Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
dreihundert Meter lange Riese, mit armdicken Stahltrossen
gefiert, endgültig an der Kaimauer lag. Als ob man nur auf ihr Eintreffen
gewartet hätte, setzten sich nun schon die ersten monströsen Ladekräne in
Bewegung. Nur ein paar Stunden sollte es dauern, bis auch der letzte
Iso-Container an ihren Haken baumeln würde. Im gleichen Moment begann man eilig
wieder mit der Beladung. Spätestens morgen Abend türmten sich zehntausend
andere dieser mächtigen Blechbüchsen an Deck, auf die man in Boston bereits
dringend wartete.
Früher Nachmittag.
Babsi hatte ihm vor einer halben Stunde eine weitere SMS geschickt. Sehnsüchtig
würde sie auf ihn warten. Ganz besonders freue sie sich auf das abendliche
Schäferstündchen. »Noch mehr freut sie sich wohl auf die fünfhundert Euro«,
murmelte Martin Schiller, als er langsam die schmale Reling hinabstieg.
»Einen schönen Tag in
Hamburg«, wünschte der zweite Maschinist ihm freundlich, bevor er in das
wartende Taxi stieg.
Er sollte Babsi am
Jungfernstieg treffen. Erst dort würden sie spontan entscheiden, in welchem der
schicken Restaurants sie ein paar Happen vertilgen wollten. Martin hatte
beschlossen, das Essen nicht allzu weit ausufern zu lassen. Er plante, Babsi
auf ganz andere Weise zu genießen. Sie sollte die Erste werden, deren Tod er
bereits vor dem heutigen Treffen ausführlich geplant hatte. Wenn er an das
letzte Mal dachte, an den Moment als die Hure ihren finalen Atemzug tat, dann
wurde es selbst heute noch eng in seiner Hose. Er musste einfach lernen, den
Höhepunkt auszukosten. Nicht hemmungslos und unbeherrscht zu agieren, sondern
den Augenblick so lange wie möglich hinauszuzögern.
Babsi kam ihm
strahlend auf dem Jungfernstieg entgegen. Kein Mann war in der Lage an ihr
vorbeizuschauen. Makellose Beine, deren leicht gebräunte Haut wie Seide wirkte.
High Heels, auf denen sie wie ein Modell dahin stolzierte. Obenrum ein Top, das
die berühmte »Handvoll« zwar betonte, aber nicht aufdringlich erscheinen ließ.
Kurzum: ein absoluter Hingucker!
Martin hauchte ihr
zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange, den sie mit einem ganz weichen und
zärtlichen Schmatzer auf seine Lippen beantwortete.
»Ich bin jetzt schon
spitz wie Nachbars Lumpi«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
Eilig entschieden sie
sich, nur ein paar Kleinigkeiten in einer der Passagen zu genießen und danach
so schnell wie möglich in ihr kleines Appartement an der Alster aufzubrechen. Es
ist schon seltsam , dachte Martin. Wenn ein Mann, selbst ein Zwerg wie er,
mit einer solchen Frau unterwegs war, dann flirtet jedes andere weibliche
Wesen, als ob es einen am liebsten gleich bespringen möchte. Hätte er alleine
vor der Sushi-Bar gesessen, wäre ihm bestenfalls Mitleid zuteilgeworden.
Nur eine halbe Stunde
später schob Babsi bereits den Schlüssel in ihre Haustür. Ihre perfekt
lackierten Fingernägel wirkten wie Krallen. Martin stellte sich vor, wie er ihr
die Hände brutal auf den Rücken fesseln und sie gleich zu Beginn hemmungslos
schlagen würde.
Wie ein Engel
stolzierte sie über das blankpolierte Parkett vor ihm her.
»Was möchtest du
trinken, Thomas?«
Er hatte ihr
vorsichtshalber einen falschen Namen genannt, man wusste ja nie.
»Nur einen Schluck
Wasser.«
»Na du scheinst es ja
eilig zu haben. Kannst es wohl gar nicht erwarten?«
Zum ersten Mal kam
Martin ihr Lachen künstlich und billig vor. »Sie hat es nicht besser
verdient« , dachte er, als er das Glas aus ihrer Hand nahm. Er hatte keine
Lust zu trinken. Keine Lust sich zu unterhalten. Ihre albernen Geschichten über
andere Kunden oder Kommilitonen zu hören. Er wollte Ficken. Sie Fesseln, Schlagen
... ihr das Leben aus dem Körper prügeln. Sonst nichts.
Kapitel
7
Manfred Wegner saß in
seinem Büro. Er hatte gerade den Hörer aufgelegt. Stefan Hauser lag zwar immer
noch auf der Intensivstation, aber es ging ihm schon deutlich besser. Nach nur
einem halben Tag lehnte sich der Professor nun bereits so weit aus dem Fenster,
bleibende Schäden auszuschließen.
Erleichtert atmete
der Hauptkommissar durch. In einem solchen Moment wurden sogar einem
emotionalen Kühlschrank wie ihm einige Dinge klar. Er kannte seinen Kollegen
seit vielen Jahren. Sie verstanden sich blind. Jeder verließ sich komplett auf
den anderen. Nicht nur beruflich - auch privat. Selbst die Tatsache, dass
Stefan Hauser schwul wie ein Starfriseur war, störte Wegner kaum noch. Wenn es
hart auf hart kam, dann konnte Hauser sogar noch
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