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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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in tiefer Entspannung neue Methoden ersinnt, um das Individuum vor dem zu schützen, was ihm solche Angst macht. Ich meine mit anderen Worten – und das ist wirklich interessant –, wenn man sich einem Trauma nähert, dem Kern, also dem, was wirklich gefährlich ist … Wenn die verdrängte Erinnerung in der Hypnose endlich an die Oberfläche geschwemmt wird, beginnt der Patient, nach anderen Möglichkeiten zu greifen in einem letzten Versuch, sich vor dem Geheimnis zu schützen, und dann – will es mir scheinen – zieht die betreffende Person Traummaterial in die Erinnerungsbilder herein, um auf die Art nicht sehen zu müssen.«
    »Die wirkliche Situation nicht sehen zu müssen?«, erkundigte sich Ronny Johansson mit plötzlicher Neugier.
    »Ja, oder vielmehr … den Täter«, antwortete ich. »Man ersetzt den Täter durch alles Mögliche, oft durch ein Tier.«
    Es wurde still am Tisch.
    Ich sah, dass Annika Lorentzon, die mein Vortrag bisher eher verlegen gemacht zu haben schien, still in sich hineinlächelte.
    »Kann das wirklich zutreffen?«, sagte Ronny Johansson beinahe flüsternd.
    »Wie deutlich ist dieses Muster?«, fragte Mälarstedt.
    »Es ist deutlich erkennbar, aber noch nicht endgültig bewiesen«, antwortete ich.
    »Gibt es international ähnliche Forschungsprojekte?«, erkundigte sich Mälarstedt.
    »Nein«, antwortete Ronny Johansson augenblicklich.
    »Mich würde Folgendes interessieren«, meldete sich Holstein zu Wort. »Wenn man an diesem Punkt auf Widerstand stößt, wird der Patient dann deiner Meinung nach in der Hypnose immer neue Schutzmechanismen finden?«
    »Kann man weiter vorstoßen?«, fragte Mälarstedt.
    Ich spürte, dass ich rot anlief, räusperte mich leise und antwortete:
    »Ich glaube, dass man mit einer tieferen Hypnose hinter die Bilder gelangen kann.«
    »Aber was ist mit den Patienten?«
    »Dasselbe habe ich auch gerade gedacht«, sagte Mälarstedt zu Lorentzon.
    »Das klingt natürlich alles verdammt verlockend«, meinte Holstein. »Aber ich brauche Garantien … Keine Psychosen, keine Selbstmorde.«
    »Ja, aber …«
    »Kannst du mir das versprechen?«, unterbrach er mich.
    Frank Paulsson saß bloß da und kratzte am Etikett der Wasserflasche. Holstein schien müde zu sein und sah auf die Uhr.
    »Meine oberste Priorität ist es, den Patienten zu helfen«, sagte ich.
    »Und die Forschung?«
    »Die ist …«
    Ich räusperte mich.
    »Die ist trotz allem eher ein Nebeneffekt«, sagte ich leise. »So muss ich es sehen.«
    Einige der Männer am Vorstandstisch wechselten Blicke.
    »Gute Antwort«, sagte Frank Paulsson plötzlich. »Erik Maria Bark hat meine volle Unterstützung.«
    »Ich mache mir immer noch Sorgen um die Patienten«, wandte Holstein ein.
    »Aber hier ist doch alles dokumentiert«, sagte Frank Paulsson und deutete in das Kompendium. »Er hat die Entwicklung der Patienten aufgezeichnet, und die Sache sieht meines Erachtens mehr als vielversprechend aus.«
    »Nur dass wir es hier mit einer so ungewöhnlichen und gewagten Therapie zu tun haben, dass wir sicher sein müssen, sie verteidigen zu können, falls etwas schiefgehen sollte.«
    »Im Grunde kann eigentlich gar nichts schiefgehen«, sagte ich und spürte, wie mir ein Schauer über den Rücken lief.
    »Erik, es ist Freitag, und alle wollen nach Hause«, erklärte Annika Lorentzon. »Ich denke, du kannst davon ausgehen, dass für deine Forschung neue Mittel bewilligt werden.«
    Die anderen nickten zustimmend, und Ronny Johansson lehnte sich zurück und klatschte in die Hände.
     
     
     
    Als ich nach Hause kam, stand Simone in unserer geräumigen Küche. Sie füllte den Tisch mit Lebensmitteln aus vier Tüten: Spargel, frischer Majoran, Hähnchenfleisch, Zitronen und Jasminreis. Als sie mich sah, musste sie lachen.
    »Was ist?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf und sagte mit einem breiten Lächeln:
    »Du solltest dich mal sehen.«
    »Wieso?«
    »Du siehst aus wie ein kleiner Junge an Heiligabend.«
    »Kann man das so gut sehen?«
    »Benjamin«, rief sie.
    Benjamin kam mit seinem Medikamentenetui in der Hand in die Küche. Simone verbarg ihre Heiterkeit und zeigte auf mich.
    »Schau mal«, sagte sie. »Wie sieht Papa aus?«
    »Du siehst fröhlich aus, Papa.«
    »Das bin ich, kleiner Mann. Das bin ich.«
    »Haben sie das Medikament erfunden?«, fragte er.
    »Wie meinst du das?«
    »Mit dem ich gesund werde und keine Spritzen mehr brauche«, antwortete Benjamin.
    Ich hob ihn hoch, umarmte

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