Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)
Fahrers und lachte noch
immer, als der LKW bereits lange außer Sichtweite war.
Als sie wenig später an ein paar kleinen Häusern
vorbeifuhren, da fühlten sie sich an die Nachkriegszeit erinnert. Im Hinterland
der neuen Bundesländer gab es auch heute noch genug Ecken, in denen die Zeit
stillzustehen schien. Vor jedem der Häuser liefen Hühner herum. Wenn Wegner
nicht aufgepasst und voll in die Bremse gestiegen wäre, dann hätte er um ein
Haar sogar eine Ziege überfahren, die meckernd am Wegesrand graste. Jetzt zog
er einen Zettel aus der Hemdtasche. »Hier ist es.«
»Hier ist was?«, wollte Vera wissen und musterte ihn
zweifelnd dabei.
»Na was wohl? Hier wohnt die Mutter der Kleinen.«
Vera schaute auf das verfallene Haus und schüttelte
stumm den Kopf. »Hier wohnt die Frau?«
Das Haus sah wie eine Ruine aus. Türen und Fenster
schienen noch aus dem Ersten Weltkrieg zu stammen. Bei Regen, das war sicher,
würden im Inneren einige Eimer von Nöten sein.
»Ich kann es gar nicht glauben, Manfred. Hier können
doch keine Menschen leben.«
Wegner sprang aus dem Camper und dehnte seine müden
Knochen. Weiter hinten meckerte die Ziege, als ob sie seine Ankunft melden
wollte. Jetzt öffnete sich die Haustür und die junge Frau trat heraus. Ihre
blauen Flecken wirkten, als ob sie sich, in einem Anfall geistiger Umnachtung,
auf einen gewaltbereiten Ehemann eingelassen hätte. In Ihrem Arm trug sie den
schreienden Säugling, dessen Kopf noch immer bandagiert war.
»Herr Wegner ... ich freu mich so Sie zu sehen.«
»Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Sie kennen ja
auch Vera, meine Frau.« An diese Bezeichnung würde er sich wohl erst einmal
gewöhnen müssen.
Die beiden Frauen umarmten sich herzlich. Eine
weitere Minute später hatte Vera bereits den schreienden Zwerg auf dem Arm und lächelte
diesen seltsam entrückt an. »Ist er nicht wunderschön, Manfred?«
»Joa ... also ... riecht er nach Kacke?«
»Wie sah Mandy aus? Sie haben sie doch gesehen. Geht
es ihr gut?« Die junge Frau wirkte nervös und aufgekratzt.
»Waren Sie denn selbst noch nicht bei ihr?«, wollte
Vera wissen.
»Mein Auto ist Schrott und ich hab kein Geld für ein
neues. Und für ein Taxi bis dahin reicht es leider auch nicht.« Die junge Frau
kämpfte mit den Tränen. »Seitdem Ralf gestorben ist, reicht es weder vorn noch
hinten.«
»Ihr Mann?«
»Ja«, jetzt liefen die Tränen, »er ist vier Wochen
vor der Geburt des Kleinen mit dem LKW verunglückt.«
»Oh Gott!«
»Ich kann Ihnen nicht einmal etwas anbieten, außer
Wasser.«
»Dann nehm` ich ein - Wasser.« Wegner lachte und
auch die beiden Frauen stimmten mit ein. Nachdem er einen großen Schluck
genommen hatte, schaute er Vera nachdenklich an, die gar nicht von dem kleinen
Kerl lassen konnte.
»Was ist? Du bist ein Mann - du kannst das nicht
verstehen.«
Er nickte träge. »Ich muss mal telefonieren.«
»Mit wem?«
»Sei nicht so neugierig.«
Wegner war ein paar Schritte zur Seite gegangen und
zog nun sein Handy aus der Tasche. Er öffnete die Anrufliste und drückte die
grüne Taste. Schon kurz darauf nahm der Reporter ab: »Na, Herr Wegner. Haben
Sie es sich doch anders überlegt?«
»Was ist Ihnen die Exklusiv-Story denn wert?«
»Fünfzigtausend ... wenn Sie wollen noch heute.«
»Machen Sie hundert draus. Ich rufe Sie in zehn
Minuten wieder an und gebe Ihnen eine Kontonummer.« Ohne ein weiteres Wort
legte er auf und ging nun lächelnd wieder auf die beiden Frauen zu.
»Mit wem hast du gesprochen, Manfred«, Veras Neugier
war wirklich unerreicht.
Wegner ignorierte sie einfach und wandte sich nun an
die junge Mutter: »Ziehen Sie sich an. Wir fahren ins Krankenhaus und danach einkaufen.
Ach ja ... und Ihre Kontonummer brauche ich ... jetzt!«
»Bleibt so lange weg, wie Ihr wollt«, Vera lachte
und schleppte den kleinen Säugling munter durch den Garten. Als Wegner losfuhr,
merkte er, wie die junge Frau ihn von der Seite freundlich musterte. »Da
scheint aber Eine noch nicht so ganz mit dem Thema Kinder abgeschlossen zu
haben.«
»Das befürchte ich auch!«
Kapitel 21
Unnötig hart packten die beiden Beamten Axel Gruse
und führten ihn, hinter dem energisch voranstapfenden Müller, ins Revier.
»Sollen wie die Handschellen dran lassen?«,
erkundigten sich die Polizisten, als sie Gruse mit Nachdruck auf dem klapprigen
Stuhl platziert hatten.
»Natürlich. Für Rücksicht gibt es keinen Grund.«
Nachdem die Kollegen das Büro
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