Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
zu verstehen, Manny. Evan versteht es, weil er weiß, daß es manchmal Dinge gibt, die ich nicht erklären kann.«
»Darf ein alter Mann, der sich auf Ihrem Gebiet recht gut auskennt, fragen, warum?«
»Wenn Sie damit Ihre Arbeit für die Mossad meinen, sollten Sie eigentlich nicht fragen müssen – entschuldigen Sie, wenn das ein bißchen schroff klingt. Es geht schlicht und einfach
darum, daß man nicht verraten kann, was man nicht weiß, und deshalb nur wissen sollte, was man unbedingt wissen muß.«
»Wegen der Wahrheitsdrogen?« fragte Weingrass. »Aber, aber, meine Schöne, wir sind nicht in den Hintergäßchen von Marrakesch oder in den Partisanenbergen von Aschot Yakov. Wer sollte uns hier mit Chemikalien vollpumpen?«
»Ich bin überzeugt, der junge Terrorist, den Evan identifiziert hat und der jetzt in eine Klinik in Virginia unterwegs ist, hat genauso gedacht, und doch wird spätestens nach vierundzwanzig Stunden sein ganzes Leben auf Band gespeichert sein.«
»Nicht zutreffend; entfällt«, erklärte Weingrass.
»Vielleicht, aber etwas anderes trifft zu. Seit sechs Stunden haben wir eine Spur – eine mögliche Spur -, die in höhere Regierungskreise führt, als es für uns alle wünschenswert wäre. Wenn wir uns irren, muß der Kongreßabgeordnete Kendrick ahnungslos bleiben, darf nichts davon wissen – und kann das dann auch mit bestem Gewissen behaupten. Und infolgedessen dürfen auch Sie nichts wissen, Manny.«
»Das Telefongespräch, das du im Flugzeug geführt hast«, sagte Kendrick und sah Kalaila eindringlich an, »das hatte nichts mit deinem Chef in Kairo zu tun, nicht wahr?«
Kalaila zuckte mit den Schultern, ließ seine Hand los und griff nach ihrem Glas, das auf dem Kaffeetisch stand. »Na schön, keine Einzelheiten«, fuhr Kendrick fort. »Aber reden wir einmal über die Wahrheit und vergessen alles, was ich reinen Gewissens behaupten kann oder auch nicht. Das ist mir nämlich verdammt egal. Was ist das für eine Wahrheit, hinter der du her bist? Gib mir einen Überblick- das Wort habe ich in Washington bis zum Erbrechen gehört. Was für Leute tun wem was an? Wer immer sie sind, sie haben meine Freunde getötet – unsere Freunde. Ich habe ein Recht, es zu wissen.«
»Ja, das hast du«, antwortete Kalaila bedächtig, stocksteif auf der Couch sitzend und abwechselnd von Kendrick zu Weingrass blickend. Am Ende ließ sie die Augen jedoch auf Kendrick ruhen. »Du hast es selbst gesagt, selbst gefragt – einen Teil der Wahrheit hast du selbst gefunden. Jemand hat die Mörder ins Land gelassen und ihnen die Möglichkeit gegeben zu morden. Sie hatten Pässe mit unbefristeter Aufenthaltserlaubnis, konnten sich ungehindert bewegen, und da ich mir sehr gut vorstellen kann, wie sie ausgesehen haben – da ich ihnen äußerlich
gleiche -, müssen die falschen Papiere sehr gut gewesen sein, um vor den Antiterror-Experten bestehen zu können, die wir und unsere Verbündeten hier und im Ausland überall da eingesetzt haben, wo die Einreise möglich ist – übrigens inklusive der Sowjets, möchte ich hinzufügen. Zu den Papieren kommt die Bereitstellung der erforderlichen Mittel – Waffen, Munition, Geld, Führerscheine und im voraus gemietete Wagen-, ohne die Terroristen nicht operieren können. Dringend erforderlich sind auch Wohnungen oder Häuser, wo sie sich verstecken und auf ihre >Einsätze< vorbereiten können, dazu bei uns hergestellte modische Kleidung. Es müssen im voraus Eisenbahnfahrkarten bestellt und Flüge gebucht werden, und irgend jemand muß die Tickets bereithalten und den Terroristen vor dem jeweiligen Bahnhof oder Flughafen übergeben, damit sie erst im letzten Moment dort erscheinen müssen. Ihr seht, nichts ist unwichtig für diese Leute, nichts darf dem Zufall überlassen werden, wenn sie ihre >Missionen< erfolgreich durchführen wollen.« Kalaila machte eine kurze Pause, ließ den Blick wieder zwischen den beiden Männern hin und her wandern und fuhr dann fort: »Irgend jemand hat sie mit allem ausgestattet, was sie brauchen, und wer immer das war – ob einer oder mehrere -, sitzt irgendwo in der Regierung und hat Zugang zu Dingen, die für einen gewöhnlichen Sterblichen unzugänglich sind. Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist, daß diese Leute gefunden werden.«
»Das hast du auch von denen gesagt, die das Oman-Dossier gestohlen haben.«
»Du glaubst, es sind dieselben Leute?«
»Glaubst du das denn nicht? Für mich ist es ziemlich
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