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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sollte er sich von einem schwerreichen Banker alles mögliche wünschen können? Vielleicht brauchte Lindner einen Therapeuten? Das schien gar nicht so unwahrscheinlich.
    Im Augenblick jedoch hatte Stefan andere Sorgen.
    »Christa! Morgen ist Donnerstag. Und es scheint wenig los zu sein in der Praxis. Ich habe da aber einen sehr dringenden Fall. Die Patientin hat abends keine Zeit, sie muß zu ihrer kranken Mutter. Da dachte ich, ich verleg die Sitzung mit ihr auf den Vormittag. Abends bin ich schon besetzt.«
    Sie löffelte ihr Ei und ließ sich Zeit. Ihr linker Zeigefinger strich über den Rand der Untertasse.
    »Stefan, es ist ein Prinzip, und du weißt das.«
    »Daß ich mit der Hypnose-Therapie erst nach Praxisende anfange?«
    »Ja.«
    »Ich hab mich auch bisher daran gehalten, und was heißt schon Prinzip? Was fängst du mit Prinzipien an, wenn jemand Hilfe braucht? Hör mal, in unserem Job geht das nicht.«
    »Es ist die einzige Chance, mit diesem Laden über die Runden zu kommen.«
    »Ist es nicht«, widersprach er. »Die Frau braucht mich dringend. Sie ist sonst der Begegnung mit ihrer Mutter gar nicht gewachsen, denn die liegt im Sterben. Krebs.«
    »Und wer ist sie?«
    »Du kennst sie. Sie arbeitet in der Dresdner Bankfiliale. Früher war sie mal am Schalter, aber das kann sie jetzt nicht mehr. Ein bißchen pummelig ist sie, erinnerst du dich? Hochintelligent und sehr sensibel. Mit ihrem IQ war sie im Begriff, Karriere zu machen …«
    »Die Markwart?«
    »Ja, Annemie Markwart.«
    »Und was ist mit ihr?«
    Nun schob er den Teller zurück. »Was schon? Das Übliche. Angst, Angst, Angst … Mit etwas anderem habe ich es in der letzten Zeit überhaupt nicht zu tun. Angst ohne Ende.«
    »Womit wir wieder einmal auf dem psychosomatischen Dampfer angekommen sind.« Christa schüttelte den Kopf.
    Er kippte den Stuhl zurück. »Weißt du, wenn ich so etwas von dir höre, Christa, muß ich immer an Matthias Slozek denken. Erinnerst du dich noch, der lange Matte aus Barmbeck? Der war so richtig rundum glücklich, als er seinen Facharzt für Orthopädie geschafft hatte – und heute? Heute sagt er mir – was heißt, sagt – weint er: ›Jetzt hab ich diese verdammte Knochenklempnerei doch nur deshalb angefangen, weil ich überzeugt war, daß mir bei Knochen, Gelenken und Muskeln nichts Psychosomatisches in die Quere kommt. Und was passiert? Ich merke, daß siebzig Prozent meiner Fälle einen psychischen Ursprung haben.‹«
    »Na gut. Und was heißt bei der Markwart ›Angst, Angst, Angst‹? Die hat uns eine Menge geholfen. Was ist mit ihr?«
    »Sie ist zu siebzig Prozent arbeitsunfähig und wird ihre Stelle verlieren.«
    »Wieso?«
    »Sobald sie einen Kunden sieht, geht's los. Sie bekommt Schweißausbrüche, motorische Störungen, kann ihre Hände nicht mehr beherrschen, fängt am ganzen Körper zu zittern an. Bei einem Kunden, wohlgemerkt. Bei Frauen passiert das nicht. Eine richtiggehende Phobie gegen Männer.«
    Christa verzog den Mund. »Es laufen ja auch genug herum, bei denen man die kriegen kann. Und wie willst du die Sache angehen?«
    »Ihre Reaktion muß einen Grund haben, Christa. Die Störung liegt irgendwo in ihrer Jugend.«
    »Und im Gegensatz zum Psychiater, der jahrelang herumanalysiert, schafft der Hypnose-Praktiker so etwas in ein paar Sitzungen.«
    »Sehr witzig!«
    »Das habe ich aus deinem letzten Artikel. Aber noch mal: wie gehst du vor?«
    »Eine Regression einleiten. Da bleibt nicht viel anderes, als sie in ihre Jugend zurückzuführen.«
    »Und irgendwas findet man dort immer.«
    »Ja. Und bei jedem, auch bei dir. Den Schulmediziner-Komplex der Familie Rüttgers, zum Beispiel.«
    Sie nickte grinsend. »Na, dann wünsch ich dir viel Glück.«
    Annemie Markwart saß im verdunkelten Zimmer. Es war acht Uhr vierzig.
    Bergmann hatte die Jalousien herabgelassen.
    Sie saß in seinem weichen, schwarzen Sessel, die Arme auf der Lehne. So wie das letzte Mal trug sie auch an diesem Tag ein dunkelblaues hochgeschlossenes Kleid mit einem mit roten Punkten bestickten Kragen. Sie war eine runde, sehr weiblich-füllige Frau von dreiunddreißig Jahren, doch jetzt, mit diesem erwartungsvollen Gesichtsausdruck und den weit geöffneten Augen, wirkte sie wie ein verschüchtertes Kind.
    Die Tatsache, wie einfach es war, sie in hypnotische Trance zu versetzen, ihre Suggestibilität, hatte Bergmann nicht überrascht, denn im Gegensatz zu den allgemeinen Vorstellungen waren gerade Leute mit Intelligenz und

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