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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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fanatischen Randgruppen verbreitete, ein Netzwerk geschaffen hatte, ein schweigendes Kartell unzähliger, vielleicht Hunderter versteckter Firmen und Körperschaften, die alle unter dem Schirm seiner eigenen Geheimorganisation miteinander verbunden waren. Kendrick schilderte dann, wie sein alter israelischer Architekt Emmanuel Weingrass diese ungewöhnliche wirtschaftliche Konspiration in groben Umrissen vorhergesehen hatte. Darauf gebracht hatten ihn ursprünglich die gegen die Kendrick-Gruppe gerichteten Drohungen – Drohungen, denen er entgegengetreten war, indem er seinerseits dem Feind im Dunkeln die ungeheuerlichsten Vergeltungsmaßnahmen in Aussicht stellte. Und je mehr Manny erfahren hatte, um so fester war er überzeugt, daß die Verschwörung Realität war, immer weiter um sich griff und entlarvt werden mußte.
    »In der Rückschau bin ich nicht besonders stolz auf das, was ich getan habe«, fuhr Kendrick im schwachen Schein des Lagerfeuers und des flüchtigen Mondes fort. »Aber die Ereignisse schienen es zu rechtfertigen. Ich mußte ganz einfach fort von hier, also ließ ich die Firma im Stich und floh vor dem Kampf, dem wir uns, wie Manny behauptete, stellen mußten. Ich sagte ihm, seine Phantasie gehe mit ihm durch, er trinke zuviel und
halte die Schreckensbilder, die ihm sein Alkoholrausch vorgaukele, für Wirklichkeit. – Ich erinnere mich noch sehr gut an das, was er zu mir sagte. ›Könnte ich mir in meinen wildesten Träumen – oder, was noch weniger vorstellbar ist, könnten die sich einen Mahdi ausdenken? Was diese Mörder uns antaten, hat er getan.‹ Manny hatte damals und er hat auch heute recht. Die Botschaft wird gestürmt, mordgierige Irre töten unschuldige Menschen, und das Endgültige und Eigentliche wird proklamiert: ›Halt dich von uns fern, du Junge aus dem Westen. Komm rüber, und du bist die nächste Leiche, die aus einem Fenster fliegt.‹ Begreifen Sie, Achmad? Es gibt diesen Mahdi, und er vertreibt alle durch puren manipulierten Terror.«
    »Ich sehe, daß Sie davon überzeugt sind«, entgegnete der junge Sultan skeptisch.
    »Überall in Maskat stoße ich auf Verständnislosigkeit. Niemand begreift. Zwar finden sie weder einen Sinn darin noch eine Erklärung dafür, aber sie sind so verängstigt, daß sie sich geweigert haben, mit mir zusammenzukommen. Mit mir, einem Mann, mit dem sie seit vielen Jahren befreundet sind, mit dem sie gearbeitet, dem sie vertraut haben.«
    »Terror brütet Angst aus. Was haben Sie erwartet? Und da ist noch etwas. Sie sind ein als Araber verkleideter Amerikaner. Das allein muß sie erschreckt haben.«
    »Sie wußten ja nicht, was ich anhabe oder wie ich aussehe. Ich war eine Stimme am Telefon.«
    »Eine amerikanische Stimme. Ein weiterer Grund, sich zu fürchten.«
    »Ein Junge aus dem Westen?«
    »Es sind viele Leute aus dem Westen hier. Aber die Vereinigten Staaten haben – verständlicherweise -allen Amerikanern befohlen, das Land zu verlassen, und haben unseren Flughafen mit einem Boykott belegt. Keine amerikanische Maschine darf mehr landen. Ihre Freunde fragen sich, wie Sie hierhergekommen sind. Und warum. Da scheinbar lauter Irre das Straßenbild beherrschen, sind sie – ebenso verständlich – vielleicht nicht geneigt, sich in die Krise in der Botschaft hineinziehen zu lassen.«
    »Sie wagen es nicht. Weil Kinder bestialisch ermordet wurden – Kinder von Männern, die bereit waren zu handeln, die Sache in der Botschaft zu ihrer eigenen zu machen.«
    Achmad blieb wie erstarrt stehen, in seinen dunklen Augen
zeigte sich ein Ausdruck der Verwirrung und des Zorns. »Es hat Verbrechen gegeben, ja, und die Polizei tut, was sie kann, aber davon habe ich nichts gehört – nicht, daß Kinder ermordet wurden.«
    »Es ist aber wahr. Ein Mädchen wurde vergewaltigt, sein Gesicht entstellt. Einem Jungen wurde die Kehle aufgeschlitzt.«
    »Wenn das eine Lüge ist, sollen Sie verdammt sein! Ich mag hilflos sein, wo es um die Botschaft geht. Aber doch nicht draußen. Wer waren sie? Nennen Sie mir Namen.«
    »Die hat man auch mir nicht genannt, nicht die richtigen. Ich sollte sie nicht erfahren.«
    »Aber nur Mustafa kann es Ihnen erzählt haben. Niemand sonst war bei Ihnen.«
    »Ja, ich weiß es von Mustafa.«
    »Er wird es auch mir sagen, darauf können Sie Gift nehmen.«
    »Dann sehen Sie jetzt, wie die Sache läuft?« Kendricks Stimme klang beinahe flehend. »Es ist, wie ich sagte. Im Untergrund wird ein Netz geknüpft. Dieser Mahdi und seine

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