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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Ereignisse der letzten Tage deutlich und in einem klaren Licht an sich vorbeiziehen. Er glaubt jetzt zu verstehen, was ihm und seiner Familie widerfahren ist. Bevor sie das Universitätsgelände an der Brunnsviken passieren, fängt er an, Simone alles zu erklären.
    »Als uns klar wurde, dass Josef nicht Benjamins Entführer sein konnte, bat Joona mich, mein Gedächtnis zu durchforsten«, sagt er in die Stille des Wagens hinein. »Daraufhin habe ich in der Vergangenheit nach jemandem gesucht, der sich mög­licherweise an mir rächen will.«
    »Und was hast du gefunden?«, fragt Simone.
    Aus den Augenwinkeln sieht er, dass sie sich ihm zuwendet. Er weiß, dass sie jetzt bereit ist, ihm zuzuhören.
    »Ich habe meine Hypnosegruppe gefunden, die ich damals aufgeben musste … Das ist zwar erst zehn Jahre her, aber ich denke nie an sie, das Ganze war ein abgeschlossenes Kapitel für mich«, sagt er. »Aber als ich jetzt versucht habe, mich zu erinnern, kam es mir vor, als wäre die Gruppe nie verschwunden, als hätte sie nur ein bisschen abseitsgestanden und gewartet.«
    Erik sieht, dass Simone nickt. Er spricht weiter und versucht, ihr seine Theorien zu der Gruppe zu erläutern, die Spannungen, die es zwischen den einzelnen Mitgliedern gab, seinen Balanceakt und das enttäuschte Vertrauen.
    »Als ich rundum gescheitert war, versprach ich, nie wieder zu hypnotisieren.«
    »Ja.«
    »Aber dann habe ich mein Versprechen gebrochen, weil Joona mich überzeugte, dass es der einzige Weg war, Evelyn Ek zu
retten.«
    »Du meinst, das alles ist passiert, weil du Josef Ek hypnotisiert hast?«
    »Ich weiß es nicht …«
    Erik verstummt und sagt schließlich, dass er einen schlummernden Hass zu neuem Leben erweckt haben könnte, einen Hass, der möglicherweise nur durch seinen Schwur, nie wieder zu hypnotisieren, im Zaum gehalten wurde.
    »Erinnerst du dich an Eva Blau?«, fährt er fort. »Sie glitt immer wieder in einen psychotischen Zustand ab. Du weißt ja, dass sie mir gedroht hat, sie sagte, sie würde mein Leben zerstören.«
    »Ich habe nie verstanden, warum«, erwidert Simone leise.
    »Sie fürchtete sich vor jemandem. Ich habe das für Verfolgungswahn gehalten, aber mittlerweile bin ich mir fast sicher, dass Lydia sie tatsächlich bedroht hat.«
    »Auch Menschen, die unter Verfolgungswahn leiden, können verfolgt werden«, sagt Simone.
    Erik biegt auf das weitläufige Krankenhausgelände. Regen klatscht gegen die Windschutzscheibe.
    »Vielleicht hat Lydia ihr sogar die Schnittwunde im Gesicht zugefügt«, sagt er eher zu sich selbst.
    Simone zuckt zusammen.
    »Sie hatte eine Schnittwunde im Gesicht?«, fragt sie.
    »Ich dachte, sie hätte es selbst getan, so läuft das in aller Regel«, erläutert Erik. »Ich dachte, sie hätte sich die Nasenspitze aus dem verzweifelten Bedürfnis heraus abgeschnitten, etwas anderes zu fühlen und sich nicht dem stellen zu müssen, was in Wahrheit so schmerzhaft …«
    »Jetzt warte, warte mal«, unterbricht Simone ihn erregt. »Ihre Nase war abgeschnitten?«
    »Die Nasenspitze.«
    »Papa und ich haben einen Jungen mit einer abgeschnittenen Nasenspitze gefunden. Hat Papa dir das nicht erzählt? Jemand hat den Jungen bedroht, ihm Angst eingejagt und wehgetan, weil er Benjamin schikaniert hat.«
    »Das war Lydia.«
    »Sie hat Benjamin gekidnappt?«
    »Ja.«
    »Was will sie?«
    Erik sieht sie mit ernster Miene an.
    »Du weißt schon einiges«, antwortet er. »Lydia gestand damals unter Hypnose, dass sie ihren Sohn Kasper im Keller eingesperrt hielt und zwang, verdorbene Lebensmittel zu essen.«
    »Kasper?«, wiederholt Simone.
    »Als Kennet erzählte, dass eine Frau Benjamin Kasper genannt hat, wusste ich, das konnte nur Lydia sein. Ich fuhr zu ihrem Haus in Rotebro und brach ein, aber es war niemand da, das Haus war leer.«
    Er fährt schnell an den Reihen parkender Autos vorbei, aber der Parkplatz ist überfüllt, sodass er zum Eingang fährt.
    »Im Keller hatte es gebrannt, aber das Feuer war von selbst ausgegangen«, fährt Erik fort. »Es war vermutlich Brandstiftung, aber die Reste eines großen Käfigs waren noch da.«
    »Aber es gab doch keinen Käfig«, widerspricht Simone. »Sie hatte doch nachweislich überhaupt kein Kind.«
    »Joona hatte einen Spürhund dabei, der die zehn Jahre alten, sterblichen Überreste eines Kindes im Garten gefunden hat.«
    »Oh, mein Gott«, flüstert Simone.
    »Ja.«
    »Das war doch damals …«
    »Ich glaube, dass sie das Kind in ihrem Keller

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