Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)
Ende stellte sich als
Mitarbeiter jener Zeitung vor, die Wegner zuletzt so eindrucksvoll als
schießwütigen Cowboy diffamiert hatte. Er wolle ein Interview mit ihm
vereinbaren und die Story um seine Heldentaten auf der Autobahn ganz groß
rausbringen.
Wegner überlegte einen kurzen Moment.
»Und ... was denken Sie darüber?«, drängelte der
Reporter ungeduldig.
»Ich denke, dass Sie mich herzlich gern am Arsch
lecken können.« Wegner legte auf und lachte schallend.
»Manfred! Was Pressearbeit angeht, so musst du noch
eine Menge lernen.«
»Stimmt! Ich habe vergessen ihm Schläge anzudrohen.«
***
Nach einer weiteren Stunde hatte Müller bereits die
Antwort vom Einwohnermeldeamt auf dem Bildschirm. Keine zehn Minuten später
wusste er auch, wo Axel Gruse arbeitete und wo er sich derzeit aufhielt. Laut
Aussage seines Arbeitgebers war Gruse zurzeit auf Montage. Die Firma baute
Solaranlagen, in erster Linie auf Einfamilienhäusern und kleinen
Gewerbeobjekten auf. Müller bat die freundliche Sekretärin um Gruses
Einsatzpläne der letzten Monate, die kurz darauf bereits aus dem Fax rollten.
Volltreffer. Er lachte sogar laut auf. Bis auf den
Zeitpunkt des zweiten Mordes stimmten seine Arbeitspläne mit den Taten überein.
Hecktisch griff Müller nun zum Telefon und forderte Verstärkung an. In
spätestens zwei Stunden würde das Schwein ihm schon an seinem Schreibtisch
gegenübersitzen.
Insgesamt sechs Polizisten, die in drei Fahrzeugen
saßen, rasten auf der Autobahn als Kolonne hintereinander her. Gruses Trupp war
in dieser Woche idealerweise in Seevetal eingesetzt. Nur ein paar Kilometer
südlich von Hamburg rüsteten sie dort ein Bürohaus und auch das danebenliegende
Lager mit Solarplatten aus. Müller hatte mit dem Chef der Firma telefoniert, um
ihn darüber zu informieren, dass er schon ab Mittag auf einen seiner
Mitarbeiter vor Ort verzichten müsse. Auch die Kollegen in Niedersachsen hatte er
vorsorglich informiert. Ein weiterer Peterwagen der zuständigen Wache würde sie
an der Autobahnabfahrt bereits erwarten.
Als der Tross vor der Baustelle hielt, schauten die
Monteure nur gelangweilt auf. Müller sprang aus seinem Auto und lief
energischen Schrittes auf den Neubau zu. »Wer von Ihnen ist Axel Gruse?«
Einer der Männer richtete sich träge auf. »Ich!
Warum?«
»Sie sind vorläufig festgenommen. Kommen Sie vom
Dach runter, sofort.«
Kapitel 20
Kurz vor Mittag hatte Wegner schnell alles wieder verstaut.
Nach einem letzten kurzen Besuch auf der Intensivstation saßen sie jetzt schon
wieder im Wohnmobil und fuhren auf die Bundesstraße. Kurze Zeit später setzte
Wegner allerdings den Blinker und bog in eine kleine Nebenstraße ab. Immer
schmaler und schlechter wurde der Weg, je weiter sie ihm durch das dichte
Waldstück folgten. Von links und rechts schlugen Blätter und Zweige gegen den Aufbau
des Campers.
»Manfred, wo willst du denn bloß mit mir hin?«,
schimpfte Vera.
»Wir sind gleich da, also beruhig dich.«
»Wenn uns hier einer entgegenkommt, dann musst du
fliegen lernen.«
Fast wie bestellt kam ihnen schon kurz darauf einer
dieser rollenden Eisverkäufer mit seinem 7,5-Tonner entgegen und hielt direkt
vor ihnen an. Wenn Vera es nicht besser gewusst hätte, dann standen sie in
diesem Moment Wegners Zwillingsbruder gegenüber. Wie von Sinnen gestikulierte
und fluchte der Mann. Sein Kopf glich einer Tomate. Fast zeitgleich sprangen
nun beide Männer auf den Weg und bepöbelten sich gegenseitig ohne Punkt und
Komma. Vera befürchtete, dass es in einer handfesten Auseinandersetzung enden
würde, und stieg ebenfalls aus.
»Habt Ihr den Verstand verloren?«, schrie sie den
beiden Streithähnen entgegen. »Es wird doch wohl auch eine vernünftige Lösung
geben!«
»Ich fahre kein Stück zurück«, bellte Wegner giftig.
»Isch ooch nich«, antwortete der Fahrer, nicht
minder ungehalten.
Wegner war inzwischen um den kleinen Lkw herumgelaufen
und kam nun, breit grinsend von hinten zurück. »Dein TÜV ist seit drei Monaten
abgelaufen - und die Hinterreifen haben auch schon bessere Tage gesehen. Ich
werd wohl mal die zuständigen Kollegen der örtlichen Wache anrufen, die können
es dir mal genauer erklären.«
Ohne ein weiteres Wort sprang der Fahrer in seinen
LKW, legte krachend den Rückwärtsgang ein und raste in einer Staubwolke bis zu
einem Feldweg, der in einiger Entfernung kreuzte. Als Wegner ihn kurz darauf
passierte, sah er den ausgestreckten Mittelfinger des
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