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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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er.
    Erik will ihr schon hinterherrennen, als Joona ihn mit einer Geste aufhält. Er zieht sein Handy heraus und wählt eine Kurznummer.
    Sie sehen die Frau stehen bleiben und sich melden.
    »Wir brauchen einige Papiere von dir, mein Schatz«, sagt Joona leichthin.
    Mit schmollender Miene dreht Anja sich um, und sie gehen ihr entgegen.
    »Als Anja hier anfing, war sie eine richtige Athletin«, sagt Joona. »Eine unglaubliche Schwimmerin, Delphin, sie war Achte bei den Olympischen Spielen in …«
    »Was für Papiere willst du denn haben? Toilettenpapier?«, ruft Anja.
    »Jetzt werd doch nicht gleich sauer …«
    »Du redest einfach zu viel Mist.«
    »Ich gebe nur ein bisschen mit dir an.«
    »Ja, ja«, sagt sie grinsend.
    »Hast du das Verzeichnis über die Gegenstände, die wir ins Labor gebracht haben?«
    »Das ist noch nicht fertig, du wirst hinunterfahren und selbst nachschauen müssen.«
    Sie begleiten Anja zu den Aufzügen. Das Stahlseil jammert über ihnen, und der Aufzug knarrt, als sie abwärtsfahren. Anja steigt in der zweiten Etage aus und winkt ihnen zu, während sich die Türen schließen.
    Am Empfang im Eingangsbereich sitzt ein großer Mann, der Erik an einen Verwandten erinnert. Sie gehen schnell durch einen Flur mit Türen, schwarzen Brettern und Feuerlöschern in Plexiglaskästen. Im Labor ist es wesentlich heller, und die meisten Mitarbeiter tragen Arztkittel. Joona gibt einem sehr dicken Mann die Hand, der sich als Erixon vorstellt und sie in einen angrenzenden Raum führt. Auf einem Tisch mit einer Stahlplatte liegen zahlreiche Gegenstände aufgereiht. Erik erkennt sie alle. Zwei Küchenmesser mit schwarzen Flecken, die in zwei unterschiedlichen Metallschalen liegen. Er sieht ein vertrautes Handtuch, die Türmatte, mehrere Paar Schuhe und Simones Handy in einer Plastikhülle. Joona zeigt auf das Telefon.
    »Wir möchten es uns anschauen«, sagt er. »Seid ihr fertig damit?«
    Der dicke Mann geht zu einer Liste, die neben den Gegenständen hängt. Er überfliegt das Blatt und sagt zögernd:
    »Ich denke schon. Ja, das Handy ist bereits untersucht worden.«
    Joona holt das Telefon aus der Plastiktasche, wischt es an etwas Papier ab und überreicht es Simone. Sie ruft die Liste über angenommene Anrufe auf, murmelt etwas und legt die Hand auf den Mund und erstickt einen Schrei, als sie auf das Display schaut.
    »Es … es ist Benjamin«, stammelt sie. »Der letzte Anrufer war Benjamin.«
    Sie beugen sich alle über das Handy. Benjamins Name blinkt zweimal auf, dann ist der Akku leer.
    »Hat Shulman mit Benjamin gesprochen?«, fragt Erik mit erhobener Stimme.
    »Ich weiß es nicht«, antwortet sie wie ein Häufchen Elend.
    »Aber er hat sich doch gemeldet, oder? Das meine ich.«
    »Ich stand in der Dusche, ich glaube, dass er ans Telefon gegangen ist, bevor er …«
    »Du siehst doch verdammt nochmal, ob er den Anruf angenommen hat oder ob …«
    »Er hat ihn angenommen«, unterbricht sie ihn. »Aber ich weiß nicht, ob Sim dazu gekommen ist, etwas zu hören oder zu sagen, ehe er Josef die Tür geöffnet hat.«
    »Ich will nicht wütend klingen«, sagt Erik bemüht ruhig. »Aber wir müssen wissen, ob Benjamin etwas gesagt hat.«
    »Werden heutzutage nicht alle Handytelefonate gespeichert?«, erkundigt sie sich.
    »Es kann Wochen dauern, das Gespräch zu ermitteln«, antwortet Joona.
    »Aber …«
    Erik legt eine Hand auf Simones Arm und sagt:
    »Wir müssen mit Shulman sprechen.«
    »Das geht nicht, er liegt im Koma«, sagt sie aufgebracht. »Ich habe dir doch gesagt, dass er im Koma liegt.«
    »Komm mit«, sagt Erik zu Simone und verlässt den Raum.

47.
     
    Samstagnachmittag, der neunzehnte Dezember
     
     
     
     
     
    Simone sitzt neben Erik im Auto, blickt von Zeit zu Zeit zu ihm hinüber und schaut ansonsten zum Fenster hinaus. Die Straße mit ihrem braunen Schneematschstreifen in der Mitte saust dahin. Vor ihnen bewegen sich die Autos in endlosen, blinkenden Reihen. Straßenlaternen flackern monoton vorüber. Sie kommentiert den Müll auf der Rückbank und auf dem Boden nicht: leere Wasserflaschen, Cola-Dosen, ein Pizzakarton, Zeitungen, Becher.
    Erik fährt sanft zum Krankenhaus von Danderyd, wo Sim Shulman im Koma liegt, und weiß genau, was er tun wird, wenn er dort ankommt. Er wirft einen Blick auf Simone. Sie hat abgenommen, und ihre Mundwinkel sind heruntergezogen, traurig und besorgt. Er selbst hat das Gefühl, fast schon beängstigend zielstrebig zu sein. Er sieht die

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