Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)
es die Kunst, die weiblichen Rundungen nur ansatzweise zu
verdecken und sie damit noch um ein Vielfaches interessanter zu machen. Martin
legte den Prospekt zur Seite und starrte gedankenverloren zum Fernseher. Die
hundertste Folge vom Traumschiff lief dort. Mit dem Alltag auf hoher See hatten
diese Kreuzfahrterlebnisse nicht einmal annähernd zu tun. Während dort die
Arbeit an Bord wie Urlaub und Vergnügen wirkten, war es hier, auf einem
Supercarrier, ein knochenharter Job. Martin hatte jeden Tag mindestens zwölf
Stunden Dienst auf der Brücke. Dazu kamen sechs Stunden Bereitschaft, falls
einer der anderen Offiziere überraschend ausfiele. Während sich auf dem
Traumschiff die Mannschaft von einem Galadinner zum nächsten hangelte, waren
sie hier froh, wenn der Smutje etwas auf den Tisch brachte, was nur ansatzweise
einem vernünftigen Essen ähnelte.
Wieder kehrte er in Gedanken zu Sandy zurück. Er
würde es ganz sanft beginnen lassen. Er musste sie ja auch nicht gleich bei
ihrem ersten Treffen töten. Mit Babsi hatte er sich ja auch Zeit gelassen. Fest
stand lediglich, dass auch Sandy es am Ende nicht überleben würde. Wann, war
doch egal. Gerade das machte den besonderen Reiz aus.
Kapitel 13
»Wir haben den Kerl gekillt ... einfach gekillt.«
»Ich weiß. Hast du ein Problem damit?«
Tim dachte nach; versuchte seine Gefühle in Worte zu
fassen. Er hatte kein schlechtes Gewissen. Dachte nicht über Ali oder seine
Familie nach, die ihren Vater, Ehemann und Ernährer verloren hatte. Wenn er
ganz ehrlich war, dann ärgerte er sich lediglich darüber, dass sie nur so wenig
Geld erbeutet hatten. Wobei er sich jetzt an einen Film erinnerte, den sie vor
ein paar Monaten im Unterricht gesehen hatten. Dort hieß es, dass die
Straßenräuber in Südamerika einen Mann schon für einen halben Dollar töteten.
Im Vergleich dazu hatten sie doch ganz gut abgeräumt.
»Da kommen die Bullen«, bemerkte Pascal.
Die beiden jungen Männer hatten sich in einiger
Entfernung postiert. Eine ganze Traube Schaulustiger hatte sich mittlerweile
vor dem kleinen Laden gebildet. Immer wieder drangen Wortfetzen zu den beiden
herüber: »Sie haben den armen Mann einfach erstochen ... so eine Schweinerei
... ich glaube er hatte vier kleine Kinder ...«
Inzwischen trudelte der dritte Streifenwagen ein.
Die Beamten zogen in einem großen Radius Absperrband um den Laden des Obsthändlers.
Immer wieder mussten sie die neugierigen Beobachter fast anschreien, damit
diese endlich widerwillig zurückwichen.
»Uns hat keiner gesehen«, beruhigte Pascal in erster
Linie sich selbst, morgen haben die den Türken schon vergessen.
»Ist okay. Aber lass uns weitergehen. Vielleicht
können wir noch irgendwo anders `n bisschen Kohle abgreifen.«
***
»Herr Müller, Sie sind seit Jahren der dritte Mann
in der Mordkommission. Ich bin mir ganz sicher, dass Sie das Kind schon
schaukeln werden.«
»Danke, Herr Schreiber. Ich werde mein Bestes tun,
versprochen.«
»Haben wie neue Anhaltspunkte, was den Hurenkiller
betrifft?«
»Bis jetzt nicht. Aber ich muss jetzt auch raus nach
Steilshoop. Da hat es einen türkischen Obsthändler erwischt.«
»Na das kommt ja genau zum richtigen Zeitpunkt. Wo
wir gerade einen der größten Prozesse in der deutschen Geschichte erleben.
Diese verdammte NSU!«
»Einen richtigen Moment dafür gibt es sicherlich
nie, Herr Schreiber.«
»Da haben Sie Recht. Sehen Sie zu, dass wir den
Täter schnell fassen. Eine weitere Baustelle können wir nicht gebrauchen.«
Frank Müller saß an seinem Schreibtisch und fühlte
sich hundeelend. Fast eine halbe Stunde lang hatte ihn der leitende
Polizeidirektor mit seinen zukünftigen Pflichten vertraut gemacht. Immer mehr
und mehr Erwartungen formuliert. Mit Wegner und Hauser sei so schnell nicht
wieder zu rechnen. Es läge an ihm allein, die laufenden Fälle schnellstmöglich
und ohne großes Aufsehen zu lösen.
Wie oft hatte sich Frank Müller vorgestellt, die
Mordkommission zu leiten. Regelmäßig stellte er die unorthodoxen Methoden
seiner Kollegen in Frage und dachte, dass er es anders, in seinen Augen auch
deutlich besser gemacht hätte. Jetzt saß er hier. Vor ein paar Minuten erst
hatte man ihm die Leitung der Abteilung übertragen. Und wie fühlte er sich?
Beschissen!
Träge erhob er sich und langte nach seiner
Dienstwaffe. Die Fahrt nach Steilshoop würde ihn ein wenig ablenken - auf
andere Gedanken bringen. Dort habe man einen türkischen Obsthändler
Weitere Kostenlose Bücher