Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
starke Halsentzündung, als er sie anrief. Das behauptet sie jedenfalls. Aber der Halunke, der tatsächlich mit ihr gesprochen hatte, wußte, wo sie zusammengewesen waren, bis hinunter zu ein paar Motels in Maryland, von denen ihr Mann besser nichts erfahren sollte.«
»Herrgott, das ist eine gut vorbereitete Operation!« Kendrick streckte die Hand aus und nahm sich Swanns dritten Whisky. »Warum?«
»Warum haben Sie mir meinen Whisky weggenommen? Ich habe keinen Swimmingpool, erinnern Sie sich? Ich besitze nicht einmal ein Haus.«
Plötzlich dröhnte aus dem Fernseher über der Bar scharf akzentuiert der Name Kendrick.
Die Köpfe der beiden Männer fuhren herum, sie konnten einfach nicht glauben, was sie sahen und hörten.
»Nachrichten. Die Story der Stunde, vielleicht des Jahrzehnts!« tönte ein Fernsehjournalist inmitten einer Menge grinsender Gesichter, die in die Kamera starrten. »Seit wenigstens zwölf Stunden ist ganz Washington auf den Beinen und versucht den Kongreßabgeordneten Evan Kendrick aus Colorado zu finden, den Helden von Oman. Jedoch blieb die Suche bisher erfolglos. Die schlimmsten Befürchtungen konzentrieren sich natürlich auf die Möglichkeit arabischer Rache. Wie wir erfahren haben, hat die Regierung die Polizei, die Krankenhäuser und die Leichenschauhäuser um erhöhte Aufmerksamkeit ersucht. Doch erst vor wenigen Minuten wurde Kendrick hier an dieser Straßenecke gesehen, einwandfrei identifiziert von einem gewissen Kasimir Bola – Bola – slawski. Woher kommen Sie, Sir?«
»Jersey City«, antwortete der Mann mit den wilden Augen.
Auf dem Kopf trug er Kendricks Hut. »Doch ich stamme aus Warschau. Gottes geheiligtem Warschau!«
»Sie sind also in Polen geboren?«
»Nein, nicht direkt. Geboren bin ich in Newark.«
»Aber den Kongreßabgeordneten Kendrick haben Sie gesehen?«
»Na ja, doch! Er hat ungefähr zwei Blocks von hier an einer Bushaltestelle mit einem grauhaarigen Mann gesprochen. Als ich dann rief >Kommando Kendrick, er isses!<, fingen die beiden an zu rennen. Ich weiß, daß er’s war. Ich habe zu Hause in jedem Zimmer einen Fernseher stehen, sogar auf’m Klo. Mir entgeht nie was.«
»Wenn Sie sagen, >zwei Blocks von hier<, meinen Sie doch eine Ecke in der Nähe des Außenministeriums, nicht wahr, Sir?«
»Na, und ob ich die meine!«
»Wir sind sicher«, fügte der Nachrichtensprecher, in die Kamera blickend, hinzu, »daß die im Außenministerium nachprüfen lassen, ob eine Person wie die von unserem Zeugen beschriebene an diesem ungewöhnlichen Rendezvous beteiligt gewesen sein könnte.«
»Ich bin hinter ihnen hergelaufen!« schrie der Zeuge und nahm Kendricks Hut ab. »Ich habe seinen Hut! Schauen Sie doch! Das ist >Kommando Kendricks< eigener Hut!«
»Aber was haben Sie gehört, Mr. Bolaslawski? Was haben Sie an der Bushaltestelle gehört?«
»Ich sage Ihnen, die Dinge sind nicht immer, was sie scheinen. Man kann nicht vorsichtig genug sein. Bevor sie wegrannten, hat der Grauhaarige >Kommando Kendrick< einen Befehl gegeben. Er hatte einen russischen Akzent, glaub’ ich. Vielleicht war’s auch ein jüdischer. Den Kommis und den Juden darf man nie trauen, verstehen Sie, was ich meine? Man sieht sie nie in einer Kirche. Die wissen nicht mal, was’ne heilige Messe ist...«
Plötzlich schaltete der Sender auf einen Werbespot um, in dem die Vorzüge eines Deodorants über den grünen Klee gelobt wurden.
»Ich geb’s auf«, sagte Swann, nahm Kendrick seinen Drink wieder weg und schüttete ihn hinunter. »Jetzt bin ich schon ein Maulwurf: ein russischer Jude vom KGB, der nicht weiß, was’ne Messe ist. Wollen Sie noch etwas für mich tun?«
»Nein, weil ich Ihnen glaube. Aber Sie können was für mich
tun, und es ist in unser beider Interesse. Ich muß rausfinden, wer mir das antut, wer das getan hat, was man Ihnen in die Schuhe schiebt. Und warum er oder sie sich mit uns so große Mühe geben.«
»Und wenn Sie es rausfinden- sagen Sie’s mir dann?« Aufgeregt beugte Swann sich vor. »Nur das interessiert mich nämlich im Augenblick. Ich muß raus aus der Sache und sie jemand anders anhängen.«
»Sie erfahren es als erster.«
»Was wollen Sie?«
»Eine Liste mit den Namen der Leute, die gewußt haben, daß ich nach Maskat ging.«
»Das ist ein sehr kleiner Kreis, eine Liste kommt da nicht zusammen. Und es wären nicht einmal so viele gewesen, wenn Sie nicht gesagt hätten, daß Sie uns vielleicht brauchen, falls Ihnen die Situation über den
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