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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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ihren Wangen.
    »Josef ist ein einziges Mal zu dem Sommerhaus gekommen, er hat ein Taxi genommen und eine Torte mitgebracht«, sagt sie mit gebrochener Stimme.
    »An Ihrem Geburtstag?«
    »Er … er hatte Geburtstag.«
    »Wann war das?«, fragt Joona.
    »Am ersten November.«
    »Vor ungefähr einem Monat«, sagt Joona. »Was ist passiert?«
    »Nichts«, antwortet sie. »Ich war überrascht.«
    »Hatte er Ihnen nicht gesagt, dass er kommen würde?«
    »Wir haben keinen Kontakt zueinander.«
    »Warum nicht?«
    »Ich muss allein sein.«
    »Wer hat gewusst, dass Sie in dem Sommerhaus wohnen?«
    »Keiner, nur Sorab, mein Freund … oder, er hat Schluss gemacht, wir sind nur noch gute Freunde, aber er hilft mir, sagt allen, dass ich bei ihm wohne, geht ans Telefon, wenn Mama anruft und …«
    »Warum?«
    »Ich brauche Ruhe.«
    »Ist Josef öfter gekommen?«
    »Nein.«
    »Das ist wichtig, Evelyn.«
    »Er ist nur das eine Mal vorbeigekommen«, antwortet sie.
    »Warum haben Sie gelogen?«
    »Ich weiß es nicht«, flüstert sie.
    »Wann haben Sie noch gelogen?«

13.
     
    Mittwochnachmittag, der neunte Dezember
     
     
     
     
     
    Erik schlendert zwischen den hell erleuchteten Vitrinen in der Schmuckabteilung des Kaufhauses NK umher. Eine schwarz gekleidete Frau unterhält sich leise mit einer Kundin. Sie öffnet eine Schublade und legt ein paar Schmuckstücke auf eine samtene Ablage. Erik bleibt vor einer Vitrine stehen und mustert eine Halskette von Georg Jensen. Schwere, sanft geschliffene Dreiecke, die wie Blütenblätter zu einem geschlossenen Kranz verbunden sind. Ein schwerer Glanz wie von Platin geht von dem polierten Silber aus. Erik stellt sich vor, wie schön die Kette sich um Simones schlanken Hals schmiegen würde, und beschließt, sie als Weihnachtsgeschenk zu kaufen.
    Als die Verkäuferin das Schmuckstück in dunkelrotes, geglättetes Papier einschlägt, beginnt das Handy in Eriks Tasche zu surren und lässt die kleine Holzschachtel mit dem Eingeborenen und dem Papagei vibrieren. Er zieht das Telefon heraus und meldet sich, ohne auf die Nummer im Display zu achten.
    »Erik Maria Bark.«
    Es knistert, und in der Ferne hört man Weihnachtslieder.
    »Hallo?«, sagt er.
    Dann ertönt eine leise Stimme:
    »Ist da Erik?«
    »Ja, ich bin’s«, sagt er.
    »Ich frage mich …«
    Erik kommt es auf einmal vor, als würde im Hintergrund jemand kichern.
    »Mit wem spreche ich bitte?«, fragt er schneidend.
    »Warten Sie, Herr Doktor. Ich will Sie nur etwas fragen«, sagt die Stimme, die jetzt in einem eindeutig scherzhaften Ton spricht.
    Erik will das Gespräch schon beenden, als die Stimme am Telefon plötzlich brüllt:
    »Hypnotisier mich! Ich will …«
    Erik reißt das Handy vom Ohr, drückt das Gespräch weg und versucht zu sehen, wer angerufen hat, aber es ist eine unterdrückte Nummer. Ein Klingelton sagt ihm, dass er eine SMS bekommen hat. Auch sie kommt von einer unterdrückten Nummer. Er öffnet die Nachricht und liest:
    »Kannst du eine Leiche hypnotisieren?«
    Verwirrt nimmt Erik das Weihnachtsgeschenk in einer kleinen gold- und rotfarbenen Tüte entgegen und verlässt die Abteilung. Im Foyer begegnet er dem Blick einer Frau in einem weiten schwarzen Mantel. Sie steht unter dem herabhängenden, drei Etagen hohen Weihnachtsbaum und sieht Erik an. Er hat sie noch nie gesehen, dennoch wirft sie ihm einen eindeutig feindseligen Blick zu.
    Mit einer Hand nestelt er den Deckel der Holzschachtel auf, die er in der Manteltasche trägt, schüttelt eine Kodeinkapsel in seine Hand, steckt sie sich in den Mund und schluckt sie hinunter.
    Er tritt in die kühle Luft hinaus. Vor dem Schaufenster drängeln sich Menschen. Weihnachtswichtel tanzen in einer Süßigkeitenlandschaft. Ein Bonbon mit großem Mund singt ein Weihnachtslied. Kindergartenkinder mit gelben Westen über dicken Schneeanzügen schauen schweigend zu.
    Sein Handy klingelt erneut, aber diesmal kontrolliert er die Nummer, ehe er sich meldet, sieht, dass es ein Stockholmer Anschluss ist, und sagt reserviert:
    »Erik Maria Bark.«
    »Hallo, ich heiße Britt Sundström und arbeite für Amnesty International.«
    »Hallo«, sagt er fragend.
    »Ich würde gerne wissen, ob Ihr Patient die Möglichkeit hatte, die Hypnose abzulehnen.«
    »Was haben Sie gesagt?«, fragt Erik und sieht im Schaufenster eine große Schnecke, die einen Schlitten mit Weihnachtsgeschenken zieht.
    Sein Herz schlägt schneller, und in seinen Eingeweiden rumort es.
    » KUBARK , das

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