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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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seine Schwester im Haus der Tante, und als sie sich weigerte, mit ihm zu schlafen, erklärte er, sie wisse, was passieren werde, das sei alles ihre Schuld.
    »So, wie es aussieht, hat Josef zumindest den Mord an seinem Vater geplant«, sagt Joona. »Die Gründe für die Wahl des Datums kennen wir nicht, aber vielleicht war die Gelegenheit einfach günstig, weil sein Vater sich allein an einem Ort außerhalb des Elternhauses aufhielt. Letzten Montag packte Josef Ek jedenfalls Kleider zum Umziehen, zwei Paar Schuhschützer, Handtücher, das Jagdmesser seines Vaters, Streichhölzer und eine Flasche mit Benzin in eine Sporttasche und fuhr mit dem Fahrrad zum Sportplatz. Als er seinen Vater getötet und verstümmelt hatte, nahm er die Schlüssel aus dessen Tasche, ging in die Damenumkleide, duschte und zog sich um, schloss hinter sich ab, verbrannte die Tasche mit den blutigen Kleidern auf einem Spielplatz, wo wir die Reste gefunden haben, und radelte anschließend zum Haus zurück.«
    »Und was ist im Haus passiert? Hat es sich ungefähr so abgespielt, wie er es unter Hypnose beschrieben hat?«, erkundigt sich Erik.
    »Nicht nur ungefähr, es scheint sogar haargenau so passiert zu sein«, erklärt Joona und räuspert sich. »Aber warum er plötzlich seine kleine Schwester und seine Mutter angegriffen hat, wissen wir nicht.«
    Er wirft Erik einen bedrückten Blick zu.
    »Vielleicht hatte er einfach das Gefühl, noch nicht fertig zu sein, Evelyn noch härter bestrafen zu müssen.«
    Kurz vor der Kirche bleibt Joona vor einem Hauseingang stehen, greift nach seinem Handy, wählt eine Nummer und teilt mit, dass sie da sind. Er tippt den Türcode ein, öffnet und lässt Erik in den schlichten Treppenaufgang mit gepunkteten Wänden eintreten.
    Als sie mit dem Aufzug in die dritte Etage fahren, warten dort vor der Wohnung zwei Polizisten. Joona gibt ihnen die Hand und öffnet anschließend eine gut gesicherte Tür, die keinen Briefeinwurf hat. Ehe er die Tür ganz öffnet, klopft er an.
    »Dürfen wir hereinkommen?«, fragt Joona durch den Türspalt.
    »Sie haben ihn nicht gefunden – oder?«
    Evelyns Gesicht liegt im Gegenlicht, und ihre Züge sind kaum zu erkennen. Erik und Joona sehen nur eine dunkle, von sonnendurchflutetem Haar umgebene Scheibe.
    »Nein«, antwortet Joona.
    Evelyn kommt zur Tür, lässt sie herein, schließt schnell wieder ab und kontrolliert nochmals das Schloss. Als sie sich zu ihnen umdreht, sieht Erik, dass sie heftig atmet.
    »Das ist eine sichere Wohnung, Sie stehen unter Polizeischutz«, sagt Joona. »Niemand darf Informationen über Sie herausgeben oder anfordern, das hat die Staatsanwaltschaft beschlossen. Sie sind in Sicherheit, Evelyn.«
    »Solange ich hier bleibe, vielleicht schon«, erwidert sie. »Aber irgendwann muss ich diese Wohnung verlassen, und wenn Josef eines kann, dann ist es warten.«
    Sie geht zum Fenster, sieht hinaus und setzt sich auf die Couch.
    »Wo könnte Josef sich verstecken?«, fragt Joona.
    »Sie glauben, dass ich etwas weiß.«
    »Tun Sie das?«, fragt Erik.
    »Wollen Sie mich hypnotisieren?«
    »Nein«, sagt er überrascht lächelnd.
    Sie hat sich nicht geschminkt, und als sie ihn mustert, sehen ihre Augen verletzlich und wehrlos aus.
    »Wenn Sie wollen, dürfen Sie das gerne tun«, sagt sie und senkt schnell den Blick.
    Die Wohnung besteht aus einem Schlafzimmer mit einem breiten Bett, zwei Sesseln und einem Fernseher, einem Badezimmer mit einer Duschkabine und einer Küche mit Essecke. Die Fenster sind aus Panzerglas und sämtliche Wände in einem ruhigen gelben Farbton gestrichen.
    Erik schaut sich um und folgt ihr in die Küche.
    »Ganz nett hier«, sagt er.
    Evelyn zuckt mit den Schultern. Sie trägt einen roten Jumper und eine verwaschene Jeans. Ihre Haare sind nachlässig hochgesteckt.
    »Man bringt mir heute ein paar private Sachen«, erklärt sie.
    »Das ist gut«, sagt Erik. »Man fühlt sich in der Regel gleich besser, wenn …«
    »Besser? Was wissen Sie denn darüber, was ich brauche, um mich besser zu fühlen?«
    »Es ist mein Job gewesen, mit …«
    »Entschuldigen Sie, aber das ist mir wirklich scheißegal«, unterbricht sie ihn. »Ich habe gesagt, dass ich mit keinem Psycho­logen oder Therapeuten sprechen will.«
    »Ich bin auch nicht in dieser Eigenschaft hier.«
    »Sondern?«
    »Um zu versuchen, Josef zu finden.«
    Sie dreht sich zu ihm um und sagt kurz:
    »Er ist nicht hier.«
    Ohne zu wissen warum, beschließt Erik, nichts über Benjamin zu

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