Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Leute benutzen die Terroristen dazu, alle derzeitige und eventuell künftige Konkurrenz aus dem Land zu vertreiben. Sie streben die totale Kontrolle an. Sie wollen, daß das ganze Geld in ihre Taschen fließt.«
Der Sultan zögerte mit der Antwort, dann schüttelte er den Kopf. »Tut mir leid, Evan, das kann ich nicht akzeptieren, weil sie es nicht wagen würden, so etwas zu versuchen.«
»Und warum nicht?«
»Weil die Computer sehr schnell feststellen würden, in welche Kanäle das Geld fließt, darum. Wie sind Ihrer Meinung nach Cornfeld und Vasco gefaßt worden? Irgendwo muß eine Kopplung sein, eine Konvergenz.«
»Da komme ich nicht mit.«
»Weil Sie wenig Ahnung von Computeranalysen haben«, erwiderte Achmad. »Sie können – sagen wir mal – zwanzigtausend Projekte unter ein paar hunderttausend Codes speichern, aber wo man früher Jahre gebraucht hätte, um die geheime Verbindung zwischen – na ja, sagen wir – fünfhundert Unternehmen, echten und Scheinfirmen, aufzudecken, schafft man das mit diesen Disketten in ein paar Stunden.«
»Sehr aufschlußreich«, sagte Kendrick. »Aber Sie vergessen etwas.«
»Und was?«
»Diese Kreuz- und Querverbindungen könnten erst aufgespürt werden, nachdem sie gespeichert wurden. Bis dahin steht jedoch das Netzwerk, und der Fuchs hat verdammt viele Hühner. Entschuldigen Sie bitte, ein paar schiefe Bilder, aber nicht allzu viele Leute wären unter diesen Umständen darauf erpicht, Fallen zu stellen oder Jagdhunde hinter der Beute herzuschikken. Wer wäre daran interessiert? Die Züge fahren pünktlich, und niemand jagt sie in die Luft. Natürlich gibt es jetzt eine neue Art von Regierung, die ihre eigenen Regeln aufgestellt hat, und wenn das Ihnen und Ihren Ministern nicht paßt, können Sie sehr schnell ausgetauscht werden. Doch auch das interessiert keinen. Die Sonne geht jeden Morgen auf, und die Leute haben Arbeit.«
»So wie Sie es sagen, klingt es fast erstrebenswert.«
»Oh, das ist es immer, am Anfang. Mussolini hat es fertiggebracht, die Züge pünktlich fahren zu lassen, und unbestreitbar wurde im Dritten Reich die Industrie wiederbelebt.«
»Ich verstehe Ihren Standpunkt, nur sagen Sie ja, daß hier das Gegenteil zutrifft. Ein Industriemonopol könnte sich in einen bisher leeren Raum drängen, mich ausschalten und in meinem Land die Regierung übernehmen, weil es Stabilität und Wachstum verspricht.«
»Zwei Punkte für den Sultan«, stimmte Kendrick zu. »Er bekommt ein neues Juwel für seinen Harem.«
»Das müssen Sie mit meiner Frau besprechen. Sie ist Presbyterianerin aus New Bedford, Massachusetts.«
»Wie haben Sie denn das fertiggebracht?«
»Mein Vater starb, und sie hat verdammt viel Humor.«
»Ich kann Ihnen wieder nicht folgen.«
»Ein andermal. Nehmen wir einmal an, Sie haben recht, und das ist einer ihrer Versuchsballons, den sie losgelassen haben, um zu testen, ob ihre Taktiken jeden Sturm aushalten. Washington möchte, daß wir weiterverhandeln, während ihr einen Plan zur Befreiung der Geiseln ausheckt. Aber sehen wir doch den Tatsachen ins Gesicht – Amerika und seine Verbündeten hoffen auf eine diplomatische Lösung, weil alle gewaltsamen Strategien verheerende Folgen haben könnten. Sie haben jeden Halbidioten zu Verhandlungen gebeten, der im Nahen Osten politischen Einfluß hat. Sie sind zwar nicht bereit, Arafat zum Bürgermeister von New York zu machen, doch abgesehen davon, werden sie
mit allen und jedem schachern und feilschen und pharisäerhafte Erklärungen abgeben. Was wollen Sie tun?«
»Dasselbe, was Ihre Computer erst in einem oder zwei Jahren tun könnten, wie Sie sagen. Aber dann wäre es zu spät. Ich werde die Quelle aufspüren, aus der alles kommt, das in die Botschaft geschickt wird. Nicht Lebensmittel und Medikamente natürlich, sondern Waffen und Munition-und irgendwo dazwischen die schriftlichen Anweisungen, die ebenfalls jemand einschleust. Mit anderen Worten, ich will den Drahtzieher finden, der sich ›der Mahdi‹ nennt, und ihn mir vorknöpfen.«
Der Sultan musterte Kendrick im flackernden Licht. »Ist Ihnen klar, daß ein großer Teil der westlichen Presse die Vermutung geäußert hat, daß ich hinter allem stecke? Weil ich dem Westen den Einfluß verüble, den er auf dieses Land ausübt. ›Denn sonst‹, sagen sie nicht unlogisch, ›würde er doch etwas unternehmen‹.«
»Ich kenne die Vorwürfe der Presse gegen Sie, aber ebenso wie das Außenministerium halte ich sie für Unsinn.
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