Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)
Richtung Innenstadt befinden.
Als er ins Schlafzimmer zurückkehrte, war das Bett
leer und er hörte Vera in der Küche rumoren.
»Manfred! Ich mach dir noch `n Kaffee.«
Bevor er dann aufbrach, bekam er sogar einen Kuss.
»Vielleicht hast du Recht, Manfred. Wir warten noch ein bisschen ab«, sie
wirkte fast ein wenig demütig, »erst wenn wir wissen was sie dir zur Last
legen, sollten wir die Krallen ausfahren.«
Wegner gab ihr noch einen zweiten Kuss. »Es gibt
tausend Gründe dich zu heiraten ... an Tagen wie heute sogar noch mehr.«
Kapitel 10
Die Straße vor dem kleinen, mehrstöckigen Haus, das
in zweiter Reihe an die Außenalster grenzte, wirkte regelrecht friedlich.
Tatsächlich war es seinen Streifenkollegen gelungen, nach ihrem Eintreffen das
Blaulicht abzuschalten. Die hoffentlich schlafenden Nachbarn würden es ihnen
danken. Vor dem Haus sah Wegner Dieter Specht, der hitzig mit seinem
Assistenten zu debattieren schien. Wegner dachte wieder an vergangenes Jahr
zurück. Als Gerichtsmediziner hatte Specht sehr häufig große Stücke zur Lösung
vieler Fälle beigetragen. Der letzte Hurenkiller war jedoch mehr durch Glück
und die Hilfe von Kommissar Zufall überführt worden.
»Manfred«, Specht schüttelte Wegner kraftlos die
Hand, »wie geht es Stefan?«
»`N Abend Dieter ... er kommt durch und das ist das
Wichtigste.«
»Und Rex?«
»Auch ...«
»Na Gott sei Dank. Grüß beide schön, wenn du sie
siehst.«
Kurze Zeit darauf standen Wegner und Specht direkt vor
Babsis Leiche. Die Spurensicherung arbeitete noch angestrengt und versuchte ein
System in die wahrscheinlich tausend unterschiedlichen Fingerabdrücke zu
bringen.
»Mein Gott«, begann Wegner gequält, »was hat dieses
Schwein dem armen Mädchen nur angetan?!«
»Gestorben ist sie durch ganz langsames Ersticken.
Aber zumindest der Tod war gnädig. Ihr Kopf steckt in einer Tüte und der
schmale Schlitz ließ ihr bei weitem nicht genug Luft.«
Wegner schüttelte sich angewidert.
»Ein Kondom hat der Täter auch dieses Mal nicht
benutzt«, fuhr Specht fort, »selbst zu Beginn nicht.«
»Gibt es irgendeine Stelle am Körper dieser armen
Kreatur ohne blauen Fleck?«
»Viele der Schläge sind erst nach ihrem Tod, also
post mortem erfolgt. Man sieht das sehr schnell an der Farbe der Blutergüsse.«
Manfred Wegner verließ wortlos den Raum. Auf der
Straße angekommen holte er die Schachtel Zigaretten vom Freitagabend hervor. Es
war schon komisch mit dem Rauchen. Über zehn Jahre hatte er sehr gut darauf
verzichten können. Jetzt aber, wo es ihm aus allen Richtungen stramm
entgegenblies, dachte er den ganzen Tag an nichts anderes.
Was war das für ein Mensch, der es genoss, die
wehrlosen Mädchen beim Sterben zu beobachten? Sich offensichtlich immer mehr
daran aufgeilte. Der Profiler hatte versucht es Wegner zu erklären. Angeblich
ginge es diesem Schwein gar nicht um das Morden selbst. Es sei vielmehr die
Macht - die Dominanz, welche den Reiz ausübten. Das Töten sei hierbei nur ein
Nebeneffekt, den der Täter billigend in Kauf nehme. Als es Wegner dann zu bunt
wurde, hatte er diesen Schwätzer kurzerhand einfach aus seinem Büro geworfen.
So ein studierter Schnösel wollte ihm etwas über das Leben erzählen.
Wieder lagen genau vier Wochen zwischen den Taten.
Warum? Wegner setzte sich auf den Bordstein und zündete sich noch eine Weitere
an. Thomas Glaser, Spechts Assistent, hockte sich kurz darauf neben ihn. »Geben
Sie Eine aus, Herr Hauptkommissar?«
»Ich kann mich nicht daran erinnern Sie eingeladen
zu haben, also verschwinden Sie gefälligst!« Lachend sah Wegner den jungen Mann
mit hängenden Schultern davoneilen. »Gar kein schlechter Kerl«, dachte er und
zündete sich gleich noch eine an. »Hey«, Thomas Glaser blieb abrupt stehen,
»nehmen Sie ... ich hab für die kommenden zehn Jahre genug geraucht.« Jetzt warf
er dem verdutzten Kollegen die komplette Schachtel entgegen.
Was sollten sie in den nächsten vier Wochen tun, um
einen weiteren Mord zu verhindern? Wie konnten sie künftigen Taten zuvorkommen?
Früher Morgen auf dem Revier. Die Kollegen der
Nachtschicht wirkten müde. Die der der langsam eintrudelnden Frühschicht eher
unnatürlich aufgekratzt. Wegner kannte die Tücken der immer wiederkehrenden
Wechselschichten nur zu gut. Ein wirkliches Privatleben stellte sich nur schwer
ein. Familien zerbrachen haufenweise an den Widrigkeiten des permanent
wechselnden Tagesablaufes. Als Hauptkommissar konnte er
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