der Autobahn ganz
groß rausbringen.
Wegner überlegte
einen kurzen Moment.
»Und ... was denken
Sie darüber?«, drängelte der Reporter ungeduldig.
»Ich denke, dass Sie
mich herzlich gern am Arsch lecken können.« Dann legte er auf und lachte
schallend.
»Manfred! Was
Pressearbeit angeht, so musst du noch eine Menge lernen.«
»Stimmt! Ich habe
vergessen ihm Schläge anzudrohen.«
***
Nach einer weiteren
Stunde hatte Müller bereits die Antwort vom Einwohnermeldeamt auf dem
Bildschirm. Keine zehn Minuten später wusste er auch, wo Axel Gruse arbeitete
und wo er sich derzeit aufhielt. Laut Aussage seines Arbeitgebers war Gruse
zurzeit auf Montage. Die Firma baute Solaranlagen auf - in erster Linie auf
Einfamilienhäusern und kleinen Gewerbeobjekten. Müller bat die freundliche
Sekretärin um Gruses Einsatzpläne der letzten Monate, die kurz darauf bereits
aus dem Fax rollten.
Volltreffer. Er
lachte sogar laut auf. Bis auf den Zeitpunkt des zweiten Mordes stimmten seine
Arbeitspläne mit den Taten überein. Hecktisch griff Müller nun zum Telefon und
forderte Verstärkung an. In spätestens zwei Stunden würde das Schwein ihm schon
an seinem Schreibtisch gegenübersitzen.
Insgesamt sechs
Polizisten, die in drei Fahrzeugen saßen, rasten auf der Autobahn als Kolonne
hintereinander her. Gruses Trupp war in dieser Woche idealerweise in Seevetal
eingesetzt. Nur ein paar Kilometer südlich von Hamburg rüsteten sie dort ein
Bürohaus und auch das danebenliegende Lager mit Solarplatten aus. Müller hatte
mit dem Chef der Firma telefoniert, um ihn darüber zu informieren, dass er
schon ab Mittag auf einen seiner Mitarbeiter vor Ort verzichten müsse. Auch die
Kollegen in Niedersachsen hatte er vorsorglich informiert. Ein weiterer
Peterwagen der zuständigen Wache sollte sie an der Autobahnabfahrt bereits
erwarten.
Als der Tross vor der
Baustelle hielt, schauten die Monteure nur gelangweilt. Müller sprang aus
seinem Auto und lief energischen Schrittes auf den Neubau zu. »Wer von Ihnen
ist Axel Gruse?«
Einer der Männer
richtete sich träge auf. »Ich! Warum?«
»Sie sind vorläufig
festgenommen. Kommen Sie vom Dach runter, sofort.«
Kapitel
20
Kurz vor Mittag hatte
Wegner schnell alles wieder verstaut. Nach einem letzten kurzen Besuch auf der
Intensivstation saßen sie jetzt erneut im Wohnmobil und fuhren auf die
Bundesstraße. Wenig später setzte Wegner allerdings den Blinker und bog in eine
kleine Nebenstraße ab. Immer schmaler und schlechter wurde der Weg, je weiter
sie ihm durch das dichte Waldstück folgten. Von links und rechts schlugen
Blätter und Zweige gegen den Aufbau des Campers.
»Manfred, wo willst
du denn bloß mit mir hin?«, schimpfte Vera.
»Wir sind gleich da,
also beruhig dich.«
»Wenn uns hier einer
entgegenkommt, dann musst du fliegen lernen.«
Fast wie bestellt kam
ihnen schon kurz darauf einer dieser rollenden Eisverkäufer mit seinem
7,5-Tonner entgegen und hielt direkt vor ihnen an. Wenn Vera es nicht besser
gewusst hätte, dann standen sie in diesem Moment Wegners Zwillingsbruder
gegenüber. Wie von Sinnen gestikulierte und fluchte der Mann. Sein Kopf glich
einer Tomate. Fast zeitgleich sprangen nun beide Männer auf den Weg und
bepöbelten sich gegenseitig ohne Punkt und Komma. Vera befürchtete, dass es in
einer handfesten Auseinandersetzung enden würde, und stieg ebenfalls aus, um zu
schlichten.
»Habt Ihr den
Verstand verloren?«, schrie
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