Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)
zu reinigen. Wegner umarmte sie fest von hinten. »Ich habe vor
vielen Dingen Angst, mein Schatz. Aber nicht davor dich morgen zu heiraten.«
Vera drehte sich um und strahlte wie ein
Honigkuchenpferd. »Und glaubst du denn, dass dein Freund das mit den Papieren
hinbekommt?«
»Ich weiß nicht.« Wegner lachte in sich hinein. Sein
Schulfreund hatte ihm schon am Nachmittag per SMS darüber informiert, dass im
Standesamt von Rostock bereits alle Unterlagen bereitlägen. Aber das musste
Vera ja nicht wissen. Ein bisschen Spannung konnte ja nicht schaden.
»Hoffentlich passe ich in mein weißes Sommerkleid.«
Wegner griff mit den Händen um ihre Hüften. »An dir
ist kein Gramm Fett. Warum also sollte es dir nicht passen?«
Satt und müde lagen die Zwei wenig später auf der
breiten Sitzbank, die sie schon in Kürze zum Bett umbauen würden. Pünktlich zu
den Spätnachrichten schaltete Vera nun den Fernseher ein. Zwei der drei
Schlagzeilen betrafen Wegner. Die eine direkt die andere indirekt.
»Obama in Berlin ...« ... »Spektakuläre Rettung auf
der Autobahn ...« ... »Zwei Tote nach Schießerei in Hamburger Einkaufszentrum
...«
Vera stand wie gelähmt vor dem kleinen Bildschirm.
Nachdem der Bericht über Obamas ersten Berlinbesuch als Präsident beendet war,
wirkte der nun folgende wie ein Trailer für einen Actionfilm. Einer der
Schaulustigen hatte offensichtlich das gesamte Geschehen mit einer
hochauflösenden Videokamera gefilmt. In Großaufnahme war zu sehen, wie Manfred
Wegner mit dem Feuerlöscher die Scheiben zerschlug und eine Person nach der
anderen aus dem brennenden Wrack hervorzog. Der Bericht endete mit tosendem
Applaus der Meute und einem kurzen Interview mit dem Leiter des Löschtrupps.
Von einem Helden sprachen alle. Nur durch sein beherztes Handeln seien die Frau
und ihre beiden Kinder gerettet worden.
»Das nenne ich mal eine Publicity ... ich sag mal -
Bombe«, ergänzte Vera die Meldung lachend.
»Pssst ... jetzt kommt was über die Schießerei in Hamburg.«
Schon als die ersten Bilder über den Bildschirm
flimmerten, sprang Wegner nervös auf. »Das ist Müller, Frank Müller!«
»Kennst du den …?«
»Na klar. Er ist der dritte Mann in der
Mordkommission. Jetzt leitet er den Laden. Ein Arschloch ...«
»Manfred!«
»Ja was? Wenn er könnte, dann würde er mir auch noch
einen Diebstahl in der Kantine unterstellen.«
Die folgenden Bilder zeigten zwei Leichenwagen. Ein
älterer Mann habe seine Zivilcourage mit dem eigenen Leben bezahlt. Ferner sei
ein Polizist erschossen worden. Er hinterließe eine Frau und zwei Kinder.
Wegner donnerte mit der Faust auf den Tisch, sodass
Vera vor Schreck zusammenzuckte.
Am Ende habe Frank Müller, Leiter der Hamburger
Mordkommission, die Geiseln durch beherztes Eingreifen gerettet. Beide Geiselnehmer
seien im Rahmen der Befreiung getötet worden.
»Das war das erste Mal, dass dieser Müller was Gutes
getan hat!«, kommentierte Wegner zufrieden.
»Manfred?«, säuselte Vera nur ein paar Minuten
später.
»Ja mein Schatz.«
»Ich will ins Bett. Heute knöpfe ich mir meinen
Helden mal so richtig vor.«
Kapitel 18
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Brighton, wo sie
noch ein paar Container mit wichtigen Autoteilen aufnahmen, hatten sie den
Ärmelkanal bereits in der letzten Nacht hinter sich gelassen. Martin Schiller
stand auf der Brücke und studierte den Wetterbericht für die kommenden Tage.
Das Tiefdruckgebiet hatte sich, wider Erwarten, nach Skandinavien verzogen.
Ihrer hoffentlich ruhigen Atlantiküberquerung sollte also nichts mehr im Wege
stehen. Er wollte gerade die Verbrauchsdaten der Maschine überprüfen, als das
kleine Prepaid-Handy in seiner Hemdtasche auf eine eingehende SMS aufmerksam
machte. Hektisch zog er das Gerät aus der Tasche und stellte zufrieden fest,
dass die Kurzmitteilung von Sandy stammte.
Nur noch schnell die letzten Verbrauchszahlen checken
und dann ab in die Kabine. Er war gespannt, was sie auf seine Nachricht von
gestern geantwortet hatte. Lustlos starrte er zurück auf den Monitor. Der
Verbrauch des Motors lag in der Norm. Die über 100.000 PS waren durstig. Der
mittlere Durchfluss lag bei 15.000 Litern Schweröl in der Stunde. In den
vergangenen zwei Tagen hatte sich die Maschine jedoch als besonders sparsam
gezeigt und fast zehn Prozent weniger verbraucht. Martin Schiller schloss die
Ansicht und informierte den zweiten Offizier darüber, dass er mal einen Moment
auf die Doppelnull verschwinden
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