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Der Hypnotiseur: Historischer Roman (German Edition)

Der Hypnotiseur: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Hypnotiseur: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Liebert
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Touché.«
    »Superb.«
    Ich will mich kurz fassen: So gut wie an diesem Tag hatte ich noch nie gefochten. Nur brachte es mir nichts. Mir kam es vor, als habe der Comte sich auf diesen Assaut vorbereitet und mich nur deswegen eingeladen, um für Hélène symbolisch Rache zu nehmen und mich im Auftrag des Abbés vor Marie-Thérèse zu blamieren. Wie gut „Joseph“ wirklich fechten konnte, bekam ich augenblicklich zu spüren: Mit wenigen Angriffen hetzte er mich vor die Spiegelwand und spielte Katz und Maus mit mir. Ich war die Maus: Schnell und flink, entkam ich immer nur soweit, wie der Comte es zuließ. Ich durchschaute seinen Trick mit den nicht zu Ende geführten Paraden, und einmal streifte meine Klinge nach einer gelungenen Quartbindung mit anschließender Wechselparade auch den gräflichen Ärmel – aber das war auch mein letztes Frohlocken. Schon in der nächsten Minute schrie ich auf, weil die Klinge mir den linken Oberarm verletzte, dann haspelte ich vor der Spiegelwand noch ein paar verzweifelte Tempoaktionen ab, bis ich schließlich über meine Füße stolperte und die Florettspitze des Comtes mir durch das Wams in die Seite fuhr.
    Er unterließ jede Art von Triumphbezeigung.
    »Brauchen Sie einen Arzt?«
    »Danke, nein.«
    Ich krümmte mich, sank auf die Knie. Der Schreck war zigfach höher als der Schmerz. Dabei waren die Wunden mehr als bloße Kratzer. Das Blut hatte den Stoff an meinem Oberarm völlig durchweicht. Es lief mir über den Ellenbogen, tropfte sogar aus dem Ärmel, und auch in der Seite spürte ich dieses so verdächtig warm-feuchte Rinnen.
    Süß ist der Triumph des Siegers, süßer, weil wehmütiger, ehrenhaftes Unterliegen. Köstliche Wunden, holder Schmerz - Marie-Thérèse umarmte mich, ohne Rücksicht auf ihr Kleid.
    »Graf, Sie dürfen es mir ersetzen. Wenn Sie schon so einen Unfug anfangen.«
    »Mit Vergnügen, Marie-Thérèse. Ich fürchte, Sie haben recht. Wir waren ein klein wenig unvernünftig, aber das sind Ehrenmänner zuweilen. Stünde es mir zu, würde ich Petrus zum Ritter schlagen.«
    Er half mir auf und führte mich auf eines der Gastzimmer. Hippolyte brachte Verbandszeug, Franzbranntwein und Kampferlösung, Marie-Thérèse überließ mir ihr Fläschchen Laudanum. Ich schwelgte in den schönsten Gefühlen und war dem Comte richtiggehend dankbar für diesen Assaut. Halb berauscht überließ ich mich der Versorgung meiner Wunden. Still und ohne ein Wort zu sagen, gab Hippolyte nach meinen Anweisungen den Sanitäter.
    »Sie machen das gut.«
    »Danke, Monsieur Cocquéreau. Ich glaube, Sie sind in meiner Achtung wieder gestiegen.«
    »Was Sie da reden, ist ein Skandal!« schimpfte Marie-Thérèse.
    Ich beschwichtigte und genoß die mir zuteil werdende Aufmerksamkeit in vollen Zügen. Hippolyte wurde zusehends nervöser. Er solle doch aufpassen, sagte Marie-Thérèse mehrmals ungehalten, obwohl sie ja gar nicht erkennen konnte, was geschah. Nachdem mein Arm verbunden war, stand ich auf und ließ wie selbstverständlich die Hosen runter. Hippolyte war fassungslos. Als ich das blutverkrustete Hemd hob und mich dabei bis zum Schambein entblößte, stellte er sich schützend vor mich und bat Marie-Thérèse, das Zimmer zu verlassen.
    Dies sei nicht nötig, entgegnete ich. Schließlich sei es natürlich, wenn man sich beim Wundenverbinden ein bisschen freimache. Mein betont unschuldiger Ton war das Signal für Marie-Thérèse: Wortreich stimmte sie mir zu und gab preis, ich hätte ihr einmal geholfen, Hemd und Leibchen zu suchen, obwohl sie dabei weit weniger angezogen gewesen sei als jetzt ich.
    Hippolyte musste sich geschlagen geben.
    »Das nennt man Natürlichkeit«, sagte ich, nachdem er die Verbandszipfel in der Hüfte verknotet hatte. »Natürlichkeit, verbunden mit Herzenswärme und der Gleichheit und Freiheit der Geschlechter.«
    Dann verließ er uns.
    Eine Viertelstunde glaubten wir, uns nach den Regeln des Anstands gönnen zu dürfen. Derweil ich mich wohlig auf dem Bett ausstreckte und die Augen schloss, schenkte sie mir einen kurzen kühlen Kuß - und weil sie mir in Saint Germain des Prés ja versprochen hätte, meine bitteren Erfahrungen in süße zu verwandeln, schob sie ein Fauteuil vor die Tür und klemmte die Lehne unter die Klinke.
    Ich wagte nicht, zu atmen, zu denken oder sonst etwas zu tun. Das tat alles sie.
    Ihr Duft kam näher, das Rascheln ihres Kleides wurde lauter. Die Matratzen gaben nach, und ich wuchs über mich hinaus. Wir küssten uns, dann

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