Der Hurenkiller - Teil 1
entfernt an ihrem Schreibtisch sitzen sehen.
Reumütig schlich er in ihre Richtung. Sogar ihr Parfum konnte er riechen, das
heute besonders verführerisch auf ihn wirkte.
Auf sein
Räuspern hin drehte sich Vera nun langsam um und schaute ihm fest in die Augen.
Ausdruckslos musterte sie danach den Blumenstrauß. Keine Gefühlsregung, weder
eine Positive noch eine Negative konnte Wegner in ihrem Blick erkennen.
»Ich bin
nicht sauer auf dich, Manfred«, begann sie in reserviertem Ton. Offensichtlich
genoss sie es, ihn zappeln zu lassen. »Deine letzten Blumen sind mittlerweile
verwelkt und außerdem habe ich einfach Lust mit dir zum `Chinamann` zu gehen.«
Jetzt lachte sie fröhlich, drückte dem verdutzten Wegner einen dicken Kuss auf
und zog ihn bis zum Fahrstuhl hinter sich her. »Heute zahle ich, Herr
Hauptkommissar!«
Zurück
in seinem Kombi atmete Wegner erst einmal erleichtert auf. Dass Vera es ihm
schlussendlich so leicht machen würde - damit hatte er nicht gerechnet. Ein
Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es keinen Sinn mehr machte, ins Büro
zurückzufahren. Letzte Woche hatte eine der Vogelscheuchen aus der
Personalabteilung ihm eine Aufstellung seiner Überstunden ausgedruckt. Über Dreihundert
allein im vergangenen halben Jahr sollten wohl ausreichen, um mal an einem
Nachmittag früher nach Hause zu fahren.
Zum
Thema Urlaub hatte er sich schon ewig keine Gedanken mehr gemacht. Auch, weil
seine freien Tage ohnehin immer gleich aussahen: Ausschlafen, den ganzen Tag
essen und abends mit Rex und einem Sixpack an der Alster rumhocken. Er war
gespannt, ob sich auch Vera für diese Art der Freizeitgestaltung erwärmen
könnte. Seit so vielen Jahren war sie die Erste, mit der es überhaupt Sinn
machte, über gemeinsame Aktivitäten nachzudenken.
»Kann
dieses Rentnervolk denn nicht morgens Einkaufen gehen?« ärgerte sich Wegner
kurz darauf, als er auf den großen Parkplatz des Supermarktes abbog. Jetzt fuhr
doch glatt einer dieser Pensionsaffen in die Parklücke, auf die er seit
gefühlten Stunden gewartet hatte. Wütend sprang er aus seinem Auto und wartete
darauf, dass der Fahrer, ein ergrauter Mittsiebziger, endlich aussteigen würde.
»Glauben
sie vielleicht, dass ich habe hier zum Spaß gestanden habe«, schrie er den Mann
gleich hemmungslos an. Dieser schaute Wegner an, als ob er das Gesagte nicht
einmal akustisch verstanden hätte, und machte sich nun kopfschüttelnd aber
wortlos Richtung Eingang davon. Vor Wut schnaubend zog Wegner sein Handy und
rief die Wache an. »Schickt mir einen Streifenwagen, sofort ... und eine
Halterauskunft benötige ich ... ja natürlich sofort!«
Weitere
zwei Minuten später rollten bereits die Kollegen auf den Parkplatz und hielten
lachend neben der Szenerie an. Munter sprangen die beiden Uniformierten nun aus
dem Wagen und begrüßten Wegner grinsend: »Na, Herr Hauptkommissar ... was gibt
es denn?«
»Schaut
euch die Karre doch selbst an. Der TÜV ist seit drei Monaten abgelaufen und die
Vorderreifen sehen aus wie italienische »Blanconelließ« ... zückt eure Blöcke
und dann Angriff, Kollegen!«
Triumphierend
empfing Wegner schon kurz darauf den alten Mann, welcher sich auch bei dem
Anblick der beiden Polizisten nicht einsichtig zeigen wollte. Vielmehr
beschimpfte er jetzt die Beamten wild und drohte ihnen mit Dienstaufsichtsbeschwerden.
Als er den Einen dann noch als »Arschloch in Uniform« titulierte, nahmen ihn
die Kollegen auch noch mit zur Wache, denn ausweisen konnte sich der arme Narr
ebenfalls nicht.
Wegner
hingegen blieb lachend zurück, schaute jetzt allerdings ein wenig ernüchtert
auf den zurückgelassenen Wagen des Rentners. Geholfen hatte ihm diese Aktion
auch nicht wirklich.
Kapitel 20
Wieder
verging eine Woche, die selbst für den gemütlichen Alltag in einer
Mordkommission fast zu ruhig erschien. Sämtliche Beweise und Spuren waren
gesichert; Berichte akribisch verfasst.
Während
Wegner seine Vera mehr und mehr in seinen Alltag implantierte, war Hauser von
Tag zu Tag quakiger. Detlef ... sorry ... Tim war tatsächlich ausgezogen und
hatte Stefan Hauser zum Abschluss sogar den »Ehering« vor die Füße geworfen.
Die Beiden hatten letztes Jahr in Amsterdam symbolisch geheiratet und waren
danach für zwei Wochen auf die Seychellen geflogen.
»Manfred«,
begann Hauser in weinerlichem Ton, »das war meine große Liebe ... wie willst du
das verstehen.«
»Glaubst
du, in dieser Brust pocht nur ein Stein?«, fragte Wegner böse lachend
Weitere Kostenlose Bücher