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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vielleicht war das seine, Fabiens, Chance. Doch wann schon zeigte eine halbe Flasche Wein bei seinem Vater Wirkung?
    Fabien packte es gemächlich an und redete über alles mögliche, ehe er beim Thema landete: »Was ist dort im Schrank?«
    »Material.«
    »Dynamit?« Fabien lächelte schmal.
    »Nun laß deswegen deinen Kopf nicht immer heißlaufen, Junge.«
    »Du bist gut! Du schlägst dich hier wegen Port Les Fleurs mit den Leuten herum, aber ich bin immer dabei, bezieh die Prügel dafür und komm mir vor wie der letzte Idiot. Und dann hast du noch nicht mal so ein bißchen Vertrauen?«
    »Hier geht's nicht um Vertrauen, Fabien.«
    »Um was dann?«
    »Um was? Es ist einfach zu gefährlich. So einfach ist das.«
    »Zu gefährlich für dich – oder für mich?«
    Pascal lehnte sich zurück. Das tat er so entschieden, daß die Lehne des Stuhls laut knackte. Draußen um das Haus am Col strich der Wind. Der alte Mann betrachtete seinen Sohn mit müden, rotgeränderten Augen. »Für sie«, sagte er.
    Er bewegte den Kopf hin und her, ganz langsam, als suche er nach einer Entscheidung: »Und damit auch für uns!«
    Und dann, ganz plötzlich, richtete er sich auf. »Saugefährlich … Aber man kann die ganze Geschichte natürlich auch aus einer anderen Perspektive sehen. Wenn ich daran denke, wenn ich mir das überlege …« Seine Stimme war nicht mehr als ein Hauch, leiser als der Wind am Col.
    »Nehmen wir an, sie erfahren von den Fotos. Obwohl das eigentlich kaum vorstellbar ist, ich hab sie nämlich selbst entwickelt. Im Grunde müßte ich sie aus dem Haus bringen, irgendwo im Wald verstecken. Jeden Tag nehm ich mir das vor – aber vielleicht verdirbt die Feuchtigkeit sie.«
    »Es sind also Fotos in der Schachtel?«
    »Ja. Es sind Fotos. Aber das sind keine gewöhnlichen Fotos – das sind Beweise.«
    »Wofür?«
    Sein Vater verfiel in Schweigen. Er hatte die Hände verschränkt, und Fabien beobachtete, wie sich die Fingerspitzen mit den dunklen Nagelrändern in die Handrücken bohrten.
    »Wer ist da drauf – oder was?«
    »Alle. Alle, die diese Schweinerei angezettelt haben.«
    »Der Deutsche?«
    »Natürlich. Aber wichtiger sind die anderen.«
    Pascal schob sich ein wenig hoch und ließ sich wieder sinken, sah die Flasche an, griff nach ihr und ließ die Hand fallen. Schließlich stand er doch auf und ging im Zimmer auf und ab, so daß Fabien die Dielenbretter knacken hörte.
    Am Kamin blieb Pascal stehen und drehte sich um. »Vielleicht ist es doch gut, daß du es weißt, Junge. Vielleicht ist es wichtig. Wahrscheinlich sogar … Es wird dir einiges beibringen. Nicht nur, daß die Verbrecher ganz oben sitzen, das war schon immer so. Davon leben die Geschichtsbücher, das bringen sie dir auch auf deiner großartigen Universität bei. Du kannst noch etwas anderes lernen …«
    »Und?«
    »Wie wichtig es ist, mein Junge, den Mund zu halten, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Und das wird nicht mehr lange dauern, das garantiere ich dir.«
    Pascal Lombard kam an den Tisch zurück, zog sich den Stuhl heran, setzte sich und brachte sein Gesicht ganz dicht an das Gesicht seines Sohnes. Und dann begann er zu reden …
    Sein Vater sah Fabien die ganze Zeit an, während er sprach. Er sprach leise und unterdrückt, als könne dort draußen jemand mithören, aber da war nichts als der Wind, der erste Mistral, wie Fabien sich später erinnerte.
    Fabien hörte zu und fühlte sich hilflos dabei. Es war einfach nicht zu glauben, schon gar nicht nachzuvollziehen. Wie der Alte mit dem kaputten Hüftgelenk das nur geschafft hatte? Das Teleobjektiv und die Nikon waren seine Waffen, sie genügten ihm. Da legt der alte Mann sich einfach hinter die Büsche, stundenlang, die Kamera im Anschlag, wartet, blickt durch den Sucher, wartet wieder, zieht das Bild mit dem Zoom heran, bis es Schärfe bekommt – und drückt ab.
    Beim ersten Mal war's noch einfach. Die Bucht war Pascals Revier. Dort hatte er oft genug Seefalken fotografiert. Und unter ihm, noch keine dreißig Meter entfernt vom Ufer, lag die Yacht des Deutschen.
    »Ich konnte ihn mir durch das Teleobjektiv angucken, Fabien. Ich brauchte gar kein Fernglas. Seine Frau war dabei … ein tolles Weib. Aber es waren die anderen, die mich interessierten, die, die da herumhockten, im Wasser planschten und dann wieder ganz wichtig über ihre Geschäfte redeten.«
    Die anderen?
    Auch dabei mußte Fabien auf die Sprünge geholfen werden. Pascal Lombard hatte sich in den letzten Monaten zu

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