Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
die, aus der ich komme, für einen Scheck, der ihm nicht mal fehlen würde.«
»Was hatte er für eine Idee?« hakte Dennison nach.
»Daß ich meinem Freund Evan hier die Medal of Freedom verleihe.« Der Präsident wandte sich an Kendrick. »Das ist das zivile Äquivalent zur Congressional Medal of Honor, Evan.«
»Das weiß ich, Sir. Doch habe ich sie weder verdient, noch möchte ich sie haben.«
»Nun ja, Sam hat mir ein paar Dinge klargemacht, und ich glaube, er hat recht. Erstens: Sie verdienen die Medaille, ob Sie sie nun wollen oder nicht – ich sähe wie ein mißgünstiger Schurke aus, wenn ich sie Ihnen nicht verliehe. Und das, Jungs, lasse ich nicht auf mir sitzen. Ist das klar, Herbert?«
»Ja, Mr. President«, sagte Dennison und schien an seinen eigenen Worten zu ersticken. »Sie sollten jedoch wissen, daß der Abgeordnete Kendrick die Absicht hat, sein Mandat demnächst niederzulegen, obwohl er, da ohne Gegenkandidaten, hundertprozentig damit rechnen kann, wiedergewählt zu werden und Ihnen damit einen Sitz im Kongreß zu garantieren. Da er selbst Vorbehalte hat, ist es also wirklich sinnlos, ihn noch mehr herauszustellen.««
»Es kommt nur auf eins an, Herbert, ich werde nicht wie ein mißgünstiger Schurke handeln. Nebenbei sieht er aus wie mein jüngerer Bruder – wir könnten auch daraus politisches Kapital schlagen. Sam Winters hat mich darauf aufmerksam gemacht. Das Image einer draufgängerischen amerikanischen Familie hat er es genannt. Nicht übel, meinen Sie nicht auch?«
»Das ist nicht nötig, Mr. President«, erwiderte Dennison, inzwischen völlig frustriert und, wie seine heisere Stimme verriet, fast am Ende seiner Weisheit. »Die Befürchtungen des Abgeordneten dürfen nicht außer acht gelassen werden. Er denkt, seine Freunde in der arabischen Welt könnten Racheakten zum Opfer fallen.«
Der Präsident lehnte sich im Sessel zurück und fixierte seinen Stabschef mit einem ausdruckslosen Blick. »Das greift bei mir nicht. Wir leben in einer gefährlichen Welt, und wir machen sie nur noch gefährlicher, wenn wir uns einem derart spekulativen Quatsch beugen. Doch auf dieser Basis werde ich dem Land erklären – aus einer Position der Stärke, nicht der Furcht -, daß aus Gründen antiterroristischer Strategien die Operation in
Oman nie bis in alle Einzelheiten aufgeklärt werden darf. In dieser Beziehung hatten Sie völlig recht, Herbert. Tatsächlich hat Sam Winters mir das schon früher als Sie gesagt. Und ich werde nicht wie ein mißgünstiger Schurke aussehen. Das bringe ich einfach nicht fertig. Ist das klar, Herbert?«
»Ja, Sir.«
»Evan«, sagte der Präsident, wieder mit seinem ansteckenden Lächeln, »Sie sind ein Mann nach meinem Herzen. Was Sie getan haben, war phantastisch, und dieser Präsident wird nicht geizen und knausern. Übrigens hat Sam Winters angeregt, ich sollte sagen, daß wir zusammengearbeitet haben. Und, zum Teufel, mein Volk hat mit Ihnen zusammengearbeitet, und das ist die heilige Wahrheit.«
»Mr. President...«
»Notieren Sie den Termin, Herbert. Hoffentlich sind Sie nicht gekränkt, aber ich habe einen Blick in meinen Terminkalender geworfen. Nächsten Dienstag, zehn Uhr vormittags. Gerade richtig für die Abendnachrichten.«
»Aber Mr. President -«, begann Dennison nervös.
»Außerdem möchte ich eine Marinekapelle dabeihaben, Herbert. Im Blue Room. Verdammt will ich sein, wenn ich mich einen mißgünstigen Schurken nennen lasse! Das bin ich nicht. Nie und nimmer.«
Mit Kendrick im Schlepp, stapfte Herbert Dennison wütend in sein Büro zurück, um die Einzelheiten der Ordensverleihung im Blue Room am nächsten Dienstag zu besprechen. Ein Zeremoniell, bei dem eine Marinekapelle aufspielen sollte. Dennison war so wütend, daß kein Wort über seine zusammengepreßten Lippen kam.
»Sie haben mich jetzt richtig auf dem Hals, nicht wahr, Herbie?« sagte Evan.
»Ich hab’ Sie auf dem Hals, aber ich heiße nicht Herbie.«
»Ach, ich weiß nicht. Da drin haben Sie wie ein Herbie ausgesehen. Der Mann hat Ihnen den Hahn zugedreht, nicht wahr?«
»Es gibt Zeiten, in denen der Präsident dazu neigt, auf die falschen Leute zu hören.«
Kendrick beobachtete den Stabschef auf ihrem Marsch durch den breiten Flur. Dennison ignorierte den schüchternen Gruß
mehrerer Angestellter, die ihnen entgegenkamen. Einige von ihnen starrten Kendrick, den sie offensichtlich erkannten, großäugig an. »Ich versteh’s nicht«, sagte Kendrick. »Von unserer
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