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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Jahren begegnet war, an das Gesicht des Studenten, der in den Weihnachts- oder Frühjahrsferien – er wußte nicht mehr, welche es gewesen waren – nach Oman gekommen war. Ein liebenswürdiger junger Mann, sehr klug und vom amerikanischen Sport begeistert. Doch an mehr erinnerte sich Kendrick beim besten Willen nicht. Er wußte nur noch den Namen, Achmad. Daß es der richtige war, hatte Mustafa ihm bestätigt. Drei Soldaten vor ihm rückten zur Seite und ließen ihn passieren.
    Als er im Kreis stand, trat ein zweiter Offizier plötzlich auf Kendrick zu. »Gestatten Sie, Sir?«
    »Was soll ich Ihnen gestatten?«
    »Unter diesen Umständen ist es üblich, alle Besucher zu durchsuchen.«
    »Also bitte.«
    Rasch und geschickt tastete der Soldat die weitfallende Aba ab und schob den Ärmel so weit zurück, daß Kendricks weiße Haut sichtbar wurde. Hastig hielt der Offizier den Stoff fest, damit der Ärmel nicht noch weiter nach oben rutschte und das verräterische Weiß ganz entblößte. Er sah Kendrick starr an. »Haben Sie Papiere bei sich, ya schaikh? «
    »Keine Papiere. Keine Ausweise.«
    »Ich verstehe.« Der Offizier streifte den Ärmel herunter. »Sie haben auch keine Waffen?«
    »Selbstverständlich nicht.«
    »Wir müssen uns vergewissern, Sir.« Der Offizier nahm ein schmales Gerät, nicht größer als eine Zigarettenpackung, aus seinem Gürtel und drückte auf einen Knopf. »Warten Sie bitte hier.«
    »Ich rühre mich nicht von der Stelle«, sagte Kendrick mit einem Blick auf die Wachen, die die Gewehre im Anschlag hielten.

    »Das glaube ich gern, ya schaikh .«
    Kendrick sah den Englisch sprechenden Offizier an, der auf der Fahrt von Maskat auf dem Rücksitz gesessen hatte. »Sie gehen kein Risiko ein, nicht wahr?« sagte er.
    »Es ist der Wille des Allmächtigen, Sir«, antwortete der Offizier. »Der Sultan ist unser Licht, unsere Sonne. Sie sind baida ’, ein Weißer. Würden Sie den, der vom Himmel kommt, nicht beschützen?«
    »Wenn ich glaubte, daß er mir den Zutritt zum Himmel garantieren kann, würde ich es bestimmt.«
    »Er ist ein guter Mann, ya schaikh . Jung, aber in vielen Dingen auch weise. Das haben wir erfahren.«
    »Dann kommt er also her?«
    »Er ist eben eingetroffen, Sir.«
    Das tiefe Brummen eines starken Motors mischte sich in das Knistern und Knacken des Holzfeuers. Eine Limousine mit getönten Scheiben beschrieb vor dem Kreis der Wachen einen Bogen und hielt mit einem Ruck. Noch bevor der Fahrer auftauchte, öffnete sich die hintere Tür, und der Sultan stieg aus. Er trug die Gewänder seines königlichen Amtes, zog die Aba jedoch aus und warf sie in den Fond des Wagens. Die Kopfbedeckung – die Ghotra – nahm er nicht ab. Er schritt durch den Kreis seiner Garde, ein schlanker, muskulöser Mann, mittelgroß und breitschultrig. Von der Ghotra abgesehen, trug er westliche Kleidung. Eine dunkelbraune Gabardinehose und ein T-Shirt mit einer aufgedruckten Comicfigur, die einen amerikanischen Revolutions-Dreispitz trug und aus einem Rugbyball herausstürmte. Darunter stand: New England Patriots.
    »Wir haben uns lange nicht gesehen, Evan Kendrick, schaikh« , sagte der junge Mann mit leicht britischem Akzent und streckte lächelnd die Hand aus. »Mir gefällt Ihr Kostüm, aber von Brooks Brothers stammt es wohl nicht?«
    »Das Ihre aber ebensowenig, es sei denn, die Gebrüder Brooks verkauften jetzt Designer-T-Shirts.« Sie schüttelten sich die Hand. Kendrick fühlte, wie kräftig der junge Mann war. »Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß ich hier mit Ihnen sprechen kann, Achmad. – Verzeihung... Königliche Hoheit wäre wohl angemessener. Ich bitte um Entschuldigung.«
    »Sie haben mich als Achmad gekannt und ich Sie als ya schaikh , Sir. Muß ich noch immer ›Sir‹ sagen?«

    »Das wiederum wäre unangemessen, denke ich.«
    »Gut. Wir verstehen einander.«
    »Sie sehen anders aus, als ich Sie in Erinnerung hatte«, sagte Evan.
    »Ich war gezwungen, schnell erwachsen zu werden. Vom Lernenden zum Lehrer, ohne die entsprechenden Qualifikationen, wie ich leider zugeben muß.«
    »Man respektiert Sie, das habe ich schon gehört.«
    »Man respektiert das Amt, nicht den Mann. Ich muß erst lernen, das Amt auszufüllen. – Kommen Sie, reden wir. Aber nicht hier.« Sultan Achmad nahm Kendricks Arm und wollte mit ihm den Kreis verlassen, doch der Offizier, der Kendrick durchsucht hatte, hielt beide auf.
    »Euer Hoheit!« rief er. »Eure Sicherheit ist unser Leben! Bitte bleibt innerhalb

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