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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dir schon einmal gesagt. Dazu respektiere ich dich zu sehr, und auch das hast du schon von mir zu hören bekommen. Und was den armen, verwirrten, leidenden Mann anlangt – wer bemitleidet da eigentlich wen?«
    »So habe ich es nicht gemeint.«

    »Das weiß ich. Mir ist nur nicht ganz klar, wie du es gemeint hast.«
    »Das habe wiederum ich dir schon einmal gesagt. Ich suche kein schnelles Abenteuer. Nicht mit dir. Wenn ich nicht mehr haben kann, dann nehm’ ich’s natürlich, aber es ist nicht das, was ich will.«
    »Du redest zuviel, Evan.«
    »Und du weichst zuviel aus. Zwar hast du Manny gesagt, du seist sehr gradlinig, aber das stimmt nicht, du entwischst einem immer wieder. Seit mindestens sechs Wochen versuche ich, an dich heranzukommen, dich dazu zu bringen, daß du über uns sprichst, versuche ich die gläserne Wand zu durchbrechen, die du um dich gezogen hast, aber die schöne Dame sagt nein.«
    »Weil ich Angst habe, verdammt noch mal!«
    »Wovor?«
    »Vor uns beiden.«
    »Jetzt redest du zuviel.«
    »Gestern nacht hast du jedenfalls nicht geredet. Glaubst du, ich hätte dich nicht gehört? Hin und her vor meiner Tür, immer hin und her – wie ein Affe im Käfig.«
    »Warum hast du nicht aufgemacht?«
    »Warum hast du sie nicht eingetreten?« Sie lachten beide und lagen sich im nächsten Moment in den Armen. »Willst du etwas trinken?«
    »Nein, ich will dich.«
     
    Es war anders als in Bahrein. Nicht Verzweiflung und Angst und totale Erschöpfung, nicht das blinde Verlangen, das zwei Fremde einander in die Arme getrieben hatte, die Erlösung suchten in einer Welt, die dem Wahnsinn anheimgefallen war, sondern die Leidenschaft zweier Liebender. Auch jetzt war ihre Welt nicht heil, das wußten sie nur allzugut, doch sie hatten in sich selbst und einer im anderen eine gewisse Ruhe gefunden, und diese Erkenntnis erfüllte sie mit Wärme und Hoffnung, war wie ein Versprechen, wo früher nur Leere gewesen war.
    Sie schienen beide unersättlich. Leidenschaftliche Erfüllung, ruhige Gespräche, ab und zu ein Blick in Manny Weingrass’ Zimmer, wieder Gespräche, dann Körper, die zueinander drängten, der Erfüllung entgegenfiebernd, nicht voneinander lassen konnten, bis der Schlaf sie übermannte.

    Frühe Sonnenwärme ließ den Tag aufbrechen wie eine Knospe. Erschöpft, aber merkwürdig zufrieden in der warmen Höhle, in die sie sich geflüchtet hatten, streckte Kendrick die Hand nach Kalaila aus. Sie war nicht da. Er öffnete die Augen. Sie war wirklich nicht da. Er richtete sich auf die Ellenbogen auf, sah sich um. Ihre Kleider lagen auf einem Stuhl, und er konnte wieder atmen. Er sah, daß die Türen zum Badezimmer und zum Ankleideraum offenstanden, und dann erinnerte er sich und lachte leise und beschämt in sich hinein. Der Held von Oman und die erfahrene Geheimagentin aus Kairo hatten je nur eine Reisetasche auf die Bahamas mitgenommen und sie im Drang der Ereignisse entweder in Nassau im Polizeiauto oder in der F-106 vergessen. Sie hatten es beide nicht gemerkt, und erst im Bett hatte Kalaila verträumt gesagt: »Ich habe mir für diese Reise ein hinreißendes Nachthemd gekauft – mehr von Hoffnung als von realistischer Erwartung getrieben-, aber ich glaube, ich ziehe es jetzt an.« Dann hatten sie sich gegenseitig angesehen, mit offenem Mund und großen Augen. »O mein Gott!« hatte sie gerufen. »Wo, zum Kuckuck, habe ich – nein, haben wir unsere Taschen gelassen?«
    »Hast du was Belastendes drin gehabt?«
    »Nur das Nachthemd... Du liebe Güte, was sind wir doch für tolle Profis!«
    »Ich habe nie behauptet, daß ich ein Profi bin.«
    »Hast du in deiner Tasche was...«
    »Schmutzige Socken und eine Sexualfibel – was mehr der Hoffnung als realistischer Erwartung zuzuschreiben war.« Sie waren sich wieder in die Arme gefallen. »Du hättest das Nachthemd höchstens fünf Minuten angehabt, dann hätte ich’s dir vom Leib gerissen, und du hättest der Regierung den Verlust persönlichen Eigentums melden müssen. Ich habe dem Steuerzahler mindestens sechzig Dollar erspart. Komm her...«
    Kendrick stand auf und ging in den Ankleideraum. Er besaß zwei Bademäntel, einer fehlte. Kendrick ging ins Bad, duschte, rasierte sich und überschüttete sich aus Versehen mit viel zuviel Kölnischwasser. Er schlüpfte in den zweiten Bademantel und ging ins Wohnzimmer hinunter. Kalaila saß an dem schweren Kiefernholztisch mit der schwarzen Lederplatte und telefonierte. Sie sah ihn, lächelte kurz,

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