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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Geld verschleudert wird und …«
    »Gib mir eine Sekunde«, unterbricht Joona ihn.
    »Aber ich habe mich entschieden …«
    »Jens?«
    »Ja«, antwortet er.
    »Wir haben Indizienbeweise«, erklärt Joona ernst. »Josef Ek ist nachweislich am ersten Tatort gewesen und hat Kontakt zum Blut seines Vaters gehabt.«
    Oberstaatsanwalt Jens Svanehjälm atmet schwer ins Telefon und sagt dann gefasst:
    »Joona, dein Anruf kam in letzter Sekunde.«
    »Das reicht«, erwidert Joona.
    »Ja.«
    Sie wollen das Gespräch schon beenden, als Joona sagt:
    »Habe ich dir nicht gesagt, dass ich Recht habe?«
    »Bitte?«
    »Hatte ich nicht Recht?«
    Es wird still im Telefon. Dann sagt Jens Svanehjälm langsam und pädagogisch:
    »Doch, Joona, du hattest Recht.«
    Sie beenden das Telefonat, und das Lächeln verschwindet aus dem Gesicht des Kriminalkommissars. Er geht die Fensterfront entlang zum Hof und wirft noch einmal einen Blick auf die Uhr. In einer halben Stunde wird er sich im Nordischen Museum auf Djurgården aufhalten.
     

     
    Joona steigt die Treppen des Museums hinauf und setzt seinen Weg durch die langen, menschenleeren Flure fort. Er kommt an Hunderten hell erleuchteter Glasvitrinen vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Er sieht die Gebrauchsgegenstände, die Schätze und die kunsthandwerklichen Erzeugnisse nicht, er nimmt keine Notiz von den Ausstellungen, den Volkstrachten und den großen Fotografien.
    Der Museumswärter hat bereits einen Stuhl zu der schwach erleuchteten Vitrine gezogen. Joona setzt sich wie üblich schweigend und betrachtet die samische Brautkrone. Spröde und zerbrechlich weitet sie sich nach oben zu einem perfekten Kreis. Die Spitzen erinnern an einen Blütenkelch oder zwei Hände, die mit hochgestreckten Fingern zusammengeführt wurden. Sachte bewegt Joona seinen Kopf, sodass sich das Licht langsam verändert. Die Brautkrone ist aus Wurzeln geflochten, von Hand gebunden worden. Das Material ist aus der Erde ausgegraben worden und glänzt wie Haut, wie Gold.
    Diesmal sitzt Joona nur eine Stunde vor der Vitrine, bis er wieder aufsteht, dem Wärter zunickt und das Nordische Museum gemächlich schlendernd verlässt. Der Schneematsch auf der Erde ist schwarz verschmiert, und von einem Boot unter der Djurgårdsbrücke schlägt ihm Dieselgeruch entgegen. Langsam spaziert er zum Strandvägen, als sein Handy klingelt. Es ist Åhlén, der Rechtsmediziner.
    »Gut, dass ich dich erreiche«, bemerkt dieser kurz, als Joona sich meldet.
    »Ist die Obduktion abgeschlossen?«
    »So gut wie, so gut wie.«
    Joona beobachtet einen jungen Vater auf dem Bürgersteig, der immer wieder einen Kinderwagen nach hinten kippt, um sein Kind zum Lachen zu bringen. Eine Frau steht regungslos an einem Fenster und starrt auf die Straße hinaus. Als er ihrem Blick begegnet, weicht sie augenblicklich einen Schritt in ihre Wohnung zurück.
    »Hast du noch etwas Unerwartetes gefunden?«, fragt Joona.
    »Tja, ich weiß nicht …«
    »Aber?«
    »Da ist doch diese Sache mit dem Schnitt im Bauch.«
    »Ja?«
    Er hört den Rechtsmediziner nach Luft schnappen und im Hintergrund etwas klappern.
    »Ich habe meinen Stift fallen lassen«, flüstert Åhlén, und Joona hört es im Hörer rascheln.
    »Diesen Körpern ist sehr viel Gewalt angetan worden«, sagt Åhlén ernst, als er wieder am Apparat ist. »Vor allem dem kleinen Mädchen.«
    »Das ist mir klar«, sagt Joona.
    »Viele der Wunden sind völlig unbegründet, sie sind offen gesagt lustbetont. Also wenn du mich fragst, es ist zum Kotzen.«
    »Ja«, sagt Joona und denkt daran, wie es am Tatort aussah, als er dort eintraf.
    Die schockierten Polizisten, das Gefühl von Chaos, das in der Luft hing. Die Leichen im Haus. Er erinnert sich an Lillemor Bloms papierbleiche Wangen, als sie mit zitternden Händen rauchte. Er erinnert sich an das Blut, das auf die Fensterscheiben gespritzt und am Glas der Terrassentüren auf der Rückseite des Hauses hinabgeflossen war.
    »Konntest du dir Klarheit über den Schnitt auf dem Bauch der Frau verschaffen?«
    Åhlén seufzt.
    »Ja, es ist so, wie wir uns gedacht haben. Der Schnitt wurde etwa zwei Stunden nach Eintritt des Todes durchgeführt. Jemand hat die Leiche umgedreht und ein scharfes Messer in die alte Kaiserschnittnarbe gelegt.«
    Er blättert in seinen Papieren.
    »Unser Täter versteht allerdings nicht viel von einer Sectio caesarea. Bei Katja Ek handelte es sich um einen Notkaiserschnitt, der vertikal vom Nabel an abwärts

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