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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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zum Fenster.
    »Josef war vielleicht zwölf, als er …«
    Ihre Stimme bricht, und sie wimmert leise vor sich hin, ehe sie weiterspricht.
    »Er fragte, ob ich seinen Pimmel in den Mund nehmen wollte. Ich sagte ihm, dass er eklig ist. Daraufhin ist er zu Lisa gegangen und hat sie geschlagen, sie war erst zwei …«
    Evelyn weint, beruhigt sich dann aber wieder.
    »Ich musste zugucken, wenn er wichste, mehrmals am Tag … und wenn ich mich weigerte, sagte er, er würde Lisa umbringen. Ziemlich bald, vielleicht ein paar Monate später, fing er an, von mir zu verlangen, dass ich mit ihm schlafe, jeden Tag fing er davon an, er drohte mir … aber mir fiel eine gute Antwort ein, ich sagte ihm, du bist noch minderjährig, es ist verboten, ich kann nichts tun, was verboten ist.«
    Sie streicht sich die Tränen von den Wangen.
    »Ich dachte, dass es irgendwann einfach aufhören würde, ich zog aus, ein Jahr verging, aber dann rief er mich regelmäßig an, um mir zu sagen, dass er mit fünfzehn sexuell volljährig sein würde. Danach habe ich mich versteckt, ich … ich begreife nicht, woher er wissen konnte, dass ich im Sommerhaus war, ich …«
    Sie weint mit offenem Mund, ungehemmt.
    »Oh mein Gott …«
    »Und dann hat er Ihnen gedroht«, sagt Joona. »Er hat damit gedroht, die ganze Familie umzubringen, wenn er nicht …«
    »Das hat er nicht gesagt!«, schrie sie. »Er hat gesagt, er würde mit Papa anfangen. Das ist alles meine Schuld … ich will nur noch sterben …«
    Sie lässt sich an die Wand gelehnt zu Boden sinken und kauert sich zusammen.

19.
     
    Freitagnachmittag, der elfte Dezember
     
     
     
     
     
    Joona Linna sitzt in seinem Zimmer und starrt mit leerem Blick in seine Handflächen. In der einen Hand hält er noch immer den Hörer. Als er Jens Svanehjälm über Evelyns plötzliche Kehrtwende informierte, hörte dieser schweigend zu und seufzte schwer, während Joona ihm das außerordentlich grausame Motiv für das Verbrechen erläuterte.
    »Ehrlich gesagt, Joona«, meinte der Staatsanwalt anschließend, »ist das leider ein bisschen zu dünn, wenn man bedenkt, dass die Schwester wiederum von Josef Ek beschuldigt wird. Wir benötigen dringend ein Geständnis oder Indizienbeweise.«
    Joona lässt den Blick durchs Zimmer schweifen, reibt sich mit der Hand übers Gesicht, ruft Josefs Ärztin Daniella Richards an und bespricht mit ihr einen geeigneten Zeitpunkt, um Josefs Vernehmung fortzusetzen, wenn der Verdächtige nicht so viele schmerzlindernde Mittel im Körper hat.
    »Er muss einen klaren Kopf haben«, sagt Joona.
    »Sie könnten um fünf kommen«, sagt Daniella.
    »Heute Nachmittag?«
    »Die nächste Dosis Morphium bekommt er erst gegen sechs. Zur Essenszeit lässt die Wirkung nach.«
    Joona sieht auf die Uhr. Es ist halb drei.
    »Das lässt sich einrichten«, sagt er.
    Nach dem Gespräch mit Daniella Richards ruft er Lisbet Carlén an, Josefs Zeugenbeistand, und teilt ihr den Termin mit.
    Er geht in den Aufenthaltsraum und nimmt sich einen Apfel aus dem Obstkorb. Als er zurückkommt, sitzt Erixon, der verantwortliche Kriminaltechniker für die Tatortuntersuchung in Tumba, auf Joonas Platz, und sein umfangreicher Leib drückt gegen den Schreibtisch. Er hat einen hochroten Kopf, winkt Joona mit matter Hand zu und keucht.
    »Steck mir den Apfel ins Maul, und du hast ein Schwein fürs Weihnachtsbüfett«, sagt er.
    »Lass das«, erwidert Joona und beißt ein Stück ab.
    »Ich habe es nicht anders verdient«, sagt Erixon. »Seit es diesen Thailänder an der Ecke gibt, habe ich elf Kilo zugenommen.«
    »Da kann man gut essen.«
    »Wohl wahr.«
    »Wie ist es eigentlich in Sachen Damenumkleide gelaufen?«, fragt Joona.
    Erixon hält abwehrend die Hand hoch.
    »Du darfst jetzt nicht sagen, was ich dir gesagt habe, aber …«
    Joona lächelt breit.
    »Mal sehen«, bemerkt er diplomatisch.
    »Okay«, seufzt Erixon und wischt sich den Schweiß von den Wangen. »Es gab Haare von Josef Ek im Bodenabfluss, und es gab Blut vom Vater, Anders Ek, in den Fugen des Fußbodens.«
    »Was habe ich dir gesagt«, kommentiert Joona strahlend.
    Erixon lacht und hält sich den Hals, als glaubte er, dass darin etwas kaputtgehen könnte.
    Im Aufzug nach unten ruft Joona erneut Jens Svanehjälm an.
    »Gut, dass du anrufst«, sagt der Staatsanwalt. »Die rücken mir hier allmählich auf die Pelle wegen dieser Hypnose, es heißt, wir sollten die Ermittlungen gegen Josef lieber einstellen, dass damit nur

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