Der Hurenkiller - Teil 1
noch eine weitere Frau sterben, bevor sie dieses Schwein umlegen?«
»Den
Schützen haben die Kollegen schon auf die Wache gebracht. Der soll sich erst
einmal ausschlafen ... dann knüpfen wir uns das Kerlchen morgen früh vor.«
Fast
Halbzwei war es als das letzte Einsatzfahrzeug den Parkplatz vor dem Hurenhaus verließ.
Auch der Staatsanwalt war eine halbe Stunde zuvor aufgebrochen und hatte
Manfred Wegner nachdenklich zurückgelassen. Wie ein geprellter Freier wäre er
nun so, wie ein Häufchen Elend auf dem Bordstein sitzend, einem Vorbeifahrenden
erschienen.
Die
Ereignisse der letzten Wochen rasten durch seinen Kopf. Er sah die Leichen vor
seinem inneren Auge, sah Radu, den ersten Killer, welcher ihm damals, bei
seiner Festnahme, so hilflos und verzweifelt vorgekommen war. Jetzt hatten sie
den zweiten Killer gefunden ... und wieder war es »Kommissar Zufall«, dieses
Mal in Gestalt eines schießwütigen Zuhälters, der diesen Fall gelöst hatte.
Endlich würde Schluss sein, mit diesen sinnlosen Morden?
Völlig
unvermittelt machte ein Auto eine Vollbremsung vor ihm. Wegner konnte sogar die
Bremsen des Wagens riechen. Wutentbrannt sprang er auf und wollte schon
loslegen, als er Veras Lachen sah.
»Na mein
Schatz ... haben sie dich hier ganz allein gelassen?«
»Was
machst du hier ... es ist fast zwei Uhr nachts?!«
»Ich bin
auf deinem Sofa eingeschlafen. Gegen Eins hat mich dann Rex wachgeküsst.«
»Und
dann hast du nichts Besseres zu tun, als mitten in der Nacht in der Stadt
umherzufahren?«
»Ich
hatte nichts Besseres zu tun, als mir Sorgen um dich zu machen ... falls du es
noch nicht bemerkt hast ... ich mag dich, und zwar sehr.« Wütend warf Vera
jetzt die Tür zu und brauste ohne ein weiteres Wort davon. Wegner stand nun wie
ein begossener Pudel am Straßenrand und schaute ihrem Auto verzweifelt
hinterher. Die vielen frauenlosen Jahre hatten ihn wohl etwas aus der Übung
gebracht. Morgen früh würde er Blumen kaufen und mittags zu ihrer Redaktion
rüberfahren. Blumen wirkten doch immer ... das hatte sich hoffentlich nicht
geändert.
Kapitel 19
Schlechtgelaunt
betrat Wegner die Wache. Seine neugierigen Kollegen ignorierte er schlichtweg
und steuerte zielsicher sein Büro an. Hier saß schon Stefan Hauser, der sich
bereits mitten im Verhör mit dem Zuhälter befand.
»Morgen«,
brummelte er grimmig und setzte sich auffällig laut.
»Morgen,
Manfred.« Auch Hauser schien nicht deutlich besser gelaunt zu sein.
»Und ...
kann uns dieser »Held« mit etwas Neuem beglücken?«, wollte Wegner nun wissen
und musterte den Zuhälter verärgert.
»Ey ...
hast du Scheiße im Hirn? Der Typ hat meine Hure gekillt ... was hätte ich denn
da machen sollen?«, nahm der Muskelprotz die Antwort ruppig vorweg.
Wegner
sprang auf, packte den Kerl am Hemdkragen und zog ihn grob hoch. »Wenn du hier
noch einmal deine scheiß Fresse so aufreißt, dann schieb ich dir `n Baseballschläger
in den Arsch und lass dich in der Kantine für die Kollegen tanzen ... ist das
klar, du Spinner?«
Als
Antwort bekam er zwar nur ein widerwilliges Nicken, aber der Lude schien
verstanden zu haben. Besondere Erkenntnisse waren von diesem Typen ohnehin
nicht zu erwarten. Fest stand, dass Connys Kollegin schon kurz nach ihrem
Zusammentreffen mit dem rüden Dragan, ihre »Beschützer« angerufen hatte. Dass Diese
jedoch gerade mit ein paar neuen »Hühnern« in einer Kneipe saßen, führte zu
jener Verzögerung, die Conny letztendlich das Leben kostete. Auf Wegners Frage
hin, warum in einer sensiblen Zeit wie dieser, nicht zumindest ein Mann als
Reserve zurückbliebe, erntete er nur einen verständnislosen Blick.
»Es war
doch nur `ne Hure«, meinte auch dieser niveaulose Prolet noch entschuldigend
vorbringen zu müssen. Wegners schallende Ohrfeige würde sicher noch beim
Abendessen den Schädel des Zuhälters kräftig brummen lassen.
»Illegaler
Waffenbesitz, Beamtenbeleidigung und am Ende vielleicht noch Totschlag ... dich
werden wir ein paar Jahre nicht mehr auf der Straße sehen«, gab Wegner ihm noch
auf den Weg mit, als die beiden Uniformierten ihn in wieder abholten.
Gegen
Mittag brach der Hauptkommissar übereilt Richtung Zentrum auf, wo sich Veras
Verlag befand. Unter einem Vorwand hatte er dort schon morgens angerufen, um zu
erfahren, dass seine Angebetete den ganzen Tag im Hause sein würde.
Als er
wenig später dann im 25. Stock des Verlagsgebäudes den Fahrstuhl verließ,
konnte er Vera bereits ein Stück
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