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Der Hypnotiseur: Historischer Roman (German Edition)

Der Hypnotiseur: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Hypnotiseur: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Liebert
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Tal und erkannte dort das Gut der Oberkirchs und das Haus des dicken Albert.
    »Spring. Dort unten wartet Juliette.«
    Mich packte eine solche Angst, dass ich nichts mehr sah. Mein Herz schlug mit einer Härte, als wollte es mir die Brust sprengen. Nur ein einziger Gedanke beherrschte mich: Zurück!
    Zurück hinter den Trumeau in die Behaglichkeit meines Zimmers.
    Das rotseidene Halstuch, mit dem ich Tage später Comte de Carnoth gegenüber saß, zog dessen Spott auf sich: Irgendwie erinnere es ihn an die phrygische Zipfelmütze, wie sie die radikalen Jakobiner als Freiheitssymbol getragen hätten.
    »Eigentlich habe ich diese Farbe in meinem Haus verboten. Aber da ich nun Ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen gedenke, werde ich ein Auge zudrücken.«
    Ich entgegnete, ich leide lediglich an den Folgen einer Verkühlung meines Nackens.
    »Das Halstuch dient nur dazu, die Freiheit der Bewegung wiederzuerlangen. Ich versichere Ihnen, Graf: Mit den Jakobinern habe ich nie sympathisiert. Schon deswegen, weil ihr bluttriefender Fanatismus noch stärker ist als meine Begabung, gelähmte Kurtisanen wieder auf die Beine zu bringen. Womit ich meine: Menschen im Blutrausch sind bereits so sehr von ihrem Hass hypnotisiert, dass die anderen Wege, ihren Geist zu erreichen, versperrt sind. Allein die Zeit hilft. «
    »Freiheit der Bewegung?« Der Comte strich sich über seine Warze und ließ mich dabei nicht aus den Augen. »Ja, die Freiheit ist unser höchstes Gut. Hélène hat sie, den Göttern sei Dank, wiedererlangt, weshalb ich auch um Ihren Besuch gebeten habe. Monsieur Roland und Polizeikommissar Albert Joffe werden übrigens auch noch eintreffen. Hélène wird bis dahin hoffentlich ihre Toilette beendet haben. Sie hat wohl diesbezüglich einen gewissen Nachholbedarf. Gleichwohl, Monsieur Petrus, machen Sie sich kein falsches Bild von ihr: Sie ist ganz und gar die Tochter ihres Vaters, womit ich andeuten möchte: Hätte einst die Helena von Sparta so ausgesehen wie meine Tochter, der Trojanische Krieg wäre höchstwahrscheinlich nicht geführt worden.«
    »So spitzzüngig ist der Vater einer Comtesse?«
    »Stets wird die Wahrheit hadern mit dem Schönen, sagen die Dichter. Aber was anderes: Können Sie fechten?«
    »Mäßig, wie einst meine Kommilitonen befanden.«
    »Das klingt vielversprechend. Ihrem steifen Nacken wird ein bisschen Bewegung nicht schaden. Kommen Sie!«
    Zehn Minuten später hatte ich einen wattierten Brustschutz angelegt und war damit beschäftigt, die Riemen meiner Fechtmaske zu verstellen. Mit elastischen Schritten durchmaß der Comte seinen Fechtboden, dessen Wände bis auf die Spiegelwand von Gobelins, Floretten, Degen und Säbeln, ja sogar Schwertern und Streitäxten geschmückt waren.
    »Blank oder mit Knöpfen?« Comte de Carnoth griff nach einem Florett, dessen Spitze er auf seinen Stiefel richtete und drückte, um die Elastizität der Klinge zu prüfen.
    »Sie belieben wieder einmal zu scherzen«, sagte ich und zog die Handschuhe über.
    »Warten wir ab.«
    Comte de Carnoth hängte das Florett wieder an die Wand und öffnete eine schmale Tapetentür, hinter der eine Reihe Übungsflorette zum Vorschein kamen. Ihre Spitzen waren knopfförmig stumpf und die Klingen nur angeschliffen. Gleichwohl schimmerte der Stahl auch bei diesen Übungswaffen noch herausfordernd genug, dass ich prüfend den Daumen über die Klinge zog.
    »Wir rekapitulieren: Grundstellung, Fechtstellung, Schritt nach vorne, Ausfall. Alles klar?« Ich nickte, während der Comte die vier gundlegenden Stellungen und Bewegungsabläufe langsam wie ein Fechtlehrer vorführte. »Die acht Paraden erspare ich Ihnen, aber Sie würden vergeblich hoffen, wenn Sie glaubten, ich hätte sie alle vergessen!«
    En garde.
    Die Kombattanten grüßten mit erhobenem Florett und nahmen die klassische Ausgangsstellung ein: Sie setzten den rechten Fuß ungefähr zwei Fußlängen nach vorn, gingen ein wenig in die Hocke, führten den freien linken Arm nach hinten und knickten die Fechthand dazu im rechten Winkel ein.
    Erste Schritte, erstes Waffenklirren. Mir wurde es schnell warm. Und in der Tat, die Bewegung tat gut und ließ mich bald vergessen, dass mein Nacken Bekanntschaft mit einer Champagnerflasche hatte schließen müssen.
    »Ihre Mensur ist zu eng, Monsieur Petrus!« rief der Comte. »Sie lassen mich viel zu nah herankommen!«
    »Ach, und was ist das? Hier, eine Prim … und … zweimal die Parade … «
    »Zurück!«
    »Danke für den Rat. Aber

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