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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Die Metallkonstruktion unter ihr hallt dumpf.
    »Hier ist keiner«, sagt Kennet.
    »Und was haben wir vorhin gehört? Irgendetwas muss es doch gewesen sein«, erwidert sie.
    Durch ein verdrecktes Kellerfenster direkt unter der Decke sickert Tageslicht herein. Ihre Augen gewöhnen sich an das schummrige Licht. Der Keller ist vollgestopft mit Fahrrädern in unterschiedlichen Größen, einem Kinderwagen, Schlitten, Slalomskiern und einer Backmaschine, Weihnachtsschmuck, Tapetenrollen und einer Leiter voller weißer Farbspritzer. Jemand hat mit einem dicken Filzstift einen Karton beschriftet: Josefs Comics.
    Es knackt in der Decke, und Simone schaut erst zur Treppe und dann zu ihrem Vater, der das Geräusch nicht gehört zu haben scheint. Er geht langsam auf eine Tür am anderen Ende des Raums zu. Simone stößt ein Schaukelpferd an. Kennet öffnet die Tür und blickt in eine Waschküche mit einer älteren Waschmaschine, einem Trockner und einer altertümlichen Mangel. Neben einer Wärmepumpe hängt vor einem großen Schrank ein schmutziger Vorhang.
    »Keiner da«, sagt Kennet und dreht sich zu Simone um.
    Sie schaut ihn an und sieht gleichzeitig den schmutzigen Vorhang hinter seinem Rücken. Er bewegt sich nicht, ist aber dennoch auffällig.
    »Simone?«
    Es gibt einen feuchten Fleck auf dem Stoff, ein kleines Oval wie von einem Mund.
    »Falte mal den Plan auseinander«, sagt Kennet.
    Simone glaubt zu sehen, dass sich das feuchte Oval plötzlich wie von einem Mund nach innen wölbt.
    »Papa«, flüstert sie.
    »Ja«, antwortet er und lehnt sich gegen den Türpfosten, steckt seine Pistole ins Schulterhalfter zurück und kratzt sich am Kopf.
    Es knarrt, und sie dreht sich um und sieht, dass das Schaukelpferd immer noch wippt.
    »Was ist los, Sixan?«
    Kennet kommt zu ihr, nimmt ihr die Pläne aus der Hand, breitet sie auf einer zusammengerollten Matratze aus, beleuchtet sie mit der Taschenlampe und dreht sie hin und her.
    Er schaut auf, wendet sich erneut dem Plan zu und geht zu einer Backsteinwand, an der die Einzelteile eines alten Etagenbetts neben einem Schrank mit orange Schwimmwesten lehnen. An einer Werkzeugwand hängen Stemmeisen, verschiedene Sägen und Schraubzwingen. Der Platz neben dem Hammer ist leer, die große Axt fehlt.
    Kennet misst Wand und Decke mit den Augen, lehnt sich vor und klopft gegen die Wand hinter dem Bett.
    »Was ist los?«, fragt Simone.
    »Die Wand hier muss mindestens zehn Jahre alt sein.«
    »Ist etwas dahinter?«
    »Ja, allerdings, ein ziemlicher großer Raum«, antwortet er.
    »Und wie kommt man hinein?«
    Kennet beleuchtet mit der Taschenlampe die Wand und den Fußboden neben den Einzelteilen des Betts. Schatten gleiten durch den Keller.
    »Leuchte mal dahin«, sagt Simone.
    Sie zeigt auf den Fußboden neben dem Schrank. Etwas ist viele Male in einem Bogen über den Betonboden geschrammt.
    »Hinter dem Schrank«, sagt sie.
    »Du hältst die Taschenlampe«, sagt Kennet und zieht seine Pistole.
    Plötzlich hört man etwas hinter dem Schrank. Es klingt, als würde sich dort jemand vorsichtig bewegen. Es sind deutliche, aber sehr langsame Bewegungen.
    Simones Puls steigert sich zu einem heftigen Pochen. Da ist jemand, denkt sie. Großer Gott. Sie würde unglaublich gerne nach Benjamin rufen, traut sich aber nicht.
    Kennet bedeutet ihr mit einer abwehrenden Geste, dass sie sich zurückziehen soll, und sie will etwas sagen, als die angespannte Stille plötzlich explodiert. Im Erdgeschoss ertönt ein lauter Knall: Holz bricht und zersplittert. Simone lässt die Taschenlampe fallen, und es wird dunkel. Schnelle Schritte trampeln über den Fußboden, es wummert in der Decke, blendende Lichtkegel rollen wie hohe Wellen heran, die Eisentreppe hinunter und in den Keller.
    »Legen Sie sich auf den Boden«, schreit hysterisch ein Mann. »Runter auf den Boden!«
    Simone ist wie gelähmt, geblendet wie ein Nachttier angesichts eines heranschießenden Autos auf der Autobahn.
    »Leg dich hin«, ruft Kennet.
    »Maul halten«, schreit jemand.
    »Runter, runter!«
    Simone begreift erst, dass die Männer sie meinen, als sie einen kräftigen Schlag in den Bauch bekommt und auf den Betonboden gepresst wird.
    »Runter auf den Boden, hab ich gesagt!«
    Sie versucht zu atmen, hustet und ringt nach Luft. Grelles Licht füllt den Keller. Schwarze Gestalten zerren an ihnen und schleifen sie die schmale Kellertreppe hinauf. Ihre Hände werden auf dem Rücken festgehalten. Sie kann kaum gehen, stolpert und schlägt

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