Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Sprache zu lesen, würden sie ihn wahrscheinlich zum Botschafter am Königlichen Hof von England machen. Ich korrigiere mich-bei seinem Geld würde ein halbes Buch genügen.«
Varak musterte den Mann vom Secret Service. Er war offensichtlich erleichtert, daß man ihm nur so harmlose Fragen stellte, denn er lieferte ausführlichere Antworten als nötig-Antworten, die vom Klatsch nicht weit entfernt waren.
»Ich wüßte gern, warum ein solcher Mann seine Frau zur Arbeit schickt, selbst wenn es der Vizepräsident ist, für den sie arbeitet.«
»Ich glaube nicht, daß er etwas zu sagen hat. Die kann man nirgendwohin schicken, die geht nur freiwillig oder gar nicht. Außerdem hat uns ein Hausmädchen erzählt, sie sei Ehefrau drei oder vier, also hat Vanvlanderen wahrscheinlich gelernt, sie laufen und tun zu lassen, was sie wollen.«
»Und Sie sagen, sie macht ihre Sache gut?«
»Genau. Sie ist sehr energisch, sehr professionell. Viper macht keinen Schritt ohne sie.«
»Wie ist er?«
»Viper?« Auf dem Stützpunkt der Marineflieger hob mit ohrenbetäubendem Dröhnen ein zweiter Jet ab. »Viper ist Viper«, sagte der eingeschleuste Mafioso, als das erderschütternde Geräusch abgeklungen war. »Orson Bollinger ist ein Party-Händeschüttler, der als Insider über jede noch so kleine Kleinigkeit informiert ist.«
»Sie wissen aber auch recht gut Bescheid.«
»Ich beobachte.«
»Sie tun viel mehr. Ich rate Ihnen aber, in Zukunft vorsichtiger zu sein. Wenn ich Sie finden konnte, können es andere vielleicht auch.«
»Wie? Verdammt noch mal, wie?«
»Fleiß. Und wochenlanges Lauern auf einen Fehler, den jemand machen mußte. Es hätte auch einen anderen treffen können, wir sind alle menschlich, leben nicht unter einem Glassturz – aber am Ende hingen Sie im Netz. Sie waren müde,
hatten vielleicht ein Glas zuviel oder glaubten ganz einfach, Sie seien unangreifbar. Egal warum, Sie telefonierten mit Brooklyn, und zwar offensichtlich entgegen den Anweisungen, die man Ihnen gegeben hatte, nicht von einer Telefonzelle aus.«
»Frangie«, flüsterte der capo supremo .
»Ihr Vetter, Joseph >Finger< Frangiani, Vertreter der Ricci-Familie in Brooklyn, den Erben der Genovese-Anteile. Mehr hab’ ich nicht gebraucht.«
»Sie mieser Ausländer!«
»Verschwenden Sie keine Unverschämtheiten an mich... Eine letzte Frage, und bleiben wir doch freundlich wie bisher.«
»Was?« schrie der Mafioso wütend und griff mit der rechten Hand automatisch unter sein Jackett.
»Halt!« brüllte Varak. »Noch eine Bewegung, und Sie sind tot!«
»Wo ist Ihre Pistole?« stieß der Agent erstickt hervor.
»Ich brauche sie nicht«, antwortete Varak und schien den Mann, der ihn so gern getötet hätte, mit den Augen zu durchbohren. »Und das wissen Sie genau.«
Langsam nahm der Secret-Service-Mann die rechte Hand herunter. »Eine Frage noch, mehr nicht«, sagte er. »Sie dürfen mir eine letzte Frage stellen.«
»Diese Ardis Vanvlanderen. Wie hat man Ihnen ihre Bestallung zur Stabschefin des Vizepräsidenten erklärt? Es muß doch darüber gesprochen, es müssen Gründe genannt worden sein. Schließlich sind Sie für Bollingers Sicherheit verantwortlich und haben mit ihrem Vorgänger gut zusammengearbeitet.«
»Wir sind – wie Sie richtig sagen – seine Sicherheitsleute und gehören nicht seinem Stab an. Erklärungen waren nicht nötig.«
»Man hat Ihnen überhaupt nichts gesagt? Es ist doch eine sehr ungewöhnliche Stellung für eine Frau.«
»Gesagt wurde viel, aber erklärt wurde nichts. Bollinger ließ uns alle zusammenrufen und teilte uns mit, wie sehr er sich freue, uns die Ernennung eines der fähigsten Regierungsbeamten des Landes mitteilen zu können, eines Beamten, für den es ein so großes persönliches Opfer bedeute, dieses Amt anzutreten, daß wir alle dem Schicksal für ihren Patriotismus danken sollten. Dieses >für ihren Patriotismus‹ war der erste Hinweis darauf, daß es sich um eine Frau handelte.«
»Und er tut keinen Schritt ohne sie?«
»Ich glaube, das würde er nicht einmal versuchen. Sie hat eine eiserne Faust und hält das Haus in Ordnung.«
»Das wäre für den Augenblick alles, amico . Seien Sie so freundlich, als erster zu gehen. Wenn ich Sie brauche, rufe ich Sie an.«
Dem Mafioso schoß das heiße Blut seiner mediterranen Vorfahren zu Kopf, er stieß Varak den Zeigefinger in die Brust und sagte heiser: »Lassen Sie mich in Zukunft gefälligst in Ruhe, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist!«
»Ich
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