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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Lampen funktionieren nicht, aber im Licht des hochgelegenen Fensters sieht er, dass der Partykeller von einem Feuer verwüstet worden ist. Der Fußboden unter ihm knistert. Vieles ist schwarz, manche Möbel scheinen allerdings noch intakt zu sein. Der Tisch mit der gekachelten Platte ist nur ein wenig rußgeschwärzt, während die Kerzen auf dem Tablett geschmolzen sind. Erik sucht nach der Tür, die in den zweiten Kellerraum führt. Sie sitzt lose in den Scharnieren, und ihre Innenseite ist vollständig verkohlt.
    »Benjamin«, sagt er mit ängstlicher Stimme.
    Asche wirbelt ihm ins Gesicht, und er blinzelt mit brennenden Augen. Mitten im Raum stehen die Reste dessen, was offenbar einmal ein Käfig gewesen ist, der groß genug für einen Menschen war.
    »Erik«, ruft jemand über ihm.
    Er bleibt stehen und lauscht. Es knackt in den Wänden. Verkohlte Teile von Deckenplatten fallen herab. Er geht langsam zur Treppe und hört fernes Hundegebell.
    »Erik!«
    Es ist Joona Linnas Stimme. Erik steigt die Treppe hinauf. Joona betrachtet ihn besorgt.
    »Was ist passiert?«
    »Im Keller hat es gebrannt«, antwortet Erik.
    »Sonst nichts?«
    Erik macht eine vage Geste zum Keller hinab.
    »Die Überreste eines Käfigs.«
    »Ich habe einen Hund dabei.«
    Joona eilt durch den Flur zum Hauseingang und öffnet die Tür. Er winkt die uniformierte Hundeführerin heran, eine Frau, die ihre dunklen Haare zu einem festen Zopf geflochten trägt. Der schwarze Labrador folgt ihr bei Fuß. Sie grüßt Erik mit einem Kopfnicken, bittet ihn, draußen zu warten, geht vor dem Hund in die Hocke und spricht mit dem Tier. Joona versucht, Erik aus dem Haus zu führen, gibt aber auf, als er erkennt, dass seine Bemühungen vergeblich bleiben werden.
    Der glänzende schwarze Hund bewegt sich eifrig durchs Haus, schnüffelt, atmet schnell, sucht weiter. Der Bauch des Hunds bewegt sich hechelnd. Systematisch sucht das Tier Zimmer für Zimmer ab. Erik bleibt im Flur. Ihm ist übel, und er spürt plötzlich, dass er sich übergeben muss, und verlässt das Haus. Zwei Polizisten unterhalten sich vor einem Einsatzwagen. Erik geht auf sein Auto zu, bleibt stehen und zieht die kleine Schachtel mit dem Papagei und dem Eingeborenen heraus. Er hält sie in der Hand, geht zu einem Gulli und kippt den Inhalt hinein. Auf seiner Stirn steht kalter Schweiß. Er befeuchtet seinen Mund, als wollte er nach langem Schweigen etwas sagen, lässt anschließend auch die Schachtel fallen und hört das Klatschen, als sie aufs Wasser schlägt.
    Als er in den Garten zurückkehrt, steht Joona vor dem Haus. Er begegnet Eriks Blick und schüttelt den Kopf. Erik geht hinein. Die Hundeführerin kniet vor dem Labrador und streichelt seinen Hals und das weiche Fell hinter den Ohren.
    »Sind Sie im Keller gewesen?«, fragt Erik.
    »Natürlich«, antwortet sie, ohne ihn anzusehen.
    »Auch in dem hinteren Raum?«
    »Ja.«
    »Kann der Hund wegen der Asche vielleicht keine Witterung aufnehmen?«
    »Rocky kann eine Leiche noch unter Wasser, in sechzig Metern Tiefe, ausfindig machen«, erklärt sie.
    »Und lebende Menschen?«
    »Wenn es hier etwas gäbe, hätte Rocky es gefunden.«
    »Aber draußen habt ihr noch nicht gesucht«, sagt Joona, der hinter Erik getreten ist.
    »Ich wusste nicht, dass wir das sollten«, erwidert die Hundeführerin.
    »Das sollt ihr«, sagt Joona kurz angebunden.
    Sie zuckt mit den Schultern und richtet sich wieder auf.
    »Na, dann komm«, sagt sie mit dunkler, belegter Stimme zu dem Labrador. »Na komm. Sollen wir rausgehen und uns umsehen? Sollen wir uns umsehen?«
    Erik begleitet die beiden nach draußen, die Treppe hinunter und um das Haus herum. Der schwarze Hund rennt auf dem ungepflegten Rasen hin und her, schnüffelt an der Wassertonne, in der sich an der Oberfläche eine milchige Eisschicht gebildet hat und sucht bei den alten Obstbäumen. Der Himmel ist dunkel und diffus. Erik sieht, dass ein Nachbar bunte Lichterketten in einem Baum eingeschaltet hat. Es ist kalt. Die Polizisten haben sich in den Einsatzwagen gesetzt. Joona bleibt immer in der Nähe der Frau und des Hundes und gibt von Zeit zu Zeit eine Richtung vor. Erik folgt ihnen zur Rückseite des Hauses. Plötzlich erkennt er den Hügel am hinteren Ende des Gartens. Das ist der Ort auf dem Bild, denkt er, auf dem Foto, das Aida Benjamin geschickt hat, bevor er verschwunden ist. Erik atmet schwer. Der Hund schnüffelt am Komposthaufen, läuft zu dem kleinen Hügel, schnüffelt, hechelt, läuft einmal

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