Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
nur weitere Schaulustige an, die eine zusätzliche Gefahr für
sich selbst und zuletzt auch die Beamten darstellten.
Er parkte seinen
Wagen hinter einem der Einsatzfahrzeuge und begrüßte gleich zwei seiner
Streifenkollegen, die er seit Jahren kannte.
»Wo ist Hauser?«,
fragte er den Ersten.
»Steht da vorne ...
mit Sven Rauchel«, gab dieser grinsend zurück.
Wegner erinnerte sich
an den letzten Einsatz mit dem Leiter des MEKs. Ihn als unbeherrscht und
schießwütig zu bezeichnen, stellte fast noch eine Untertreibung dar. Immer wenn
dieser Rauchel mit seinen Männern auftauchte, dann war mit einem blutigen Ende
des Konfliktes zu rechnen. Wegner wunderte sich, dass man diesem Cowboy bis
heute das Leben diverser Kollegen anvertraute. Vielleicht lag es daran, dass sein
Vater ein hohes Tier beim BKA war. Regelmäßig musste dieser die schützende Hand
über seinen Sprössling halten.
»Stefan«, Wegner
begrüßte seinen Partner knapp. Sven Rauchel ignorierte er zunächst völlig.
Nicht zuletzt, um diesem Idioten zu demonstrieren, was er von ihm hielt.
»Was haben wir?«,
wollte Wegner wissen.
»Ihr durchgedrehter
Doktor hat sich mit drei jungen Frauen im Gebäude verschanzt. Den Inhaber hat
er wohl gleich erschossen ...«, antwortete Sven Rauchel ungefragt.
»Herr Rauchel«,
begann Wegner unfreundlich, »wenn ich von Ihnen etwas hören möchte, dann merken
Sie das schon.«
Beleidigt zog der
Leiter des MEKs ab und schrie kurz darauf ein paar seiner Männer an, die einen
Scheinwerfer zu dicht an seinen Wagen gerückt hatten.
»Es ist so, wie er sagt«,
fing jetzt Stefan Hauser an, »drei junge Frauen ... zwei aus dem Büro und die
afrikanische Putzfrau.«
»Und der Inhaber? Hat
er ihn wirklich direkt erschossen?«
»Es sieht so aus. Die
Streifenkollegen haben einen Schuss gehört und wir wissen, dass auch der Mann
noch im Büro war. Er hat seine Frau angerufen - die hat alles mitgehört, über
sein Handy.«
»Und unser Freund ...
?«
»Wollte schon vor
fünf Minuten stürmen. Aber ich hab ihm gesagt, dass du sicher sauer bist, wenn
er nicht auf dich wartet.«
Wegner nickte
nachdenklich. »Rauchel«, schrie er jetzt zum Leiter des Einsatzkommandos rüber.
»Für Sie immer noch Herr Rauchel, Herr Hauptkommissar!«
Wegner ignorierte den
Einwand schlichtweg. »Machen Sie Ihre Männer klar. Wir gehen rein und befreien
die Geiseln. Ich kann nicht noch mehr Tote gebrauchen.«
Nur drei Minuten
später meldete das MEK Einsatzbereitschaft. Man hatte eine kleine Kamera an der
Hauswand entlanggeschoben. Mike Gerlach befand sich mit seinen Geiseln noch
immer im Empfang der großen Steuerberatungsgesellschaft; hatte sich jetzt aber
hinter einem der riesigen Schreibtische verschanzt.
Der eiligst
zusammengeschusterte Plan sah vor, dass man im Foyer eine Blendgranate zünden
würde. Zeitgleich sollten dann sechs der Elitepolizisten in den Vorraum
eindringen, um den Geiselnehmer zu überwältigen. Außerdem würde man, im Moment
des Zugriffs, von außen sämtliche Fensterscheiben sprengen. Das sollte für
zusätzliche Verwirrung sorgen, welche hoffentlich ein schnelles und
unbeschadetes Eingreifen ermöglichte. Sven Rauchel betonte mehrfach
ausdrücklich, dass der Tod des Geiselnehmers, dem einer der Frauen oder
Kollegen, deutlich vorzuziehen sei.
Insgesamt ein Dutzend
Elitepolizisten hatte sich, nachdem die Eingangstür aufgebrochen war,
vorsichtig über die breite Marmortreppe in die zweite Etage vorgearbeitet. Per
Funk erhielt der Gruppenführer permanent den Status. Laut Rauchels Aussage, der
lässig am sicheren Kommandostand lehnte, wirkte die Situation im Foyer des
Steuerberaters momentan fast entspannt. Gerlach und seine Geiseln unterhielten
sich jetzt sogar miteinander. Hauser und Wegner waren direkt hinter den Männern
vom MEK und erwarteten gespannt, was nun folgen würde. Beide konnten die
Kommunikation der Eingreiftruppe per Kopfhörer mitverfolgen.
»Bravo-4 ... ich sehe
den Geiselnehmer. Er kniet hinter dem Schreibtisch. Gezielter Schuss nicht ohne
Gefährdung der Geiseln möglich ... wiederhole ... nicht möglich.«
Jetzt erkannte Wegner
die Stimme von Sven Rauchel: »Bravo-4 ... Blendgranate in 60 ... dann sprengen
wir die Fenster.«
»Verstanden, Bravo-1
... in 60 ... ab jetzt!«
Der Beamte schaute
auf seine Uhr. In seiner Rechten lag die Blendgranate, die er in knapp einer
Minute durch die halboffene Glastür ins Foyer werfen würde. Wegner konnte das
Adrenalin fast riechen. Alle Männer
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