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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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ihn und sagte, dass man das Medikament noch nicht entdeckt hatte, ich mir aber mehr als alles andere auf der Welt wünschte, dass man es bald fand.
    »Okay«, sagte er.
    Ich setzte ihn wieder ab und sah Simones nachdenkliches Gesicht.
    Benjamin zog mich am Hosenbein.
    »Was ist es dann?«, fragte er.
    Ich begriff nicht.
    »Warum bist du denn jetzt so fröhlich, Papa?«
    »Es geht nur um Geld«, antwortete ich trocken. »Ich habe Geld für meine Forschung bekommen.«
    »David sagt, dass du zauberst.«
    »Ich zaubere nicht, ich hypnotisiere Menschen, die traurig sind oder Angst haben, und versuche ihnen damit zu helfen.«
    »Künstler?«, fragte er.
    Ich lachte, und Simone sah ihn erstaunt an.
    »Wie kommst du denn darauf?«, erkundigte sie sich.
    »Du hast am Telefon gesagt, die Künstler hätten Angst, Mama.«
    »Das habe ich gesagt?«
    »Ja, eben, ich habe es gehört.«
    »Stimmt, du hast Recht, es ging darum, dass Künstler ängstlich und nervös sind, wenn sie anderen ihre Bilder zeigen sollen«, erläuterte sie.
    »Wie waren denn eigentlich die Räume am Berzelii-Park?«, fragte ich.
    »In der Arsenalsgatan.«
    »Hast du sie dir angesehen?«
    Simone nickte bedächtig.
    »Sie waren gut«, sagte sie. »Morgen unterschreibe ich den Vertrag.«
    »Warum hast du nichts gesagt? Gratuliere, Sixan!«
    Sie lachte.
    »Ich weiß genau, was ich als Erstes ausstellen werde«, sagte sie. »Es gibt da eine junge Künstlerin, die von der Kunstakademie in Bergen kommt, sie ist fantastisch, macht große …«
    Als es an der Tür klingelte, verstummte Simone. Sie versuchte, durchs Küchenfenster zu sehen, wer es war, bevor sie öffnete. Ich folgte ihr und sah sie durch den dunklen Flur in der Türöffnung stehen, die vom Tageslicht erhellt wurde. Als ich zu ihr kam, schaute sie aus dem Haus.
    »Wer war das?«, fragte ich.
    »Niemand, da war niemand«, sagte sie.
    Ich blickte über die Sträucher vor der Straße hinweg.
    »Was ist das?«, fragte sie plötzlich.
    Auf der Treppe vor unserer Tür lag ein Stab mit einem Griff am einen Ende und einer kleinen Holzplatte am anderen.
    »Merkwürdig«, sagte ich und hob den antiken Gegenstand auf.
    »Ich glaube, das ist eine Rute, mit der man früher Kinder gezüchtigt hat.«
     
     
     
    Eine Sitzung mit meiner Hypnosegruppe stand an. In zehn Minuten würden die Patienten hier sein. Die sechs angestammten Mitglieder und die neue Frau namens Eva Blau. Wenn ich meinen Arztkittel anzog, gab es jedes Mal einen kurzen Moment schwindelerregender Aufregung, eine Art Lampenfieber. Ich hatte das Gefühl, auf eine Bühne zu kommen, ins Rampenlicht zu treten. Es hatte nichts mit Eitelkeit zu tun, sondern mit dem überaus angenehmen Gefühl, konzentriertes Fachwissen vermitteln zu können.
    Ich griff nach meinem Schreibblock und las mir meine Notizen zu unserer letzten Sitzung durch, bei der Marek Semiovic von dem großen Holzhaus auf dem Land im Bezirk Zenica-Dobojs erzählt hatte.
    Es war mir gelungen, Marek Semiovic in eine tiefere Hypnose zu versetzen als bisher. Ruhig und sachlich hatte er daraufhin einen Kellerraum mit Zementfußboden beschrieben, in dem man ihn gezwungen hatte, seinen Freunden und entfernten Verwandten elektrische Schläge zu versetzen. Aber plötzlich hatte er sich einfach abgewandt, das Szenario gewechselt, meine Anweisungen ignoriert und aus eigenem Antrieb einen Weg aus der Hypnose gesucht. Ich wusste, wie wichtig es war, in kleinen Schritten vorzugehen. Deshalb beschloss ich, Marek heute eine Pause zu gönnen. Charlotte sollte den Anfang machen, und anschließend würde ich vielleicht einen ersten Versuch mit meiner neuen Patientin Eva Blau wagen.
    Das Hypnosezimmer war so eingerichtet, dass es neutral, beruhigend wirkte. Die Vorhänge hatten einen unbestimmten gelben Farbton, der Fußboden war grau, die Möbel waren einfach, aber bequem: Stühle und Tische aus Birkenholz, einem sonnenhellen Holz mit kleinen, braunen Sommersprossen. Unter einem der Stühle lag ein vergessener blauer Schuhschützer. Die Wände waren bis auf einige Lithographien in dezenten Farben leer.
    Ich stellte die Stühle in einem Halbkreis auf und platzierte das Stativ für die Videokamera möglichst weit weg.
    Die Forschungsarbeit motivierte mich, ich war sehr neugierig auf die Ergebnisse und gleichzeitig immer überzeugter, dass diese neue Therapieform besser war als jede andere, die ich bislang angewandt hatte. Die Bedeutung des Kollektivs bei der Traumabehandlung war enorm. Die einsame Isolation

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