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Der Hypnotiseur: Historischer Roman (German Edition)

Der Hypnotiseur: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Hypnotiseur: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Liebert
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der Abbé seinen Freund ungehalten an. »Und was deine Anspielungen angeht, sei bitte etwas vorsichtiger.«
    Ich hatte nicht genug Musse, mir auf die merkwürdige Formulierung Abbé de Villers´ einen Reim zu machen. Längst hatten mich die hochmütigen Tiraden dieser beiden Alten herausgefordert, die zynisch-freundliche Art des Comte mich heftig bei meiner Eitelkeit und meinem Ehrgeiz gepackt. Hatte dieser voller Ironie so getan, als verspotte er sich und seinen Stand, so hatte jener vorgegeben, ich allein bekäme exklusive Einblicke in die Befindlichkeiten der letzten Vertreter einst ehrwürdiger Familien. Ich verspürte große Lust, es beiden zu zeigen. An der Art, wie sie mich musterten, merkte ich, dass sie es wussten. Sie wollen also ein Duell, Monsieur le Comte? Mit Vergnügen!
    So ging´s denn auf den Fechtboden. Das Parkett war frisch gewachst, die Luft rein und kühl. Die Spiegelwand glänzte, die Kristallüster funkelten, die Gobelins mit den Turnierszenen aber waren verschwunden. Stattdessen hingen Portraits an ihrer Stelle, die allesamt Männer mit meistenteils hageren Gesichtern zeigten. Der eine oder andere hatte sogar die typisch Carnothsche Warze zwischen Nase und rechtem Auge.
    »Und wo sind Sie?«
    »Meinen Sie, ich hätte jetzt das richtige Alter?«
    »Der Tod kommt manchmal schneller als eine Kutsche«, antwortete ich ungerührt und schnallte den Brustschutz um. Der Comte kommentierte ohne mit der Wimper zu zucken, indem er der Tapetentür scharfe, knopflose Floretts entnahm.
    »Einwände?«
    »Gegen den Tod?«
    »En garde, Petrus!«
    Gruß, Ausgangsstellung – der Comte griff an. Ich hatte die letzte Lektion nicht vergessen, achtete demnach auf meine Mensur und tat alles, meinen Gegner nicht zu nah kommen zu lassen. Über die ersten Minuten war die Partie ausgeglichen. Wir schlugen uns mit dem Ehrgeiz, die Klingen laut und kräftig klirren zu lassen, aber natürlich vermieden wir eindeutig lebensbedrohende Aktionen. So gesehen war dieses Duell ein wirklicher Assaut, eine vielleicht nicht gerade gemütliche Unterhaltung zweier sogenannter Ehrenmänner, doch eine ernsthafte und mit Takt und Stil geführte.
    Schließlich geschah das, was uns beiden alle Konzentration abforderte und wo jeder beweisen musste, wie stark seine Nerven waren: Hippolyte führte Marie-Thérèse herein. Sie war wunderschön, trug ein beigefarbenes Kleid, einen Traum aus Tüll, duftete nach Rosen und bewegte sich voller Anmut an Hippolytes Arm.
    »Lassen Sie sich nicht stören!« rief sie. »Ich erkenne zwar nur zwei Schatten, aber das Klirren ist eindeutig. Wem aber nun soll ich den Sieg wünschen?«
    Weder ich noch der Comte antworteten. Er hatte sich einen leichten Vorteil herausgespielt, mich über einen Ausfall mit anschließender Wechselparade in die Defensive gedrängt. Genau das wurde ihm, wie ihm schon allzu bald klar wurde, zum Nachteil. Schließlich durfte er ja nicht zum Mörder werden und musste sich zurücknehmen.
    »Kind, Sie schlagen sich übrigens mit scharfen Waffen«, hörte ich den Abbé sagen.
    »Um Gottes willen! Nein! Sag ihnen, sie sollen sofort aufhören!«
    »Erst muss einer bluten«, sagte der Abbé ungerührt. »Du bist der Preis, mein Engel.«
    »Ihr Männer seid alle verrückt!«
    »Marie-Thérèse!« rief der Comte vom anderen Ende des Fechtbodens. »Beenden Sie unser Leid, setzen Sie einen Preis aus.«
    Comte de Carnoth hieb auf mich ein, als legte er es darauf an, aus dem Assaut einen Hahnenkampf zu machen. Doch wie es im Sprichwort so schön heisst: Blinder Eifer schadet nur. Der mir eng aufgenötigten Mensur begegnete ich mit der Prim, sprang blitzartig zurück, griff an und - Touché! Das Brustwams des Comte zierte ein langer dunkler Riss, aus dem bei der nächsten Bewegung schon etwas Watte rieselte.
    »Marie-Thérèse!« rief ich gespielt bekümmert. »Assaut ist Assaut. Ein Kampf zwischen zwei Ehrenmännern muss zu Ende geführt werden. Ich werde den Grafen nicht beleidigen, aber auch er wird mir nicht die Ehre rauben. Außerdem beuge ich mich als Gast den Gesetzen dieses Hauses.«
    Der Abbé applaudierte, der Comte lachte. Wir lieferten uns harmlose Paraden, aber, unnachgibig wie Männer sind, krachten unsere Klingen aufeinander, dass es klang, als wollten wir Blutrache aneinander vollziehen. Marie-Thérèse war hilflos ihren Ohren ausgeliefert.
    »Herrje! Mein Preis ist ein Walzer im Schlafrock um Mitternacht, und du, Onkel, wirst ihn am Flügel begleiten. Gewonnen beim nächsten

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