Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören
Patienten vermutlich unter Drogen setzte, damit sie mir zu Willen waren.
In meinem Kopf wurde es still. Ich hörte die Uhr an der Küchenwand ticken, hörte das Rauschen des einen oder anderen Autos, das auf der Straße vorbeifuhr. Die Tür ging auf, und Simone kam herein. Als sie die Zeitung las, wurde sie leichenblass.
»Was geht hier vor?«, flüsterte sie.
»Ich weiß es nicht«, sagte ich und spürte, dass mein Mund ganz ausgedörrt war. Ich saß da und starrte ins Leere. Und wenn meine Theorien nun wirklich falsch waren? Was war, wenn die Hypnose bei schwer traumatisierten Menschen keine Wirkung zeigte? War es wirklich möglich, dass mein Wille, Muster zu finden, ihre Erinnerungen beeinflusst hatte? Ich glaubte nicht, dass Lydia unter Hypnose ein Kind sehen konnte, das es nicht gab. Ich war der festen Überzeugung gewesen, dass sie eine wahre Erinnerung beschrieben hatte, aber jetzt war ich verwirrt.
Es war merkwürdig, die kurze Wegstrecke vom Eingang bis zu dem Aufzug zurückzulegen, der mich zu Annika Lorentzons Büro bringen würde. Keiner der Angestellten wollte mir in die Augen sehen. Wenn ich an Leuten vorbeikam, die ich kannte und regelmäßig sah, wirkten sie gestresst und bedrückt, wandten sich ab und eilten davon.
Sogar der Geruch im Aufzug war fremd. Es roch nach welken Blumen, und ich musste an Beerdigungen, Regen, Abschied denken.
Als ich aus dem Aufzug kam, huschte Maja Swartling an mir vorbei. Sie beachtete mich nicht. Im Türrahmen zu Annika Lorentzons Büro stand Rainer Milch und erwartete mich. Er machte Platz, und ich ging hinein und begrüßte alle.
»Erik, Erik, setz dich«, sagte Rainer.
»Danke, ich stehe lieber«, erwiderte ich kurz, überlegte es mir dann jedoch anders. Ich fragte mich immer noch, was um Himmels willen Maja beim Vorstand zu suchen hatte. War sie vielleicht vorstellig geworden, um mich in Schutz zu nehmen? Immerhin war sie eine der wenigen, die über wirklich fundierte Kenntnisse meiner Forschung verfügten.
Annika Lorentzon stand am anderen Ende des Raums am Fenster. Ich dachte, dass es ausgesprochen unhöflich und merkwürdig von ihr war, mich nicht zu begrüßen. Stattdessen stand sie dort, hatte die Arme um sich geschlungen und starrte verbissen aus dem Fenster.
»Wir haben dir eine große Chance gegeben«, sagte Peder Mälarstedt.
Rainer Milch nickte.
»Aber du hast dich geweigert, sie zu ergreifen«, sagte er. »Du hast es abgelehnt, für die Zeit der Untersuchung freiwillig aus der Schusslinie zu gehen.«
»Ich kann meine Meinung immer noch ändern«, sagte ich leise. »Ich kann …«
»Dazu ist es jetzt zu spät«, unterbrach er mich. »Damit hätten wir uns vorgestern verteidigen können, heute wäre es einfach nur lächerlich.«
Annika Lorentzon öffnete den Mund.
»Ich …«, sagte sie schwach, ohne sich zu mir umzudrehen. »Ich werde heute in den Abendnachrichten interviewt und muss erklären, warum wir dir freie Hand gegeben haben.«
»Aber ich habe doch nichts falsch gemacht«, sagte ich. »Dass eine Patientin unbegründete Anschuldigungen erhebt, kann doch nicht die Ergebnisse jahrelanger Forschung in Frage stellen, unzählige Behandlungen, die wirklich immer über jeden Zweifel erhaben gewesen sind …«
»Es geht nicht nur um eine Patientin«, unterbrach mich Rainer Milch. »Es geht um mehrere. Außerdem haben wir inzwischen gehört, wie sich ein Experte über deine Forschung äußert und …«
Er schüttelte den Kopf und verstummte.
»Meinst du diesen Göran Svensson oder wie der hieß?«, fragte ich gereizt. »Von dem habe ich noch nie gehört, und er hat ganz offensichtlich keine Ahnung.«
»Wir haben eine Kontaktperson, die sich jahrelang mit deiner Arbeit auseinandergesetzt hat«, erläuterte Rainer Milch und kratzte sich am Hals. »Sie sagt, du willst sehr viel, aber fast alle deiner Thesen sind Luftschlösser. Du hast keine Beweise, und um Recht zu bekommen, ignorierst du, was für das Wohl der Patienten am besten wäre.«
Ich war sprachlos.
»Wie heißt euer Experte? Oder ist es etwa eine Expertin?«, fragte ich schließlich.
Sie antworteten nicht.
»Heißt sie möglicherweise Maja Swartling?«
Annika Lorentzons Gesicht lief rot an.
»Erik«, sagte sie und drehte sich endlich zu mir um. »Du bist mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. Ich will dich in meinem Krankenhaus nicht mehr sehen.«
»Aber was ist mit meinen Patienten, ich muss mich darum kümmern, dass …«
»Sie werden von
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