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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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entgegnet Joona kurz.
    Carlos wirft einen kurzen Blick auf seine Fische, lehnt sich vor und spricht leiser:
    »Joona, nur weil du ein schlechtes Gewissen hast, kann ich dich nicht …«
    »Dann ersuche ich hiermit um meine Versetzung«, sagt Joona und steht auf.
    »Und wohin willst du versetzt werden?«
    »In die Einheit, die in dem Fall ermittelt.«
    »Jetzt bist du wieder so stur«, sagt Carlos und kratzt sich aufgebracht den Schädel.
    »Aber ich werde Recht behalten«, grinst Joona.
    »Großer Gott«, seufzt Carlos, sieht seine Fische an und schüttelt bekümmert den Kopf.
    Joona geht zur Tür.
    »Warte«, ruft Carlos.
    Joona hält inne, dreht sich um und hebt fragend die Augenbrauen.
    »Wir machen Folgendes – offiziell übernimmst du diesen Fall nicht, es ist nicht dein Fall, aber ich gebe dir eine Woche, um das Verschwinden des Jungen zu untersuchen.«
    »Gut.«
    »Du kannst dir also dein verdammtes ›was habe ich dir gesagt‹ sparen.«
    »Okay.«
    Joona fährt mit dem Aufzug in seine Etage hinunter, begrüßt Anja, die ihm zuwinkt, ohne den Blick von ihrem Computerbildschirm zu nehmen, und kommt an Petter Näslunds Büro vorbei, in dem ein Radio läuft. Ein Sportjournalist kommentiert mit künstlicher Energie in der Stimme ein Biathlonrennen der Frauen. Joona weicht zurück und kehrt zu Anja um.
    »Ich habe keine Zeit«, sagt sie, ohne ihn anzusehen.
    »Doch, hast du«, erwidert er ruhig.
    »Ich bin mit etwas sehr Wichtigem beschäftigt.«
    Joona versucht, ihr über die Schulter zu schauen.
    »Woran arbeitest du?«, fragt er.
    »An nichts.«
    »Und was ist das da?«
    Sie seufzt.
    »Es ist eine Auktion. Im Moment ist mein Gebot das höchste, aber da ist so ein Idiot, der die ganze Zeit den Preis hochtreibt.«
    »Eine Auktion?«
    »Ich sammele Keramikfiguren von Lisa Larson«, antwortet sie kurz angebunden.
    »Diese kleinen dicken Tonkinder?«
    »Das ist Kunst, aber von so etwas verstehst du natürlich nichts.«
    Sie blickt auf den Bildschirm.
    »Es ist gleich vorbei. Hauptsache, mich überbietet keiner, denn dann …«
    »Ich brauche deine Hilfe«, beharrt Joona. »Es hat mit deinem Beruf zu tun. Die Sache ist ehrlich gesagt ziemlich wichtig.«
    »Warte, warte, warte.«
    Sie hält ihm abwehrend eine Hand entgegen.
    »Ja, ich habe sie! Ich habe sie! Ich habe Amalia und Emma.«
    Sie schließt die Seite.
    »Okay, Joona, du alter Finne. Womit kann ich dir dienen?«
    »Du sollst die Telefontechniker nerven und dafür sorgen, dass ich eine Positionsbestimmung für das Telefonat bekomme, das Benjamin Bark letzten Sonntag geführt hat. Ich will eine klare Auskunft darüber haben, von wo er angerufen hat. Und zwar in fünf Minuten.«
    »Mein Gott, bist du schlecht gelaunt«, seufzt Anja.
    »Drei Minuten«, berichtigt Joona sich. »Deine Internetshoppingtour kostet dich zwei Minuten.«
    »Zieh Leine«, sagt sie sanft, als er ihr Zimmer verlässt.
    Er geht in sein Büro, schließt die Tür, blättert in der Post und liest eine Postkarte von Disa. Sie ist nach London gefahren und schreibt, dass sie ihn vermisst. Disa weiß, dass er Bilder von Schimpansen, die Golf spielen oder sich in Toilettenpapier verheddern, hasst, und schafft es deshalb immer, Karten mit ähn­lichen Motiven zu finden. Joona überlegt zögernd, ob er die Ansichtskarte überhaupt umdrehen oder sie gleich wegwerfen soll, aber seine Neugier siegt. Er dreht die Karte um und schaudert vor Unbehagen. Eine Bulldogge mit Kapitänsbart, Schiffermütze und Stummelpfeife im Mund. Er lächelt über Disas Bemühungen und steckt die Karte an seiner Pinnwand fest, als das Telefon klingelt.
    »Ja?«, meldet er sich.
    »Ich habe ihre Antwort«, sagt Anja.
    »Das ging aber schnell«, erwidert Joona.
    »Sie meinten, sie hätten technische Probleme gehabt, Kommissar Sträng aber schon vor einer Stunde angerufen und ihm mitgeteilt, dass sich die Basisstation einhundertsiebzig Kilometer nördlich von Stockholm, in Gävle, befand.«
    »In Gävle«, wiederholt er.
    »Sie sind noch nicht ganz fertig. In ein oder zwei Tagen, aber auf jeden Fall noch diese Woche können sie uns genau sagen, wo Benjamin bei seinem Anruf gewesen ist.«
    »Du hättest zu meinem Zimmer kommen können, um mir das zu sagen, es ist nur vier Meter von deinem …«
    »Bin ich etwa deine Haushälterin?«
    »Nein.«
    Joona schreibt Gävle auf eine leere Seite im Notizblock und greift erneut nach dem Telefon.
    »Erik Maria Bark«, meldet Erik sich auf der Stelle.
    »Hier ist Joona.«
    »Was tut

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