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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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mit der Wange gegen das scharfkantige Metallgeländer.
    Sie versucht, den Kopf zu drehen, aber jemand hält sie fest, atmet erregt und drückt sie grob gegen die Wand neben der Kellertür.
    Mehrere Gestalten scheinen sie mit Blicken zu fixieren. Sie blinzelt ins Tageslicht, kann kaum etwas sehen. Bruchstücke eines Gesprächs dringen an ihr Ohr, und sie erkennt die kurz angebundene und strenge Stimme ihres Vaters. Es ist eine Stimme, die ihr den frühmorgendlichen Kaffeegeruch an Schultagen in Erinnerung ruft, während im Radio die Nachrichten laufen.
    Erst jetzt wird ihr klar, dass die Polizei das Haus gestürmt hat. Vielleicht hat ein Nachbar das Licht von Kennets Taschenlampe bemerkt und die Polizei gerufen.
    Ein etwa fünfundzwanzigjähriger Polizeibeamter mit Fältchen und blauen Ringen unter den Augen betrachtet sie mit gestresstem Blick. Sein Kopf ist kahlrasiert, wodurch eine plumpe, knollenartige Schädelform enthüllt wird. Er streicht sich mehrmals mit der Hand um den Hals.
    »Wie heißen Sie?«, fragt er kalt.
    »Simone Bark«, sagt sie mit einer Stimme, die noch wankt. »Ich bin hier mit meinem Vater, er ist …«
    »Ich habe gefragt, wie Sie heißen«, unterbricht sie der Mann mit erhobener Stimme.
    »Immer mit der Ruhe, Ragnar«, sagt ein Kollege.
    »Sie sind ein verdammter Parasit«, fährt Ragnar Simone zugewandt fort. »Aber das ist natürlich nur meine persönliche Ansicht über Leute, die es geil finden, sich Blut anzusehen.«
    Er schnaubt und wendet sich ab. Sie hört weiterhin die Stimme ihres Vaters. Sie wird nicht lauter, klingt sehr müde.
    Sie sieht, dass einer der Polizisten mit Kennets Portemonnaie fortgeht.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagt Simone zu einer Polizistin. »Wir haben unten im Keller jemanden ge…«
    »Halt’s Maul«, unterbricht sie die Frau.
    »Mein Sohn ist …«
    »Halt’s Maul, habe ich gesagt. Zukleben. Klebt ihr den Mund zu.«
    Simone sieht, dass der Polizist, der sie als Parasit beschimpft hat, eine breite Kleberolle heraussucht, jedoch innehält, als die Haustür aufgeht und ein großer blonder Mann mit stechenden grauen Augen hereinkommt.
    »Joona Linna, Landeskripo«, sagt er mit finnischem Akzent. »Was ist hier los?«
    »Zwei Verdächtige«, antwortet die Polizistin.
    Joona sieht Kennet und Simone an.
    »Ich übernehme das«, erklärt er. »Das ist ein Missverständnis.«
    Als er seine Kollegen anweist, die Verdächtigen loszulassen, tauchen plötzlich zwei Lachgrübchen auf Joonas Wangen auf. Die Polizistin geht zu Kennet und löst die Handschellen, bittet um Entschuldigung und wechselt anschließend mit roten Ohren ein paar Worte mit ihm.
    Der Polizist mit dem rasierten Schädel trottet vor Simone auf der Stelle und starrt sie an.
    »Lass sie los«, sagt Joona.
    »Sie hat Widerstand geleistet, mein Daumen ist verletzt worden«, antwortet er.
    »Du willst die beiden verhaften?«, fragt Joona.
    »Ja.«
    »Kennet Sträng und seine Tochter?«
    »Mir ist scheißegal, wer die beiden sind«, erwidert der aggressive Polizist.
    »Ragnar«, sagt die Polizistin beruhigend. »Der Mann ist ein Kollege.«
    »Es ist verboten, einen Tatort zu betreten, und ich schwöre …«
    »Jetzt beruhigst du dich«, unterbricht Joona ihn bestimmt.
    »Aber liege ich denn falsch?«, fragt er.
    Kennet ist zu ihnen getreten, sagt aber nichts. »Liege ich falsch?«, wiederholt Ragnar.
    »Wir sprechen später darüber«, antwortet Joona.
    »Und warum nicht jetzt?«
    Joona senkt die Stimme und sagt kurz:
    »Weil das so besser für dich ist.«
    Die Polizistin geht erneut zu Kennet, räuspert sich und sagt:
    »Die Sache tut uns leid – morgen bekommst du eine Torte.«
    »Ist schon okay«, sagt Kennet und hilft Simone vom Boden auf.
    »Der Keller«, haucht sie fast lautlos.
    »Ich kümmere mich darum«, sagt Kennet und dreht sich zu Joona um. »Im Keller halten sich ein oder zwei Personen in einem verborgenen Raum hinter einem Schrank auf.«
    »Alle mal herhören«, ruft Joona den anderen zu. »Wir haben Grund zu der Annahme, dass sich der Verdächtige im Keller befindet. Ich übernehme die Einsatzleitung. Seid vorsichtig. Es könnte sich eine Geiselsituation ergeben, und in dem Fall führe ich die Verhandlungen. Der Verdächtige ist gefährlich, sollte der Gebrauch von Schusswaffen erforderlich werden, zielt auf die Beine.«
    Joona leiht sich eine schusssichere Weste und streift sie sich rasch über. Dann schickt er zwei Beamte auf die Rückseite des Hauses und versammelt eine

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