Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)
Beladung.
Spätestens morgen Abend türmten sich zehntausend andere Container an Deck, auf
die man in Boston bereits dringend wartete.
Früher Nachmittag. Babsi hatte ihm vor einer halben
Stunde eine weitere SMS geschickt. Sehnsüchtig würde sie auf ihn warten. Ganz
besonders freue sie sich auf das abendliche Schäferstündchen. »Noch mehr freut
sie sich wohl auf die fünfhundert Euro«, murmelte Martin Schiller, als er die
schmale Reling hinabstieg.
»Einen schönen Tag in Hamburg«, wünschte der zweite
Maschinist ihm freundlich, bevor er in das wartende Taxi stieg.
Er sollte Babsi am Jungfernstieg treffen. Erst dort
würden sie spontan entscheiden, in welchem der schicken Restaurants sie ein
paar Happen vertilgen würden. Martin hatte beschlossen, das Essen nicht allzu
weit ausufern zu lassen. Er wollte Babsi auf ganz andere Weise genießen. Sie
sollte die Erste werden, deren Tod er bereits vor dem heutigen Treffen ausführlich
geplant hatte. Wenn er an das letzte Mal dachte, an den Moment als die Hure
ihren finalen Atemzug tat, dann wurde es selbst heute noch eng in seiner Hose.
Er musste einfach lernen, den Höhepunkt auszukosten. Nicht hemmungslos und
unbeherrscht zu agieren, sondern den Augenblick so lange wie möglich
hinauszuzögern.
Babsi kam ihm strahlend auf dem Jungfernstieg
entgegen. Kein Mann war in der Lage an ihr vorbeizuschauen. Makellose Beine,
deren leicht gebräunte Haut wie Seide wirkte. High Heels, auf denen sie wie ein
Modell stolzierte. Obenrum ein Top, das die berühmte »Handvoll« zwar betonte,
aber nicht aufdringlich erscheinen ließ. Kurzum: ein absoluter Hingucker!
Martin hauchte ihr zur Begrüßung einen Kuss auf die
Wange, den sie mit einem ganz weichen und zärtlichen Schmatzer auf seine Lippen
beantwortete.
»Ich bin jetzt schon spitz wie Nachbars Lumpi«,
flüsterte sie ihm ins Ohr.
Eilig entschieden sie sich, nur ein paar Happen in
einer der Passagen einzuwerfen. Danach dann so schnell wie möglich in ihr
kleines Appartement an der Alster aufzubrechen. Es war schon seltsam, dachte
Martin. Wenn ein Mann, selbst ein Zwerg wie er, mit einer solchen Frau
unterwegs war, dann flirtet jedes andere weibliche Wesen, als ob es einen am
liebsten gleich bespringen möchte. Hätte er alleine vor der Sushi-Bar gesessen,
da wäre ihm bestenfalls Mitleid zuteilgeworden.
Nur eine halbe Stunde später schob Babsi bereits den
Schlüssel in die Tür. Ihre perfekt lackierten Fingernägel wirkten wie Krallen.
Martin stellte sich vor, wie er ihr die Hände brutal auf den Rücken fesseln und
sie gleich zu Beginn hemmungslos schlagen würde. Wie ein Engel stolzierte sie
über das blankpolierte Parkett vor ihm her.
»Was möchtest du trinken, Thomas?«
Er hatte ihr vorsichtshalber einen falschen Namen
genannt, man wusste ja nie.
»Nur einen Schluck Wasser.«
»Na du scheinst es ja eilig zu haben. Kannst es wohl
gar nicht erwarten?«
Zum ersten Mal kam Martin ihr Lachen künstlich und
billig vor. »Sie hat es nicht besser verdient«, dachte er, als er das Glas aus
ihrer Hand nahm. Er hatte keine Lust zu trinken. Keine Lust sich zu unterhalten.
Ihre albernen Geschichten über andere Kunden oder Kommilitonen zu hören. Er
wollte Ficken. Sie Fesseln, Schlagen ... ihr das Leben aus dem Körper prügeln.
Sonst nichts.
Kapitel 7
Manfred Wegner saß in seinem Büro. Er hatte gerade
den Hörer aufgelegt. Stefan Hauser lag zwar immer noch auf der Intensivstation,
aber es ging ihm schon deutlich besser. Nach nur einen halben Tag lehnte sich
der Professor nun sogar so weit aus dem Fenster, bleibende Schäden
auszuschließen.
Erleichtert atmete der Hauptkommissar durch. In
einem solchen Moment wurden selbst einem emotionalen Kühlschrank wie ihm einige
Dinge klar. Er kannte seinen Kollegen seit vielen Jahren. Sie verstanden sich
blind. Jeder verließ sich komplett auf den Anderen. Nicht nur beruflich - auch privat.
Selbst die Tatsache, dass Stefan Hauser schwul wie ein Starfriseur war, störte
Wegner kaum noch. Wenn es hart auf hart kam, dann konnte Hauser sogar noch
energischer werden als er selbst. Das hatte er oft genug bewiesen.
Wegner war nur ins Büro gefahren, weil er es zuhause
nicht ausgehalten hatte. An einem Samstagnachmittag war in der Regel wenig zu
tun. Wobei auch das seit ein paar Monaten anders war. In diesem Moment saß in
fast jeder Hamburger Callgirl-Vermittlung mindestens ein Beamter. Wartete dort
auf den Anruf des Richtigen. Drei Frauen hatte der Täter in den
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