Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören
hereinkommen.«
Sie lächelt sanft mit rosa glänzenden Lippen.
»Ich heiße Anja Larsson«, sagt sie zu Erik und Simone. »Ich werde die Zeugenaussage aufnehmen.«
Die Frau gibt ihnen ihre gepflegte, runde Hand. Sie hat lange rot lackierte Fingernägel, die am oberen Rand glitzern.
»Ich finde, so kommt ein bisschen Weihnachtsstimmung auf«, kommentiert sie fröhlich ihre Nägel.
»Hübsch«, antwortet Simone zerstreut.
Joona Linna sitzt bereits im Raum. Er hat sein Jackett über den Stuhlrücken gehängt. Seine blonden Haare sind zerzaust und offensichtlich länger nicht mehr gewaschen worden. Er hat sich nicht rasiert. Als sich die beiden ihm gegenübersetzen, wirft er Erik einen ernsten, nachdenklichen Blick zu.
Simone räuspert sich leise und trinkt einen Schluck Wasser. Als sie das Glas wieder absetzt, berührt sie flüchtig Eriks Hand. Ihre Blicke begegnen sich, und er sieht sie mit den Lippen ein lautloses »Entschuldige« formen.
Anja Larsson stellt das digitale Aufnahmegerät zwischen ihnen auf den Tisch, drückt den Aufnahmeknopf, kontrolliert, dass das rote Lämpchen leuchtet, und hält Uhrzeit, Datum und die anwesenden Personen fest. Anschließend macht sie eine kurze Pause, legt den Kopf schief und sagt mit heller, freundlicher Stimme:
»Okay, Simone, wir würden gerne aus Ihrem Mund hören, was vorgestern Abend in Ihrer Wohnung in der Luntmakargatan geschehen ist.«
Simone nickt, sieht Erik an und schlägt die Augen nieder.
»Ich … ich bin zu Hause gewesen und …«
Sie verstummt.
»Waren Sie allein?«, fragt Anja Larsson.
Simone schüttelt den Kopf.
»Sim Shulman war bei mir«, sagt sie neutral.
Joona notiert etwas in seinem Collegeblock.
»Können Sie mir sagen, wie Josef und Evelyn Ek in Ihre Wohnung gelangt sein könnten?«, will Anja Larsson wissen.
»Ich weiß es nicht genau, weil ich unter der Dusche stand«, antwortet Simone langsam und wird für einen kurzen Moment feuerrot. Die Röte verschwindet fast sofort wieder, hinterlässt jedoch einen frischen Glanz auf ihren Wangen.
»Ich stand unter der Dusche, als Sim mir zurief, dass es an der Tür klingelte … Nein, warten Sie, er rief mir zu, dass mein Handy klingelte.«
Anja Larson wiederholt:
»Sie standen in der Dusche und hörten Sim Shulman rufen, dass Ihr Handy klingelte.«
»Ja«, flüstert Simone. »Ich bat ihn, dranzugehen.«
»Wer hat angerufen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Aber er hat das Gespräch angenommen?«
»Ich glaube schon, ich bin mir fast sicher.«
»Um wie viel Uhr war das?«, fragt Joona plötzlich.
Simone zuckt zusammen, als hätte sie ihn bisher nicht bemerkt und würde seine Stimme nicht erkennen.
»Das weiß ich nicht«, antwortet sie ihm entschuldigend.
Er lächelt nicht, sondern hakt nach:
»Ungefähr.«
Simone zuckt mit den Schultern und sagt vage:
»Fünf.«
»Nicht vier?«, fragt Joona.
»Wie meinen Sie das?«
»Ich will es nur wissen«, antwortet er.
»Das wissen Sie doch alles schon«, sagt Simone zu Anja.
»Also um fünf«, sagt Joona und notiert sich die Uhrzeit.
»Was haben Sie vor dem Duschen getan?«, fragt Anja. »Es fällt einem immer leichter, sich an Uhrzeiten zu erinnern, wenn man den ganzen Tag Revue passieren lässt.«
Simone schüttelt den Kopf und sieht sehr müde, fast schläfrig aus. Sie sieht Erik nicht an. Er sitzt schweigend und mit heftig pochendem Herzen neben ihr.
»Ich wusste nicht …«, sagt er auf einmal und verstummt wieder.
Sie sieht ihn flüchtig an. Er öffnet erneut den Mund:
»Ich wusste nicht, dass du und Shulman …«
Sie nickt.
»Doch, Erik. So war es.«
Er sieht erst sie und danach die Polizistin und Joona an.
»Entschuldigt die Störung«, stammelt er.
In einem nachsichtigen Ton wendet sich Anja erneut Simone zu.
»Fahren Sie fort, erzählen Sie uns, was passiert ist. Sim Shulman rief, dass es klingelte …«
»Er ging in den Flur und …«
Simone verstummt und berichtigt sich noch einmal:
»Nein, so ist es nicht gewesen. Ich hörte Sim sagen: ›Jetzt klingelt es auch noch an der Tür‹, oder irgendetwas in der Art. Ich stieg aus der Dusche, trocknete mich ab, öffnete vorsichtig die Tür und sah …«
»Warum haben Sie die Tür vorsichtig geöffnet und nicht wie sonst?«
»Ich weiß es nicht, ich habe gespürt, dass da etwas in der Luft lag, etwas Bedrohliches … Ich kann es nicht erklären …«
»Hatten Sie etwas gehört?«
»Ich glaube nicht.«
Simone starrt vor sich hin.
»Sprechen Sie
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