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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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als wären sie sehr zufrieden mit sich.«
    »Low-copy-number-Proben?«
    »Nein, nicht einen Mikrotropfen, nichts.«
    »Also … so viel Pech können wir doch gar nicht haben.«
    »Können wir schon.«
    »Nein.«
    »Du wirst dich wohl damit abfinden müssen«, sagt Erixon.
    »Okay.«
    Sie beenden das Gespräch, und Joona überlegt, dass manches, was zunächst wie ein Rätsel aussieht, oft nur auf Zufällen beruht. Die Vorgehensweise des Täters scheint an beiden Orten identisch gewesen zu sein: besinnungslose Messerhiebe und aggressive Versuche, die Körper zu zerstückeln. Deshalb ist es so seltsam, dass sie kein Blut des Vaters an Josef gefunden haben, wenn er wirklich der Täter ist. Er hätte so blutverschmiert sein müssen, dass er Aufmerksamkeit erregt hätte, denkt Joona und ruft Erixon noch einmal an.
    »Ja.«
    »Mir ist da was eingefallen.«
    »Nach zwanzig Sekunden?«
    »Habt ihr die Damenumkleide untersucht?«
    »Da ist keiner gewesen – die Tür war abgeschlossen.«
    »Das Opfer hatte den Schlüssel wahrscheinlich dabei.«
    »Aber …«
    »Kontrolliert die Bodenabflüsse in der Frauendusche«, beharrt Joona.
    Nachdem er um den Park Tantolunden gefahren ist, biegt Joona in einen Fußgängerweg und parkt vor den Hochhäusern, die dem Park zugewandt stehen. Er fragt sich, wo der wartende Streifenwagen stehen mag, überprüft die Adresse und überlegt, ob Ronny und sein Kollege womöglich an der falschen Tür geklopft haben. Er verzieht den Mund. Das würde jedenfalls Sorabs Weigerung erklären, sie hereinzulassen, weil er dann nämlich nicht einmal Sorab heißen würde.
    Die Abendluft ist kühl. Er geht mit schnellen Schritten zum Hauseingang und denkt daran, wie Josef den Tathergang unter Hypnose beschrieben hat. Wenn seine Schilderung mit dem tatsächlichen Ablauf der Tat übereinstimmt, tut Josef nichts, um sein Verbrechen zu verbergen, er schützt sich nicht. Er denkt nicht an die Folgen, sondern lässt zu, dass er von Blut bespritzt wird.
    Joona überlegt, dass der hypnotisierte Josef Ek vielleicht nur das Gefühl beschrieben hat, einen verwirrten und rasanten Tumult, während er rein körperlich, äußerlich, vor Ort, vielleicht auch ganz überlegt gehandelt hat und systematisch vorgegangen ist. Vielleicht hat er Regenkleidung getragen und in der Damenumkleide geduscht, bevor er nach Hause gefahren ist.
    Er muss mit Daniella Richards sprechen, um zu erfahren, wann Josef Ek sich ihrer Meinung nach zumindest so weit erholt hat, dass er vernehmungsfähig ist.
    Joona betritt das Haus, holt sein Handy heraus und sieht sein Gesicht in den schwarzen Feldern der im Schachbrettmuster gekachelten Wand: das helle, frostige Gesicht, den ernsten Blick und die blonden zerzausten Haare. Während er auf den Aufzug wartet, ruft er Ronny an, der sich jedoch nicht meldet. Vielleicht haben die beiden einen letzten Versuch unternommen und sind von Sorab hereingelassen worden. Joona fährt in den sechsten Stock hinauf, wartet, bis eine Mutter mit Kinderwagen in den Aufzug gestiegen ist, geht dann zu Sorabs Tür und klingelt.
    Er wartet einen Moment, klopft an, wartet ein paar Sekunden, schiebt dann mit der Hand den Briefeinwurf auf und sagt:
    »Sorab? Ich heiße Joona Linna. Ich bin Polizist, Kriminalpolizei.«
    Man hört ein Geräusch hinter der Tür, als hätte sich jemand schwer gegen sie gelehnt, der sich nun jedoch rasch entfernt.
    »Sie sind der Einzige, der wusste, wo sich Evelyn aufhielt«, fährt er fort.
    »Ich habe nichts getan«, sagt ein Mann mit einer dunklen Stimme in der Wohnung.
    »Aber Sie haben erzählt, dass …«
    »Ich weiß nichts«, schreit der Mann.
    »Ist ja gut«, sagt Joona. »Ich möchte aber trotzdem, dass Sie die Tür öffnen, mich ansehen und mir dann sagen, dass Sie nichts wissen.«
    »Gehen Sie weg.«
    »Öffnen Sie die Tür.«
    »Verdammt … könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen, ich habe mit der Sache nichts zu tun, ich will da nicht reingezogen werden.«
    Seine Stimme ist voller Angst. Er verstummt, atmet, schlägt mit der Hand gegen etwas.
    »Evelyn geht es gut«, sagt Joona.
    Es raschelt leise im Briefeinwurf.
    »Ich dachte …«
    Er verstummt.
    »Wir müssen mit Ihnen reden.«
    »Ist es wahr, dass Evelyn nichts passiert ist?«
    »Jetzt machen Sie schon die Tür auf.«
    »Ich habe doch gesagt, dass ich nicht will.«
    »Es wäre gut, wenn Sie mitkommen könnten.«
    Für einen Moment herrscht Stille zwischen ihnen.
    »Ist er öfter hier gewesen?«, fragt Joona

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