Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
hoffe, mich von Ihnen fernhalten zu können – jedenfalls so fern wie möglich, Signore Mezzano...«
»Nennen Sie mich nicht Zuhälter!«
»Ich nenne Sie so, wie’s mir Spaß macht, und ob mir mein Leben lieb ist, ist allein meine Sache. Jetzt fila! Capisce ?«
Milos Varak sah seinem unfreiwilligen Informanten nach, der wütend den Strand entlangstapfte, bis er in einem der zahlreichen Zugänge zum Hotel verschwand. Mezzano , dachte Varak, und dann schweiften seine Gedanken zu dem ab, was der andere gesagt hatte: » Sie stieß vor ungefähr einem Jahr zu uns; er hat weite Spendierhosen an; Viper macht keinen Schritt ohne sie. « Vor dreizehn Monaten hatte Inver Brass mit der Suche nach einem neuen Vizepräsidenten für die Vereinigten Staaten begonnen, da man den Amtsinhaber für eine Marionette der heimlichen Steigbügelhalter des Präsidenten hielt – der Männer, die beabsichtigten, das Land zu regieren.
Es war morgens nach vier, und noch immer fand Kalaila kein Ende. Sie fragte unnachgiebig weiter, wechselte die Kassetten im Recorder, wiederholte immer wieder dieselben Namen und bestand darauf, daß Kendrick, sofern er sich auch nur an das Geringste erinnerte, ihr in allen Einzelheiten erzählte, was ihm dazu einfiel. Der Computerausdruck aus Mitchell Paytons Büro bei der CIA enthielt hundertsiebenundzwanzig Namen, die Berufe der Genannten sowie Daten von Eheschließung, Scheidung und Tod. Sie alle waren entweder lange mit Kendrick zusammengewesen oder hatten in besonders dramatischen Zeiten zu seinem Umfeld gehört, so daß sie möglicherweise für seine Laufbahn richtungweisend gewesen waren.
»Wo, zum Teufel, hat er diese Leute ausgegraben?« fragte Kendrick, rastlos im Arbeitszimmer auf und ab gehend. »Ich
schwöre, daß ich mich kaum noch an die Hälfte erinnere, und die meisten sind bestenfalls undeutliche Schatten, außer ein paar alten Freunden, die ich nie vergessen werde, und keiner von ihnen könnte auch nur im entferntesten etwas mit dem zu tun haben, was jetzt geschieht. Du lieber Himmel, ich hatte im College drei Zimmergenossen, zwei während meiner letzten Semester, und in Detroit bewohnten wir zu siebt eine Wohnung. Später habe ich von wenigstens zwei Dutzend erfolglos versucht, Unterstützung für den Nahen Osten zu bekommen, und ein paar von ihnen stehen auf dieser Liste – warum, weiß ich nicht, aber ich weiß, daß sie alle in Vororten mit gepflegten Rasenflächen und Country Clubs leben und ihre Kinder in Colleges schicken, die sie sich kaum leisten können. Aber sie haben mit meiner Gegenwart nichts zu tun.«
»Dann müssen wir uns wieder mit der Kendrick-Gruppe befassen...«
»Es gibt keine Kendrick-Gruppe«, unterbrach Kendrick zornig. »Sie ist tot, in die Luft geflogen, unter Beton begraben. Nur Manny und ich sind noch übrig, das wissen Sie.«
»Es tut mir leid«, sagte Kalaila weich. Sie saß auf der Couch, trank Tee, der Ausdruck lag vor ihr auf dem Kaffeetisch. »Ich habe die Geschäftsbeziehungen gemeint, die Sie hier hatten, als es die Kendrick-Gruppe noch gab.«
»Die haben wir doch schon durch. Es waren nicht viele – hauptsächlich Firmen, die High-Tech-Anlagen und -Geräte herstellten.«
»Gehen wir sie noch einmal durch.«
»Es ist die reinste Zeitverschwendung – aber bitte.«
»Sonar Electronics, Palo Alto, Kalifornien«, las Kalaila. »Ihr Repräsentant war ein gewisser Carew...«
»Zum Teufel mit Carew«, sagte Kendrick mit einem leisen Auflachen. »Das war Mannys Kommentar zu diesem Mann. Wir haben ein paar Apparate von ihm gekauft, die nicht funktionierten, und er wollte sie auch noch bezahlt haben, nachdem wir sie zurückgeschickt hatten.«
»Drucker Graphics, Boston, der Repräsentant ein gewisser G. R. Shulman. Klingelt was bei Ihnen?«
»Gerry Shulman, ein guter Mann, ein guter Service. Wir haben jahrelang mit ihnen zusammengearbeitet. Es hat nie Probleme gegeben.«
»Morseland Oil, Tulsa. Geschäftsführer Arnold Stanhope.«
»Über ihn – die Firma haben wir schon gesprochen.«
»Sprechen wir noch mal über sie.«
»Wir haben für sie in den Emiraten die ersten Vermessungen durchgeführt. Sie waren jedoch nicht bereit, die Leistungen, die sie forderten, entsprechend zu honorieren. Da wir inzwischen groß genug geworden waren, konnten wir es uns leisten, sie fallenzulassen.«
»Gab’s daraufhin böses Blut zwischen Ihnen?«
»Klar. Gauner nehmen es immer übel, wenn sie feststellen, daß man sich von ihnen nicht übers Ohr hauen
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